Die Kölner Haie haben eine Spielzeit hinter sich, die bis auf die letzten drei Spiele gegen den neuen und alten Meister Berlin überzeugend war.
Einbruch gegen BerlinEine starke Saison für die Kölner Haie – bis auf den Kollaps im Finale

Spieler der Kölner Haie stehen nach der Niederlage zusammen auf dem Eis.
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Bei der Siegerehrung ließ sich Kari Jalonen die Silbermedaille nicht um den Hals hängen. Der Haie-Coach nahm sie am Freitagabend auf dem Eis der ausverkauften Berliner Arena mit der Hand entgegen und steckte sie in seine Jackentasche. Man konnte das gut verstehen. Denn welcher Eishockey-Trainer lässt sich schon gern dreimal hintereinander in einem Playoff-Finale mit 0:7 abfertigen?
Historisches Debakel gegen dominante Eisbären
Genau das passierte Jalonens Kölner Haien, die Spiel drei, vier und fünf der Serie gegen die Eisbären Berlin mit diesem deprimierenden Ergebnis verloren – und jeweils vor dem Gegner kapitulierten, der am Ende die elfte deutsche Eishockey-Meisterschaft vor seinen Fans feierte und sie dem im Januar verstorbenen Teamkollegen Tobias Eder widmete.
„Wir hatten nichts mehr übrig am Ende, nicht mehr viel im Tank“, sagte KEC-Kapitän Moritz Müller. 0:21 Tore in drei Finalspielen – so schlecht verkaufte sich nie zuvor eine Mannschaft in einem DEL-Endspiel. Auch vorher in der Bundesliga, in der 1981 Playoffs eingeführt wurden, gab es solche Ergebnisse nicht.
Im Finale fehlt die Kraft gegen Berlin
Dass Müller und seine Teamkollegen sowohl physisch als auch mental am Ende waren, war nicht zu übersehen. So schlichen der 38-jährige Müller und sein Defensivpartner Brady Austin, zuvor die effektivsten Verteidiger des KEC, nur noch über das Eis – und sie waren damit nicht die einzigen. Wie zu hören war, ging nicht nur Müller angeschlagen aufs Eis; in seinem Fall war es die Schulter. Auch die Stürmer Alexandre Grenier, Gregor MacLeod, Justin Schütz und Josh Currie schlugen sich mit Blessuren herum, wegen derer sie in der Hauptrunde sicher pausiert hätten. Und eine Hand des finnischen Angreifers Juhani soll so geschwollen gewesen sein, dass sie kaum in den Handschuh passte.

Trainer Kari Jalonen von Kölner Haie verfolgt das Spiel.
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Es schien, als hätten sie sich alle zusammen zuvor in der Halbfinal-Serie gegen den Hauptrunden-Primus ERC Ingolstadt derart verausgabt und ans Limit gespielt, dass in der Finalserie das System kollabierte – nicht nur wegen der allgemeinen Erschöpfung, sondern vor allem auch deshalb, weil Jalonens defensives, auf Konter ausgerichtetes Mauer-Konzept nicht mehr aufging. Berlin beging deutlich weniger defensive Fehler als zuvor Ingolstadt, war zudem schneller, auch gedanklich, und trickste die Haie immer wieder aus, deren Chancenverwertung zudem nicht so effektiv war wie auf dem Weg ins Finale
Hinzu kam, dass KEC-Goalie Julius Hudacek nicht so überragend hielt wie in den Serien zuvor. Auch beim Viertelfinal-Erfolg des KEC gegen Bremerhaven war er die Säule des Kölner Spiels gewesen. Umso bitterer war es für den Torhüter, dass ihn Jalonen am Freitag in Berlin in der vierten Minute beim Stand von 0:2 gegen Tobias Ancicka tauschte. Da der 36-jährige Slowake beim KEC dem Vernehmen nach keinen neuen Vertrag erhält, bescherte ihm der finnische Coach so einen sehr traurigen Abgang.
In den nächsten Tagen werden die Dinge nun ihren gewohnten Lauf nehmen. Es folgen die Saisonabschluss-Gespräche des Klubs mit den Spielern – und irgendwann in näherer Zukunft werden die Haie weniger frustriert auf eine DEL-Saison zurückblicken, die bis auf die letzten drei Spiele sehr erfreulich für sie war. Die Fans waren sofort imstande, nur das Gute zu sehen. Sie empfingen die Kölner Mannschaft am frühen Samstagmorgen mit viel Jubel, als sie aus Berlin an der Deutzer Kölnarena 2 ankam.