Die Konzeption und Entwicklung von Automodellen wird in einer neuen GmbH gebündelt. Die Belegschaft besorgt das Konstrukt.
Produktentwicklung wird ausgelagertKölner Ford-Mitarbeiter sollen Verträge zu gleichen Konditionen erhalten

Eingang des John-Andrews-Entwicklungszentrums in Köln-Merkenich.
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Die Stimmung bei der Betriebsversammlung in Köln-Merkenich war gedrückt, als die Ford-Belegschaft der Produktentwicklung am Donnerstagmorgen zusammenkam. Einer der zentralen Punkte war der Plan der Geschäftsführung, die gesamte Produktentwicklung am Standort in eine eigene GmbH & Co. KG auszulagern – und das bis spätestens Mitte des nächsten Jahres.
Neue Verträge zu gleichen Konditionen
Im Kern soll das gesamte Führungsteam von bis zu 50 Topmanagern und -entwicklern in die neue Gesellschaft überführt werden, ebenso die Betriebsmittel wie Maschinen und Anlagen. Die Führungsriege, die jetzt wechseln muss und bislang maßgeblich für die Konzeption und Entwicklung neuer Modelle und Komponenten in Europa verantwortlich ist, sorgt in der Ford-Produktentwicklung für die größte Wertschöpfung. Die Auslagerung bietet Ford steuerliche Vorteile, es ist nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ derzeit nicht das Ziel, die Fachleute mit diesem Konstrukt loszuwerden.
Ford begründet den Schritt der Auslagerung daher auch mit steuerlichen Gründen in den USA. „Diese strukturelle Veränderung ermöglicht es, durch die neue protektionistische Steuergesetzgebung in den USA bedingte, negative US-Steuereffekte zu vermeiden und die Produktentwicklung für Ford in Deutschland wettbewerbsfähig zu halten“, sagte Konzernsprecher Ralph Caba im Vorfeld der Veranstaltung in Merkenich.
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Um den Abfluss von Kapital aus den USA zu verhindern und Geld und Investitionen im eigenen Land zu halten, wurden die Steuergesetze verschärft. Wenn eine bestimmte Höhe überschritten wird, fallen Strafzahlungen an. Da der US-Mutterkonzern droht, diese Grenze mit seiner deutschen Ford-Tochter zu überschreiten, wurde das Konstrukt der eigenen GmbH & Co. KG ersonnen. Mit dieser Personengesellschaft ist es möglich, es vereinfacht gesagt steuerlich so zu drehen, als ob die Erträge in den USA erzielt worden seien.
Zum Jahresende soll es mehr Informationen geben, wie die neue Struktur ganz konkret aussieht, heißt es von Teilnehmern der Betriebsversammlung.
Die Betroffenen sollen neue Verträge zu gleichen Konditionen bekommen wie bisher, heißt es. Klar ist aber auch: eine wirkliche Wahl haben die Führungskräfte nicht, sich gegen einen Wechsel auszusprechen. Von Betroffenen heißt es, dann können man sich wohl einen neuen Job bei Ford außerhalb der Produktentwicklung suchen.
Sparprogramm trifft vor allem Produktentwicklung
„Man bleibt etwas ratlos zurück und bei vielen von uns macht sich im Moment eine Art Endzeitstimmung breit“, sagt ein langjähriger leitender Angestellter. Die Sorge ist trotz Hinweises auf die Steuervorteile, dass mit der Auslagerung auch die Gefahr verbunden sein könnte, die europäische Produktentwicklung im Zweifelsfall schneller zu reduzieren oder im allerschlimmsten Fall ganz zu schließen. Denn Ford verlagert zunehmend Entwicklungskompetenz in die US-Zentrale.
Im Rahmen eines harten Sparprogramms sollen zudem von etwa 3600 Beschäftigten im Bereich Produktentwicklung etwa 1700 Jobs in den kommenden drei Jahren gestrichen werden – der Großteil davon am Standort Köln.