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Einigung erzieltFlorian Wirtz vor Wechsel von Bayer 04 zum FC Liverpool

Lesezeit 3 Minuten
Florian Wirtz wird Leverkusen verlassen und sich dem FC Liverpool anschließen

Florian Wirtz wird Leverkusen verlassen und sich dem FC Liverpool anschließen

Das Rheinland dürfte einen einzigartigen Spieler verlieren. Leverkusens Florian Wirtz steht vor einem Wechsel zum FC Liverpool. Der 1. FC Köln verdient dabei mit. 

Was sich seit Wochen ankündigte, ist nun Realität: Florian Wirtz wird nach übereinstimmenden Medienberichten Bayer Leverkusen verlassen und seine Karriere beim FC Liverpool fortsetzen. Der Offensivspieler unterschreibt einen Vertrag voraussichtlich bis 2030 – das Ablösepaket beträgt 150 Millionen Euro. Es setzt sich aus einer Fixsumme und Bonuszahlungen zusammen.

Etwa 140 Millionen Euro sollen über die nächsten fünf Jahre an die Leverkusener fließen, weitere zehn Millionen Euro können durch außerordentliche Erfolge hinzukommen. Damit markiert der Transfer nicht nur den höchsten Verkauf für die Bundesliga, sondern auch den teuersten Einkauf der Premier League. Die formelle Einigung soll in den nächsten Tagen erfolgen und öffentlich gemacht werden.

Leverkusens Meisterteam fällt auseinander

Mit dem Abgang von Trainer Xabi Alonso, der sich zu Real Madrid verabschiedet hat, dem Wechsel von Rechtsverteidiger Jeremie Frimpong, ebenfalls in Richtung Anfield Road, sowie dem Weggang von Jonathan Tah zum FC Bayern München zerfällt unterm Bayer-Kreuz binnen kürzester Zeit ein Teil der Achse, die Leverkusen in der Saison 2023/2024 zu nie dagewesenem Glanz geführt hatte. Nie zuvor war es einem Bundesligisten gelungen, eine komplette Bundesliga-Spielzeit ohne Niederlage zu absolvieren – Leverkusen tat es, unter der präzisen Regie seines baskischen Trainers und einem der wohl begabtesten deutschen Mittelfeldspielers seit vielen Jahren.

Wirtz' Entwicklung vom Rohdiamanten zum Weltklasseakteur verlief rasant. Im Januar 2020 wechselte der Angreifer für eine Ablöse von 200.000 Euro vom rheinischen Rivalen 1. FC Köln ins benachbarte Leverkusen. Ein Schritt, der für reichlich Missstimmung sorgte. In Köln fühlte man sich übergangen, fast schon betrogen. Schließlich existierte eine alte Absprache zwischen den beiden rheinischen Rivalen sowie Borussia Mönchengladbach, einander beim Scouting der Jugendspieler nicht ins Gehege kommen. Wirtz’ Wechsel hebelte das Übereinkommen aus.

Doch Leverkusen setzte auf das Ausnahmetalent. Unter Peter Bosz feierte der Teenager sein Debüt in der Bundesliga und nur einige Zeit später erzielte Wirtz sein erstes Tor – ausgerechnet gegen den FC Bayern. Es folgten Jahre stetiger Entwicklung. 

Wirtz mit beeindruckender Statistik

Mit dem Amtsantritt von Xabi Alonso im Oktober 2022 begann eine neue, am Anfang aber doch unerwartete Phase – für den Klub wie für Wirtz. Leverkusens Spielsystem gewann an Struktur und Tempo, Wirtz übernahm mehr Verantwortung und wurde zum zentralen Impulsgeber. Als klassischer Spielmacher, der in engen Räumen Lösungen fand und im Umschaltspiel das Tempo vorgab, war er der Taktgeber einer Mannschaft, die sich nicht nur durch Ballbesitz, sondern durch Ideenreichtum und Kreativität auszeichnete.

Die Zahlen sind eindrucksvoll: In 197 Pflichtspielen war Wirtz an 122 Toren beteiligt – 57 Treffer erzielte er selbst, 65 bereitete er vor. Dass ein Klub wie der FC Liverpool nun beherzt zugreift, ist folgerichtig. Für Liverpool-Trainer Arne Slot wird Wirtz weit mehr sein als ein Element der Kaderverbreiterung – vielmehr dürfte er ein Schlüsselspieler beim Neuaufbau in der Post-Klopp Ära werden. Für Bayer Leverkusen bedeutet der Abschied hingegen einen schmerzhaften Verlust. 

Der 1. FC Köln verdient mit

Auch der 1. FC Köln dürfte an dem Transfer mitverdienen. Die Frage ist jedoch, in welcher Höhe. Denn fünf Prozent der Ablösesumme wird laut Solidaritätsmechanismus an die Ausbildungsklubs gezahlt, die die Spieler zwischen dem 12. und 23. Lebensjahr ausgebildet haben. Der FC bildete Wirtz bis zum Ende seines 16. Lebensjahres aus, dann wechselte er nach Leverkusen.

Demnach ständen den Kölnern in mindestens 1,5 Prozent der Ablöse zu. Das wären etwas mehr als zwei Millionen Euro. Doch ob sich der FC damit zufriedengibt, bleibt fraglich. Falls der FC seinen Status als alleinigen Ausbildungsklub argumentieren kann, um die weiteren 3,5 Prozent ausgezahlt zu bekommen und die Fifa den Sachverhalt entsprechend bewertet, könnte der FC bis zu 7,5 Millionen Euro mitverdienen.