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Rheinisches EnergieforumRhein-Energie-Chef drängt auf Bau neuer Gaskraftwerke

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Rheinenergie, Heizkraftwerk Niehl.t

Heizkraftwerk der Rhein-Energie in Niehl

Beim Rheinischen Energieforum traf sich die Branche im Wandel. Rhein-Energie-Chef Andreas Feicht gab einen Überblick über die wichtigsten Projekte.

Kaum eine Branche ist so sehr im Wandel wie der Energiesektor. Atomausstieg und das Ende der Kohle folgen Schlag auf Schlag. An ihre Stelle sollen Erneuerbare Energien treten. Die gibt es auch schon, doch die Netze werden durch Schwankungen im Stromangebot herausgefordert. Das könnte unter anderem eine Rolle gespielt haben, als die gesamte iberische Halbinsel für Stunden ohne Strom war.

Unmöglich sei ein solches Szenario für das Rheinland nicht, sagte Rhein-Energie-Chef Andreas Feicht am Rande des Energieforums in der Kölner Flora dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gute Nachricht aber: Es sei wesentlich unwahrscheinlicher. „Spanien und Portugal sind, was das Stromnetz angeht, fast so etwas wie eine Insel, die nur minimal an Marokko und Frankreich angebunden ist. Deutschland ist mit seinen vielen Stromnachbarn dagegen eng vernetzt“, sagte Feicht.

Wir brauchen neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt
Andreas Feicht, Chef der Rhein-Energie

Dennoch brauche Deutschland einen intelligenten Netzausbau, um die Wende hin zu Solar- und Windstrom weiter vorantreiben zu können. Eines der größten Probleme beim verstärkten Einsatz von Photovoltaik-Anlagen sei, dass sie während der Sonnenstunden so große Mengen an Strom in die europäischen Netze leiten, dass diese zu kollabieren drohen.

Vergütung trotz Negativpreisen für Strom

Dabei haben viele private Solaranlagen-Betreiber sogar den Anreiz, in den Stunden Strom einzuspeisen, in denen es viel zu viel davon gibt und der Marktpreis aber negativ ist. Bislang erhalten die Privaten trotzdem für diesen Strom eine Vergütung.

Vor dem endgültigen Ausstieg aus der Kohleverstromung mahnte Andreas Feicht an, grundlastfähige Alternativen nicht zu vernachlässigen. „Wir brauchen neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt für eine sichere Versorgung, bevor die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Dazu muss es eine Vergütung für das Vorhalten von Stromerzeugungs-Kapazitäten geben“, sagte Feicht. Ansonsten könnten die genannten Kraftwerke nicht wirtschaftlich betrieben werden und würden folglich nicht gebaut.

In Köln treibt die Rhein-Energie derzeit zwei Vorzeigeprojekte voran. Bei dem einen wurde gerade mit dem Bau begonnen. So kommen ab Ende des Jahres beim neuen Heizkraftwerk des Kölner Flughafens Holzabfälle zum Einsatz. Gebaut und betrieben wird die Anlage, die eine Wärmeleistung von 2,5 Megawatt erreicht, in Kooperation des Flughafens mit der Rhein-Energie und der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft AVG. Die Rhein-Energie stellt das technische Knowhow zur Verfügung und die AVG liefert 92 Prozent des natürlich nachwachsenden Materials, mit dem das Heizkraftwerk künftig betrieben wird. Acht Prozent der Holzschnitzel kommen von Landschaftspflegemaßnahmen auf den Flächen des Flughafens selbst.

Das zweite Großprojekt ist eine vom Staat geförderte Großwärmepumpe. Diese soll dem Rhein in der Nähe des Heizkraftwerks Niehl Wärme entziehen, die dann genutzt wird, um Haushalte mit Fernwärme zu versorgen. Klappt alles wie vorgesehen, will die Rhein-Energie das Wärmepumpensystem Anfang 2027 in Betrieb nehmen. Die Gesamtleistung wird 150 Megawatt betragen. Das reicht aus, um bis zu 50.000 Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme zu beliefern.