Der KEC Fanclub Spich zählt zu den 34 offiziellen Fanclubs der Kölner Haie. Seit 1983 begeistern sich die Mitglieder fürs Eishockey.
KEC Fanclub in SpichTroisdorfer Haie-Fans hoffen weiter auf den Meistertitel

Viel Spaß haben die Fanclub-Mitglieder immer. Zum Rudelgucken trafen sich (v.l.) Angelika Mertens, Wulli Vogel, Dirk Walsdorf, Fabian Schmidt, Ralli Milatz, Rita Jany, Petra Hilgenstock und Carmen Ercken.
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Können die Haie das Ruder noch einmal herumreißen? Diese Frage treibt ein eingeschworenes Trüppchen von Eishockey-Fans in Spich während der laufenden Playoffs um die Deutsche Meisterschaft um. Beim dritten Spiel der Finalserie am Ostermontag sitzen Mitglieder des KEC Fanclubs Spich zusammen – alle im Haie-Trikot.
Clubmitglieder treffen sich in Troisdorf-Spich zum Rudelgucken
Wolfgang Vogel, genannt Wulli, hat unter seinem Carport fürs Rudelgucken einen großen Flachbildschirm aufgebaut. In einer Ecke baumelt ein Plüschtier-Hai mit rotem Fan-Schal unter der Decke. „Den habe ich adoptiert, der hängt das ganze Jahr über da“, erklärt Wulli lachend und wendet sich dem Grill zu. Vor dem Anpfiff gibt es Würstchen, Geflügel, Kartoffelsalat und Brötchen.

Der Hai im Carport zeigt, wem die Sympathien des Spicher Fanclubs gehören.
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„Wir sind kein klassischer Eishockey-Fanclub“, heißt es auf der Social-Media-Seite der Gruppe. Außer den Haien stehe die Gemeinschaft im Vordergrund und der Spaß. Letzteren kann auch der Treffer der Berliner Eisbären zum 1:0 nicht trüben. Schließlich sitzen erfahrene Karnevalistinnen und Karnevalisten am Tisch.
Fanclub stellte schon mehrmals das Spicher Dreigestirn
Der Club stellte schon zweimal das Spicher Dreigestirn. Vorsitzender Dirk Walsdorf war in der Session 2016/17 Prinz. Und voriges Jahr verkörperten Rita Jany und Wulli Vogel die Jungfrau respektive den Bauern in dem mit der Feuerwehr gebildeten „Löschhaie“-Trifolium. Klar, dass man alljährlich im Spicher Rosenmontagszug mit von der Partie ist, in der Vergangenheit schon mal Achterbahn oder als Waschstraße.

Haie-Fan vom Scheitel bis zur Sohle: Wulli Vogel hat ein Paar Haie-Badelatschen.
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Von Anfang 20 bis 83 Jahre reicht die Altersspanne unter den aktuell 17 Clubmitgliedern. Mit zehn zu sieben sind die Frauen in der Mehrheit. „Wir hoffen natürlich auf einen Sieg“, sagt Petra Hilgenstock zu Beginn des ersten Spiel-Drittels. Jany und Walsdorf tippen auf eine Entscheidung in der „Overtime“. Das Tippen der KEC-Ergebnisse ist ein Clubritual. Der Verlierer oder die Verliererin muss beim Tippspielfest das Bier zapfen.
Walsdorf hat eine Dauerkarte für die Heimspiele in der Lanxess-Arena. Gut in Erinnerung sind denen, die schon lange dabei sind, die Zeiten, als man – bisweilen mit einem Bierfässchen im Bollerwagen oder Glühwein in Thermoskannen – noch ins Stadion an der Lentstraße pilgerte. „Da konntest du vor lauter Rauch kaum das Tor auf der anderen Seite sehen“, erzählt Ralf „Ralli“ Milatz.

In Ehren gehalten wird das Trikot, das der Fanclub 2023 zum 40-jährigen Bestehen vom KEC geschenkt bekommen hat.
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Der Fanclub wurde 1983 gegründet. Die Wirtschaft, in der er seine Wurzeln hatte, existiert nicht mehr. Vereinslokal ist jetzt die Kneipe „Em Hüsje“ an der Spicher Hauptstraße. Der Club zählt zu den 34 offiziellen Fanclubs der Kölner Haie. Von denen gab es zum 40-jährigen Bestehen ein entsprechend beflocktes Trikot als Geschenk. Dirk Walsdorf besucht dreimal im Jahr die Treffen der Fanclub-Vorsitzenden. „Das ist immer interessant, weil da zum Beispiel auch mal die KEC-Geschäftsleitung dabei ist“, sagt der 43-Jährige.
Auf dem Eis fällt das 2:0 für die Berliner. Die Runde bleibt ruhig – und optimistisch. „Gegen Ingolstadt haben wir auch 2:0 hinten gelegen“, sagt Walsdorf gelassen, „das ist ja das Schöne im Eishockey, da kann sich in kurzer Zeit alles noch ändern.“

Der KEC Fanclub Spich hat sogar einen eigenen Puck gestaltet.
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Zu den Dingen, die sich bei den Spicher Haie-Freunden seit Jahren nicht ändern, gehört der Besuch eines Auswärtsspiels. „Einmal pro Saison fahren wir nach Bremerhaven, da sind wir schon sehr bekannt“, berichtet der Vorsitzende. Befürchtungen, mit den anderen Fans aneinander zu geraten, gibt es nicht. Unter den Zuschauern gehe es immer friedlich zu, in den Pausen stehe man zusammen und rede miteinander. „Wenn die Spieler sich auf dem Eis kloppen, reicht das“, sagt Hannah Walsdorf.
Selbst einmal beim Eishockey auf den Kufen gestanden hat keiner der Anwesenden. Aber der Club steht in engem Kontakt mit einem früheren KEC-Spieler. Christoph Jahns – „der war Vizemeister und ein Top-Verteidiger“ – unterstützt die Fans. So fungierte Jahns schon als Moderator beim Menschenkicker-Turnier, das der Fanclub jedes Jahr auf dem Bleimopsplatz in Spich ausrichtet. „Da kommen auch Haie-Fans aus Köln und Bonn hin“, berichtet Walsdorf.

Wolfgang Vogel, genannt Wulli, mit einem Trikot des Alt-Haie-Profis Christoph Jahns.
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Inzwischen hat das zweite Drittel begonnen und das 3:0 für Berlin fällt. Die Haie kriegen an diesem Tag einfach keine Schnitte gegen die Eisbären. Unterm Carport wird diesmal nur für ein Erinnerungsfoto gejubelt. Die Hoffnung auf den Gewinn des Meistertitels besteht natürlich fort. Und wenn es nichts damit wird: Spätestens beim nächsten Menschenkicker-Turnier am Samstag, 26. Juli, werden die KEC-Fans aus Spich wieder viel Spaß haben.