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Möbelmesse in KölnWas sich hinter den Trends „Quiet Luxury“ und Dopamin-Farben verbirgt

5 min
Lampen hängen in einem Ausstellungsraum.

Die Design-Post gegenüber der Kölner Messehallen ist eine der drei Haupt-Locations der IDD Cologne.

Am Sonntag startet zum ersten Mal die Premium-Möbelmesse IDD Cologne. Welche Neuheiten es zu sehen gibt und was Besucher erwartet.

Vom 26. bis 29. Oktober 2025 findet zum ersten Mal die neu konzipierte Kölner Möbelmesse Interior Design Days Cologne (IDD) statt. Der Veranstalter, die Kölner Messe, präsentiert an den vier Tagen 100 Marken an 25 Orten im Stadtgebiet. Drei davon werden von der Messe selbst bespielt. Die IDD ist ein neues Konzept und richtet sich in erster Linie an Fachbesucher wie Inneneinrichter, Architekten, Designer und Händler, doch auch Privatbesucher sind willkommen. Der Eintritt ist frei und auch spontan möglich. Was Besucher erwartet:

Trend 1: Quiet Luxury

Drei Leuchten hängen nebeneinander.

Leuchten aus mundgeblasenem Glas von Brokis: ab 2500 Euro pro Stück.

Wer billig kauft, kauft zweimal. So könnte man das Konzept von „Quiet Luxury“ übersetzen. Es bezeichnet eine Art Luxus, die erst beim genaueren Hinsehen und längerem Nutzen sichtbar wird: Möbel, die aufgrund ihrer zeitlosen Form, hochwertigen Verarbeitung und Materialien lange verwendet werden können und deswegen auch gerne gut gepflegt werden. Was in der Mode der hochwertige Trenchcoat oder die eleganten Lederslipper sind, ist in der Interiorwelt der Designklassiker.

Hinter dem Trendbegriff versteckt sich also auch eine Haltung: Einmal in ein hochwertiges Lieblingsstück zu investieren ist für einige Möbelliebhaber viel wert – vor allem, wenn sie sich damit jeden Tag umgeben. Hersteller wie Bielefelder Werkstätten, Cor, Kettnaker oder Thonet sind in diesem Trend-Segment unterwegs. Sie setzen auf Naturmaterialien, etwa Stühle aus Echtholz und Sofas mit Woll- oder Lederbezug.

Ein beiges Sofa steht auf einem grauen Teppich

Das Sofa „Nimbo“ von den Bielefelder Werkstätten: Der Name ist vom lateinischen Wort für „Wolke“ inspiriert. Preis: ab ca. 6100 Euro.

Trend 2: Dopamin-Farben

Obwohl Naturtöne gerade im Luxussegment zeitlose Eleganz versprechen, bekommen die gedeckten Farben Konkurrenz: von sogenannten „Dopamine Colors“, also Farben, die in uns Dopamin freisetzen. Zitronengelb, Grasgrün und Cyanblau sehen nicht nur schön aus, sondern sorgen auch dafür, dass wir Freude und positive Aufregung verspüren. Dafür verantwortlich ist der Neurotransmitter Dopamin, der Glücksgefühle produziert. Oft werden Dopamin-Farben miteinander kombiniert, um den Effekt zu weiter zu verstärken. Ein weiterer Pluspunkt aus Herstellersicht: Knallige Farben und außergewöhnliche Formen funktionieren hervorragend in den sozialen Medien. 

Bunte Hocker sind aufeinander gestapelt.

Der Hocker „Drop“ vom Hersteller Cor: Er ist stapelbar und fürs Büro entwickelt. Preis: ab 900 Euro.

Trend 3: Sideboards

Die ersten Versionen der Anrichte gab es bereits im 18. Jahrhundert, ihre größte Popularität erlangte sie hundert Jahre später, als Haushalte wohlhabend genug wurden, um einen Raum ausschließlich dem Essen zu widmen. Heute sind Anrichten wieder im Trend – ob als Lowboard, Highboard oder Schwebeboard. Im Wohn- oder Esszimmer, in der Küche oder im Flur erfüllen sie verschiedenste Funktionen und bieten gleichzeitig ausreichend Platz, um Dinge aufzubewahren. 

Ein tiefes Sideboard von Kettnaker in Salbei-Grün.

Ein tiefes Sideboard von Kettnaker in Salbei-Grün. Preis: ab 4400 Euro.

Die Haupt-Locations

In der Design-Post gegenüber den Deutzer Messehallen werden auf etwa 3500 Quadratmetern dauerhaft Möbel und andere Einrichtungsgegenstände ausgestellt. Jetzt kommen zur IDD fünf weitere Namen hinzu: der Sofahersteller Bielefelder Werkstätten + IP, die Möbelmanufaktur Bretz, der finnische Anbieter Evavaara Design (Möbel mit Akustiktechnologie für Arbeits- und Aufenthaltsräume), Mobitec aus Belgien (Tische und Stühle) sowie die Bettenmanufaktur Ruhe und Raum.

Ein Gebäude mit Glasfront

Die Design-Post gegenüber der Messehallen

Im Stoffpavillon Möller zeigen vier Marken ihre Produkte. Hier gibt es Sitzmöbel von Cor und KFF zu sehen, Betten und Kleinmöbel von Möller Design und Systemmöbel von Kettnaker. Von der Hahnstraße ist es nicht weit zu den Ringen. Dort öffnen rund 20 Partner-Läden ihre Türen, etwa der Teppichdesigner Jan Kath oder das Einrichtungshaus Stoll Wohnbedarf und Objekt.

Das Machwerkhaus soll Anlaufstelle für die Startup- und Kreativszene sein, für die Kölner Stadtgesellschaft und für Design-interessierte Besucher aus dem In- und Ausland. Manufakturen, Handwerksbetriebe, Fashion-Labels, Food-Tech-Startups, Prototypenbauer, Designbüros und viele weitere kleine Unternehmen finden hier auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern Platz. Zur IDD wird es in einer temporären „Lichthalle“ einen Raum geben, der sich nur mit dem Thema Beleuchtung beschäftigt. Renommierte Hersteller und Designer wie Baltensweiler, Buschfeld, Casambi oder Oligo präsentieren hier Neuheiten, Prototypen und ausgewählte Kollektionen.


Drei Fragen an Oliver Frese, Geschäftsführer der Kölnmesse

Herr Frese, die deutsche Möbelindustrie leidet aktuell unter einem ganzen Bündel an Krisen. Besonders auf dem Heimatmarkt fallen die Umsatzeinbußen hoch aus. Wie kann die Branche gegensteuern?

Oliver Frese: Die deutsche Möbelindustrie steht laut Verband der deutschen Möbelindustrie mit einem Umsatzrückgang von rund fünf Prozent im ersten Halbjahr unter erheblichem Druck. Gerade jetzt zeigt sich: Messen sind das wirksamste Medium in wirtschaftlich herausfordernde Zeiten. Sie bündeln Nachfrage, schaffen Sichtbarkeit und erschließen neue Märkte. Was die Branche jetzt braucht, sind Impulse, die die Lust auf Einrichtung und Design neu entfachen. Mit der IDD Cologne haben wir bewusst ein neues, urbanes Format geschaffen, das Fachwelt und design-interessierte Privatbesuchende gleichermaßen anspricht. Es ist die erste Endverbrauchermesse der Kölnmesse im Interior-Bereich seit 2020.

Die Segmente Polster- und Wohnmöbel spüren die Konkurrenz aus China besonders stark, auch bedingt durch die Zollpolitik von Donald Trump. Was ist nun zu tun?

Der Wettbewerbsdruck – insbesondere im mittleren und unteren Preissegment – ist enorm. Gerade deshalb muss die Branche das Geschäft in Deutschland und Europa halten. In wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Messen deshalb kein Luxus, sondern ein strategisch wichtiges Instrument. Mit unseren verschiedenen Messeformaten bringen wir Angebot und Nachfrage gezielt zusammen, schaffen Orientierung und helfen Unternehmen, sich über Werte statt über Preise zu positionieren.

Im Herbst soll es umsatzmäßig bergauf gehen, weil mehr Menschen Zeit zu Hause verbringen. Welche Entwicklung erwarten Sie?

Der Verband der Deutschen Möbelindustrie rechnet für 2025 mit einem Umsatzrückgang von rund drei Prozent – nach einem Minus von fast acht Prozent im Vorjahr wäre das bereits eine leichte Stabilisierung. Erfahrungsgemäß belebt sich die Nachfrage im Herbst, wenn das Zuhause wieder stärker in den Fokus rückt. Genau hier setzen wir mit der IDD Cologne an: Wir bringen die Branche direkt zu den Menschen und erzeugen so neue Impulse für Handel und Nachfrage. Gemeinsam mit der IMM 2026, die im Januar den internationalen Orderzyklus einleitet, ergibt sich ein klarer Messefahrplan – von Inspiration bis Geschäft. Beide Kölner Formate stärken das Vertrauen in den Markt und zeigen, dass die Branche bereit ist für den Aufschwung.