Zum Beginn der Konzertreihe vor 25 Jahren spielte das Philharmonische Klavierquartett Berlin. Zum Jubiläum eröffnet das Streichquartett die Veranstaltung.
„Kultureller Stein in der Brandung“25 Jahre Siegburger Resonanzen – Konzertreihe im Stadtmuseum eröffnet

Auftakt der Klassikreihe Resonanzen im Stadtmuseum in Siegburg mit den Berliner Philharmonikern.
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Vor 25 Jahren startete im Siegburger Stadtmuseum die Konzertreihe Resonanzen, die seitdem jährlich mit mehreren Aufführungen die hiesigen Musikliebenden beglückt.
Eine „Form von Beständigkeit, die es im Kultursektor leider gar nicht mehr so häufig gibt“ attestierte Vizebürgermeisterin Dr. Susanne Haase-Mühlbauer den „Resonanzen“, und sah die 25 Jahre als kulturellen „Stein in der Brandung“ angesichts des „Wegschrumpfens“ der Kultur in anderen Kommunen.
Lob für Siegburger Markus Bröhl, der die Konzertreihe ins Leben rief
Die Vorsitzende der Humperdinck-Freunde lobte coram publico die „gehörige Portion Idealismus“ des Siegburgers Markus Bröhl, der als junger Mann die Konzertreihe ins Leben rief und bis heute deren musikalischer Leiter ist. Bröhl zog es 2009 nach Berlin, die Reihe konnte aufrechterhalten werden, auch durch den „persönlichen Einsatz von Franz Huhn“, wie Bröhl betonte, und durch die Sponsoren wie der VR-Bank Rhein-Sieg sowie den Unternehmen Dr. Starck und Henrich.
Für den Resonanzen-Start vor 25 Jahren hatte Bröhl das Philharmonische Klavierquartett Berlin gewinnen können. Das ist ebenso ein Ensemble der Berliner Philharmoniker wie das Philharmonische Streichquartett Berlin, das am Freitagabend an gleicher Stelle die Jubiläumssaison eröffnete. Durchaus als Sympathiebekundung dürfen es die Siegburger und Bröhl empfunden haben, dass das Quartett wegen des besonderen Anlasses und besonderen Spielorts im Geburtshaus von Engelbert Humperdinck (1854-1921) dessen Streichquartett C-Dur op. 164 extra einstudierte.
Humperdinck vereint in Streichquartett verspielte Themen mit anspruchsvoller Ausführung
Das Stück war ein würdiger Auftakt und dürfte durchaus Demut geweckt haben angesichts der historischen Umgebung und der vier musikalischen Hochgewächse, die allesamt zur Stammbesetzung der Berliner Philharmoniker zählen. Nur scheinbar einfach hat Spätromantiker Humperdinck sein dreisätziges Werk arrangiert.
Vier Jahre vor seinem Tod, gereift und gefeiert an und wegen seiner Welterfolge „Hänsel und Gretel“ und „Königskinder“, schuf er ein Streichquartett von Innigkeit und Tiefe. Humperdinck schaffte den Spagat, verspielte und einfache Themen virtuos und technisch anspruchsvoll ausführen zu lassen.
Glanzpunkte durch Cello und Geige: Ein romantisches Miteinander entsteht
Glanzpunkte waren die Unisono-Passage durch Cello (David Riniker) und erster Geige (Helena Madoka Berg, die sich bei den insgesamt drei Werken den Platz links außen mit Dorian Xhoxhi teilte), die komplexen Solopassagen im ersten Satz (Allegro moderato) oder der Auftakt zum Mittelsatz der sich schlicht „Gemächlich“ nennt. Eine Seltenheit war dessen Beginn mit dem zarten und liedhaften Alleinspiel der Viola (Tobias Reifland) völlig ohne Begleitung, zu dem sich die Kollegen im Pizzicato gesellen und daraus ein romantisches Miteinander entstehen ließen. Der Bezeichnung des vierminütigen Schlusssatzes „Lebhaft“, den es später in der Zugabe noch einmal gab, redeten die Berliner hochvirtuos das Wort.
Rhythmische Vielfalt gab es bei Antonín Dvořáks (1841-1904) Streichquartett F-Dur op. 96, was dem Untertitel „Amerikanisches Quartett“ entsprach und in der vollbesetzten Aula farbenglühend umgesetzt wurde. Der Themenreichtum wie man ihn auch von Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ kennt, ließ einen allenfalls im Lento zur Ruhe kommen. Die Ruf-Antwort-Elemente des dritten Satzes dagegen hielten einen ebenso in Atem wie das finale „Vivace ma non troppo gerecht“, das durchaus die Rastlosigkeit in den Wolkenkratzer-Schluchten bebilderte.
Franz Schubert (1797-1828) hätte gewiss Freude gehabt an der Siegburger Interpretation seines Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“. Vor allem am blinden Verständnis und an der orchestralen Fülle, mit der die Vier das Haus fluteten. Die Spielfreude spiegelte sich in den Blicken zwischen den Akteuren. Der Wechsel zwischen der damals unüblichen Ruppigkeit zu melancholischen Passagen ging ans Gemüt und machte stolz, dabei gewesen zu sein.
Weitere Termine 2025:
- 2. Mai: Júlia Pusker (Violine), Julien Quentin (Klavier) „Ungarische Rhapsodie“
- 20. Juni: Evgenia Rubinova (Klavier) „Meditaion“
- 24. Oktober: Albrecht Mayer (Oboe), Theo Plath (Fagott), Fabian Müller (Klavier) „Miroirs“
- 21. November: Raphaël Feuillâtre (Gitarre) „Spanische Nacht“
- 13. Dezember: Calmus Ensemble (A cappella) „Christmas Lights“