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Trainer will Euphorie „nicht bremsen“Kwasniok besteht FC-Test und reist mit breiter Brust nach Leipzig

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18.09.2025, xophax, Fussball 1.Bundesliga, 1.FC Köln Rhein Energie Stadion Pressekonferenz vor dem Leipzig Spiel Trainer Lukas Kwasniok Köln *** 18 09 2025, xophax, Soccer 1 Bundesliga, 1 FC Köln Rhein Energie Stadion Press conference before the Leipzig match Coach Lukas Kwasniok Cologne

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Kölns Coach kennt das Gründungsdatum des Klubs. Linton Maina winkt Samstag in Leipzig eine neue Chance.

Die Präsidentschaftskandidaten des 1. FC Köln waren an der Frage noch kläglich gescheitert, Lukas Kwasniok dagegen zeigte sich am Donnerstag gut vorbereitet. Wenngleich das natürlich auch etwas einfacher war drei Tage nach der „Wahlarena“ des Klubs und deshalb das Überraschungsmoment fehlte. „Ich kann es gerne sagen: Es war der 13. Februar 1948. Es ist von Vorteil, wenn man es weiß“, sagte Kwasniok, als er auf das FC-Gründungsdatum angesprochen wurde.

Bei der Beantwortung dieser Frage hatten sich die Präsidentschaftskandidaten Jörn Stobbe, Georg Adenauer und Wilke Stroman am Montag noch blamiert. Das Echo war immens. Es war eben ein bisschen so, als ob man das Geburtsdatum des eigenen Kindes nicht kennen würde. Kwasniok gab sich keine Blöße und bestand den FC-Test. Auch wenn ihn der Wahlkampf nicht tangiere, wie er sagte: „Ich habe genug mit der Mannschaft, dem Gegner und dem Trainerteam zu tun.“ Aber man bekomme die Themen halt am Rande mit. Sein Credo: „Man muss nicht allwissend sein – nur gut vorbereitet.“

Das war Kwasniok. Und noch mehr auf das kommende Spiel am Samstag (18.30 Uhr) bei RB Leipzig. In das kann der mit sieben Punkten gestartete FC mit Zuversicht und Selbstvertrauen gehen. Waren die Kölner in den vergangenen Jahren in Leipzig noch stets krasser Außenseiter, trauen dem Kwasniok-Team nicht wenige eine Überraschung zu.

Der gebürtige Leipziger und frühere RB-Spieler Tom Krauß sprach davon, dass man mit einer „breiten Brust“ in die Begegnung gehe. Das mit der „breiten Brust“ sah auch Kwasniok zumindest aktuell so: „Egal, wo wir hinfahren, egal wer zu uns kommt: Das haben wir uns erarbeitet, das haben sich die Jungs erarbeitet. Und ich will auch sehen, dass wir mit breiter Brust auftreten.“ Allerdings fügte der 44-Jährige sofort hinzu, dass keiner im Team nun die Bodenhaftung verlieren werde: „Wir dürfen uns nicht größer machen, als wir sind. Wir sind Underdog, und in dieser Rolle fühlen wir uns wohl. Aber wir müssen uns auch nicht kleiner machen, als wir sind.“

Wir sind Underdog, und in dieser Rolle fühlen wir uns wohl. Aber wir müssen uns auch nicht kleiner machen, als wir sind
FC-Trainer Lukas Kwasniok

Vergleicht man die Kaderwerte der beiden Klubs, bleiben indes die Unterschiede. Während der FC-Kader mit einem Gesamtwert von 77,45 Millionen Euro taxiert wird, kommt der der Sachsen auf 340,75 Millionen Euro. Doch in der Tabelle hat Leipzig bis dato einen Punkt weniger als Köln. Nach dem 0:6 zum Auftakt gegen Bayern gewann RB gegen Heidenheim 2:0 und danach 1:0 in Mainz. „Die Leipziger haben zuletzt wenig zugelassen, weil sie sehr gut gegen den Ball gearbeitet haben. Zudem haben sie einige gute Spieler – nicht verwunderlich, wenn man ein paar Mark in der Tasche hat, die man auf dem Markt investieren kann.“ Da war er dann doch, der erste Fehler von Kwasniok am Donnerstag: Auch in Leipzig ist bekanntlich seit geraumer Zeit der Euro die Währung.

1. FC Köln: Maina zurück im Kader und womöglich sogar in der Startelf

Der für einen Aufsteiger stattlich verstärkte Kader der Kölner führt aber zu der Konsequenz, dass Kwasniok wöchentlich harte Kader-Entscheidungen treffen muss. „Wenn morgen weiter alle grünes Licht geben, habe ich die ehrenvolle Aufgabe, zwei aus dem Kader zu streichen“, sagte Kwasniok. Zuletzt hatte es Jusuf Gazibegovic, Dominique Heintz und Linton Maina getroffen. Die Aussagen von Kwasniok deuten darauf hin, dass Maina ins Aufgebot zurückkehrt.

„Ich werde den Teufel tun und Linton fallen lassen. Ich will ihn ans Limit pushen“, sagte Kwasniok. Jedoch sei er sicher, dass Maina eben noch nicht an diesem absoluten Limit sei. „Er war in der vergangenen Saison ein wichtiger Faktor, da haben wir aber auch in der 2. Liga gespielt. Jetzt sind wir in der Bundesliga.“ Und auch deshalb fand sich der Flügelspieler, der unmittelbar nach dem Aufstieg erst seinen ursprünglich auslaufenden Vertrag verlängert hatte, zuletzt für viele überraschend nicht im Aufgebot wieder. Doch nun überlegt Kwasniok sogar, den 26-Jährigen von Beginn an zu bringen. Das würde jedenfalls zum manchmal unberechenbar agierenden Coach passen, der zuletzt auch so mit Denis Huseinbasic verfuhr.

El Mala vorerst weiter in der Joker-Rolle – Zwei Optionen für die Abwehr

Senkrechtstarter Said El Mala (19) dürfte vorerst die Rolle einnehmen, die derzeit noch zu ihm und dem Kölner Spiel am besten zu passen scheint: die des Jokers, der das Spiel noch einmal verändern kann. „Said bringt uns in der Offensive eine Qualität, die es ganz selten gibt, weil er dribbeln kann und dabei sehr schnell ist, ohne aber das Ziel aus den Augen zu verlieren. Aber zum Fußball gehört auch, dass du in die andere Richtung arbeiten musst. Und das ist zu Beginn noch wichtiger als in der letzten halben Stunde, wenn du darauf hoffen kannst, dass der Gegner ein bisschen müde ist“, erklärte Kwasniok.

Wir wollen die Leute doch euphorisieren, also will ich sie da auch gar nicht bremsen.
Lukas Kwasniok

Dessen vordringliche Aufgabe ist jetzt eine andere: Nach dem Ausfall von Rav van den Berg, der an der Schulter operiert wurde, muss er den Defensiv-Verbund neu besetzen. Und hat folgende Optionen: Er könnte wie beim 3:3 in Wolfsburg auf eine Dreierkette mit Joel Schmied, Timo Hübers und dann Krauß setzen. Oder aber er kehrt zur Viererkette zurück, die neben Hübers und Schmied Sebastian Sebulonsen auf rechts und Kristoffer Lund oder eben Maina auf links komplettieren würden. Zudem hat Kwasniok Cenk Özkacar und Dominique Heintz in der Hinterhand. Eines indes wird der Trainer nicht tun: die Euphorie bremsen, die beim FC zu spüren ist. „Wir wollen die Leute doch euphorisieren, also will ich sie da auch gar nicht bremsen“, sagte Kwasniok. Tritt seine Mannschaft weiter so erfolgreich auf, würde ihm das wohl auch nicht gelingen.