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Trump-Vize zu Fans„Sie müssen nach Hause zurückkehren“ – Vance warnt WM-Besucher vor US-Aufenthalt

Lesezeit 4 Minuten
06.05.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump (M) spricht während einer Sitzung der FIFA-Task Force im East Room des Weißen Hauses während US_Vizepräsident JD Vance und FIFA-Präsident Gianni Infantino (r) zuhören. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

US-Präsident Donald Trump (M.) spricht am Dienstag (6. Mai) während einer Sitzung der FIFA-Task Force im Weißen Haus, während US-Vizepräsident J.D. Vance (l.) und Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.) zuhören. 

Die Fußball-WM 2026 wird in den USA stattfinden. Die Trump-Regierung dürfte bei Fans nicht den allerbesten Eindruck hinterlassen haben.

Die USA sind in nächsten Jahr Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft. Vom 11. Juni bis zum 19. Juli findet der 2026 FIFA World Cup, wie die WM offiziell heißt, auf dem nordamerikanischen Kontinent statt. Kanada und Mexiko sind zusammen mit den Vereinigten Staaten Gastgeber des Mega-Sportevents – was angesichts der derzeitigen Spannungen zwischen den Ländern nicht ganz einfach werden dürfte.

Am Dienstag (6. Mai) besuchte Fifa-Chef Gianni Infantino die US-Regierung. US-Präsident Donald Trump hatte sich selbst zum Vorsitzenden der Task Force des Weißen Hauses für das Turnier ernannt. Die Regierung feierte den Aufenthalt des Fifa-Chefs und das bevorstehende Turnier auch auf den Kanälen in den sozialen Medien.

Die Töne, die von Trump und seinem Vize J.D. Vance zu hören waren, dürften allerdings Fußballfans auf der ganzen Welt leicht verstören. Trumps Worte klangen bei dem gemeinsamen Presse-Briefing mit Infantino im Weißen Haus zunächst freundlich: „Wir können es kaum erwarten, Fußballfans aus der ganzen Welt willkommen zu heißen“, sagte Trump.

Jeder Teil der US-Regierung arbeite daran, dass das Turnier sicher und erfolgreich verlaufen werde und dass diejenigen, die für die WM in die USA reisten, „während ihres gesamten Besuchs einen reibungslosen Aufenthalt haben“, so Trump weiter.

J.D. Vance: WM-Besucher müssen unbedingt wieder abreisen

Daraufhin erklärte Vance allerdings, dass ausländische Besucher zwar willkommen seien. Sie müssten nach dem Turnier aber wieder abreisen. „Ich weiß, dass wir Besucher aus fast 100 Ländern haben werden. Wir wollen, dass sie kommen. Wir wollen, dass sie feiern. Wir wollen, dass sie sich die Spiele ansehen“, sagte Vance: „Aber wenn die Zeit um ist, müssen sie nach Hause fahren. Andernfalls müssen sie mit Ministerin Noem sprechen.“ Kristi Noem ist die US-Ministerin für Heimatschutz und für Abschiebungen zuständig.

Vance's Äußerung sollte wohl nach einem Scherz klingen, dürfte aber in vielen Teilen der Welt nicht gerade als Gastfreundschaft verstanden werden. Fifa-Chef Infantino sprach der Trump-Administration dessen ungeachtet sein Vertrauen aus und sagte: „Jeder, der hierherkommen möchte, um sich zu amüsieren, Spaß zu haben und den Fußball zu feiern, wird das tun können.“

Trump wusste nicht, dass Russland von WM ausgeschlossen ist

Darüber hinaus musste Infantino den US-Präsidenten aufklären, dass Russland wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht an der WM teilnehmen darf. Auf eine Journalisten-Frage zeigte sich Trump ahnungslos und fragte Infantino, ob Russland tatsächlich ausgeschlossen sei. „Sie dürfen vorerst nicht spielen, aber wir hoffen, dass Frieden einkehrt, sodass Russland wieder aufgenommen werden kann“, antwortete der Fifa-Boss, ohne die Miene zu verziehen.

Trump sagte daraufhin: „Das ist möglich. Hey, das könnte ein guter Anreiz sein, oder?“ Infantino sei „der Boss“, wenn es um die Entscheidung über die Beteiligung Russlands gehe, und er selbst habe „nichts zu tun“ mit der Forderung nach einer Wiederzulassung der Russen, so Trump weiter.

Fußball-WM 1994 in den USA

Zum ersten und gleichzeitig auch bislang letzten Mal war eine Fußball-WM 1994 in den USA ausgetragen worden. Der Sportart sollte zu mehr Popularität verholfen werden. Damals siegte Brasilien im Finale, das im kalifornischen Pasadena gespielt wurde, gegen Italien. Zu dieser Zeit war der Demokrat Bill Clinton Präsident. Da viele in den USA lebenden Einwanderer aus fußballbegeisterten Ländern stammten, wurde die WM als Symbol einer pluralistischen und offenen Gesellschaft wahrgenommen.

Die WM 2026 steht dank der Trump-Administration unter gänzlich anderen Vorzeichen. Deren strikte und auch erratische Einwanderungspolitik sendet das gegenteilige Signal aus. Die rund elf Millionen Menschen, welche ohne legalen Aufenthaltsstatus in den USA leben, müssen seit Trumps Amtsantritt im Januar stetig Angst vor Abschiebung haben.

Touristen meiden die USA aus Angst vor Abschiebehaft

Bei Touristen führt Trumps Politik dazu, die USA zu meiden, darauf weisen Statistiken hin. Auch das Auswärtige Amt hatte seine Reisehinweise für die Vereinigten Staaten aktualisiert und ergänzt. Immer wieder gibt es Berichte von Festnahmen von Ausländern bei der Einreise. Auch Deutsche waren bereits in US-Abschiebehaft gelandet.

Europäischen Wissenschaftlern wurde die Einreise in die USA verweigert, weil sie sich kritisch über Trump geäußert hatten. Insbesondere Angehörige von Gruppen wie der LGBTQ+-Community, denen Trump in seinem Feldzug gegen „Wokeness“ den Kampf angesagt hat, schrecken vor US-Reisen zurück.

Ob die jüngsten Äußerungen von Trump und seinem Vize dienlich sind, ein internationales und buntes Sport-Event mit Gästen aus aller Welt auszurichten, bleibt abzuwarten. Gianni Infantino und seine Fifa haben allerdings bereits in der Vergangenheit mehr als deutlich gezeigt, dass ihnen demokratische Verhältnisse und Diversität bei den Gastgeberländern nicht ganz so wichtig sind. (mit dpa)