Nach dem Schiedsrichter-Blackout zu Lasten des 1. FC Köln im Pokal gegen Bayern nehmen Diskussionen über den VAR an Fahrt auf.
Nach klarer FehlentscheidungDiskussionen über VAR nehmen an Fahrt auf – Kölns Bülter fühlt sich verschaukelt

Stand zwar im Abseits, doch sein Tor zählte: Luis Diaz gleich hier für den FC Bayern in Köln zum 1:1 aus. Ein Videoschiedsrichter war nicht im Einsatz.
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Wer Michael Trippel kennt, der spürte schon bei seinen ersten Durchsagen in der Halbzeitpause im Zweitrunden-Pokalspiel gegen den FC Bayern (1:4), dass sich das gewaltig etwas beim langjährigen Stadionsprecher des 1. FC Köln aufgestaut hatte. Und das musste dann eben auch öffentlich raus. „Das 1:1 zeigen wir Ihnen nicht, da sieht man die Abseitsstellung sehr deutlich“, konnte sich Trippel dann nicht mehr zurückhalten, als auf den Videowänden die Höhepunkte der ersten Hälfte liefen. Und erntete dafür Applaus.
Was Trippel meinte, war das Ausgleichstor der Bayern durch Luis Díaz in der 36. Minute. Nach einem Schuss von Josip Stanisic ließ FC-Keeper Ron-Robert Zieler den Ball nach vorne prallen, Díaz drückte ihn freistehend über die Linie. Nur stand der Kolumbianer dabei einen guten Meter im Abseits – unübersehbar für alle im Stadion, nur nicht für die Unparteiischen um Schiedsrichter Tobias Welz. Und weil in der zweiten Runde des DFB-Pokals kein Videobeweis eingesetzt wird, blieb die Fehlentscheidung bestehen. Die Kölner tobten, der bis dato überraschte und strauchelnde große Favorit aus München durfte sich über ein geschenktes Tor freuen. „Heute hätten wir den VAR wirklich mal gebraucht. Bei einem Meter hätte ich mir aber gewünscht, dass das erkannt wird“, sagte Torhüter Zieler.
1. FC Köln: Lukas Kwasniok findet eine treffende Analogie
Sein Trainer Lukas fand eine treffende Analogie – und jetzt ging es um Grundsätzliches. „Wenn du immer mit Navi fährst, verlernst du irgendwann die Straßen“, sagte er. „Die Schiedsrichter verlassen sich sonst auf den VAR – und plötzlich ist er nicht da. Das beeinflusst die Wahrnehmung.“ Sein Urteil aber auch ohne Mitwirken des Videoschiedsrichters: „Ich finde, dass der Schiedsrichter das sehen kann, wenn nicht sogar sehen muss.“
In der Halbzeit richtete sich der Ärger nicht nur gegen die Szene selbst, sondern auch gegen die Haltung des Schiedsrichters. „Ich habe ihm schon auf dem Spielfeld gesagt, dass es Abseits war. Dann habe ich ihn in der Halbzeit drauf angesprochen, er hat mir gesagt, dass er es sich nicht angeguckt hat. Ich glaube, da sollte man einfach ehrlich sein. Da wollte er mich ein Stück weit für doof verkaufen“, fühlte sich Angreifer Marius Bülter etwas verschaukelt.
Welz' Linie sorgte insgesamt für Kopfschütteln. Während Kölns Senkrechtstarter Said El Mala schon in der dritten Minute Gelb sah, durfte Bayerns Michael Olise nach einem harten Einsteigen gegen Kristoffer Lund, lautstarken Reklamationen und des Ausziehens des Trikots ohne Verwarnung weiterspielen. Das hatte zwar nichts mit dem Ausgang der Partie zu tun, sorgte im Kölner Lager aber dennoch für Verdruss.
Bayerns Sportvorstand Max Eberl zeigte nach Abpfiff zumindest Verständnis für die Lage der Unparteiischen – und hat offenbar auch nichts gegen eine Reform und für des Einsatzes der Technik bereits vor dem Achtelfinale: „Wenn du ein ganzes Jahr mit VAR spielst, verlierst du vielleicht ein Stück Routine. Das ist menschlich – aber im Pokal fällt es dann umso mehr auf.“ Kaufen konnte sich der 1. FC Köln für das Verständnis aber auch nichts mehr.


