Nach der Corona-Erholung setzt sich das Kölner Unternehmen neue Ziele. Auch der Plan zum Bau einer neuen Hauptverwaltung soll nun umgesetzt werden.
Neue UnternehmensstrategieWie die Kölner Messe zum weltweiten Spitzen-Standort werden will

Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse, auf dem LVR-Turm vor dem Messegelände.
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Trotz geopolitischer Spannungen, weltweit schwacher Konjunktur, Kostendruck bei Unternehmen und Konsumflaute bei Verbrauchern ist die Kölner Messe gut durch ihr Jubiläumsjahr 2024 gekommen. Mit einem Umsatz von 365,8 Millionen Euro blieb unter dem Strich ein Gewinn von 21,3 Millionen, wie Finanzchefin Silke de Witt bei der Vorlage der Bilanz ausführt.
2,1 Millionen Besucher kamen zu den Veranstaltungen
Im Jahr 2023 war noch ein Rekordergebnis von 42 Millionen Euro erreicht worden. Grundsätzlich sind allerdings die geraden Jahre für die Messe turnusgemäß die schwächeren, weil einige Großveranstaltungen wie etwa die Anuga nur alle zwei Jahre stattfinden.
„Unsere Entwicklung zeigt: Wer mutig investiert, innovativ bleibt und konsequent auf die Zukunft setzt, wird auch in einem anspruchsvollen Marktumfeld belohnt“, sagt Messechef Gerald Böse.
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Insgesamt kamen 2,1 Millionen Besucherinnen und Besucher auf die Veranstaltungen in Köln und an anderen Standorten weltweit, wo die Kölner Messe aktiv ist. An den global insgesamt 76 Veranstaltungen beteiligten sich mehr als 34.500 Aussteller aus 106 Ländern.
Zu den Highlights am Stammsitz Köln gehörten Branchenflaggschiffe wie die Süßwarenmesse ISM, die Gartenmöbelmesse Spoga + Gafa, die Computerspielemesse Gamescom, die Digitalvermarktungsmesse Dmexco sowie die Büromöbelmesse Orgatec. Messegeschäftsführer Oliver Frese betont, dass es gelungen sei, trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten die Verträge wichtiger Leitmessen zu verlängern – darunter unter anderem die besonders besucherstarke Gamescom, die Dmexco und die Dentalmesse IDS.
Vor allem im Ausland will das Unternehmen, dessen Hauptanteilseigner die Stadt sowie das Land NRW sind, weiter deutlich wachsen. In einigen Regionen sei die Wachstumsdynamik deutlich höher als in Deutschland, davon wolle auch die Messe profitieren. Acht neue Veranstaltungen hat die Messe erfolgreich etabliert, darunter auch der Ableger Gamescom Latam im Juni 2024 im brasilianischen São Paulo mit 100.000 Besucherinnen und Besuchern. Im laufenden Jahr soll es neun neue Auslandsmessen geben. Es handelt sich um Ableger der Kölner Messen, die dann wieder Besucher nach Köln locken sollen. Eine Konkurrenz zu den Kölner Veranstaltungen stellten sie laut Messe nicht dar. Der Auslandsanteil am Umsatz der Messe beträgt aktuell etwa elf Prozent, soll aber weiter steigen.
Zwei neue Formate für die Möbelbranche
Mit Blick auf den Heimatstandort Köln bleibt das Aus für die Internationale Möbelmesse (IMM) ein Wermutstropfen. Hauptgrund ist zum einen die schwache konjunkturelle Lage, unter der auch die Einrichtungsbranche zu leiden hat. Aber auch innerhalb der Hersteller gab es unterschiedliche Interessen zwischen Premium- und Massensegment. Für sie wurden zwei neue Formate entwickelt: Ab diesem Oktober gibt es alle zwei Jahre eine Messe für Premium-Möbel. Die sogenannte IDD Cologne wechselt sich mit der Orgatec ab. Und ab 2026 findet im Januar jährlich eine IMM für den eher konsumorientierten Markt statt. Bislang sei das Werben um Teilnehmer herausfordernd, sagt Oliver Frese. „Diese Messe ist eine Art Start-up und wie jede neue Messe muss auch sie neu erfunden werden“.

Blick auf einen Teil des Geländes de Kölner Messe
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Für 2025 und mit Blick auf die kommenden zehn Jahre hat die Messe sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Im laufenden Jahr soll der Umsatz bei 450 Millionen Euro liegen – trotz weiterhin herausfordernden Rahmenbedingungen. Beim Ergebnis will man auf dem Niveau von 2023 landen, also bei mehr als 40 Millionen Euro.
Bis 2035 will das Kölner Unternehmen dann bei Umsatz und Gewinn dauerhaft unter den Top fünf der Messen weltweit sein. Bislang gelinge das oftmals nur in den starken, ungeraden Jahren, so Messechef Böse. Das soll nun auch in den schwächeren gelingen.
Schulden sollen abgebaut werden
Dazu sei es notwendig, die Schulden aus der Corona-Zeit abzubauen, das Messegelände optimal auszulasten sowie im In- und Ausland weiter zu wachsen, sagt Oliver Frese. Auch vom Start des neuen Confex, das im vergangenen Jahr zum 100-jährigen Bestehen der Messe eröffnet wurde und nun erste Kongresse beherbergt, erhofft sich das Unternehmen einen substanziellen Beitrag zum Geschäftserfolg.
Mit Blick auf den eigenen Sitz der Gesellschaft im sanierungsbedürftigen Messehochhaus nahe der Zoobrücke nimmt die Geschäftsführung ihre Pläne für den Bau einer neuen eigenen Hauptverwaltung wieder auf die Agenda. Das Verhältnis mit dem jetzigen Vermieter, einem Fonds, gilt seit Langem als angespannt. Seit Jahren schon ist die Fassade wegen der Gefahr fallender Bauteile mit einem Netz abgespannt.
Pläne für den Neubau der Zentrale auf eigener Fläche, dort wo jetzt die Halle 3 steht, hatte die Messe bereits in der Vergangenheit vorgelegt. Stemmen könne ihn die Messe aus eigener Kraft, wenn die erwarteten Ergebnisse für die nächsten Jahre erzielt werden, hatte Gerald Böse bereits in der Vergangenheit gesagt.
Eine Entscheidung über den Bau soll nun fallen. Im August entscheidet der Aufsichtsrat, dem zu diesem Zeitpunkt noch die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorsteht, über die Baupläne.