Das Radstadion mit Multifunktionsarena soll 2027 fertig werden. Dort könnten eines Tages olympische Wettbewerbe ausgetragen werden.
„Echtes Leuchtturmprojekt“Im Kölner Westen ist der Grundstein für das neue Velodrom gelegt worden

Hier entsteht das neue Albert-Richter-Velodrom. Am Montag, 26. Mai 2025, wurde nach dem Teilabriss des alten Radstadions der Grundstein für die neue Radrennbahn mit Multifunktionsarena direkt neben dem Rhein-Energie-Stadion in Müngersdorf gelegt.
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Der kleine Eimer mit frischem Zement schwebt am Haken eines riesigen Krans quer über die Baustelle. Eine illustre Runde mit Persönlichkeiten aus Politik und Sport blickt ihm erwartungsvoll entgegen, die Sonne scheint, die Luft ist lau, die Stimmung gut. Man ist am Montagmittag in Müngersdorf zur Grundsteinlegung für das neue Albert-Richter-Velodrom zusammengekommen. Einmal fertiggestellt, werde es das Zeug zum „neuen Wahrzeichen Kölns“ haben, sagt Lutz Wingerath, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten.
Ein bisschen Häme ist zu vernehmen in den hinteren Reihen, als der Eimer in Zeitlupentempo herannaht. „Deshalb dauert auf Kölner Baustellen alles so lange“, witzelt jemand beim Blick nach oben: „Und deshalb wird alles immer so teuer.“ Das neue Radstadion mit Multifunktionsarena für bis zu 4000 Zuschauer hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr fertig sein sollen. Veranschlagt waren ursprünglich Kosten von 60 Millionen Euro. Die neuen Eckdaten lauten: Fertigstellung 2027. Kosten: rund 122 Millionen Euro.
Bauherr und später Betreiber sind die Kölner Sportstätten, eine Tochter der Stadt Köln, die unter anderem auch das Rhein-Energie-Stadion betreibt und regelmäßig Verluste in den Jahresbilanzen melden muss. Beim Bau des neuen Radstadions gibt es finanzielle Hilfe von Bund und Land, Wingerath beziffert diese mit rund 30 Millionen Euro. Wer wie viel beisteuert, wird wohl noch diskutiert.
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Abschied von der alten Kölner Radrennrahn fand bereits im Oktober 2021 statt
Seit im Oktober 2021 einige Radsportler ihre letzten Runden auf der Albert-Richter-Bahn drehten und Abschied nahmen von dieser 1996 errichteten Anlage, verläuft das Projekt neue Radrennbahn in Köln also holprig. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg werden als Gründe angegeben, dadurch seien die Planungen ins Stocken geraten. Die Basketballer der Rheinstars und die Volleyballerinnen der DSHS Snowtrex scharren bereits mit den Hufen, beiden Zweitligamannschaften fehlt in Köln eine Halle, die zu ihren sportlichen Ambitionen passt.
Montagmittag ist die Laune aber vor allem gut, Zuversicht liegt in der Luft. Der Kranführer platziert den Eimer zielgenau neben der geladenen Prominenz. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin Sport, greifen beherzt zu den Maurerkellen und lassen Zement auf die Oberseite des Grundsteins platschen. Hilfe bekommen sie von Lutz Wingerath und dessen Geschäftsführer-Kompagnon Frank Höller.
In dem Grundstein hatte man zuvor eine Zeitkapsel versenkt, ein Rohr aus Metall mit folgendem Inhalt: Die Kölner Tageszeitungen vom Montag, die Baupläne für die neue Bahn, einen Satz Euro-Münzen, ein Stück Holz von der alten Radrennbahn und eine Urkunde der Stadt Köln.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (2. v.l.), die Sportstätten-Geschäftsführer Lutz Wingerath (l.) und Frank Höller und Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin Sport, bestreichen den Grundstein für das neue Albert-Richter-Velodrom mit Zement.
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Auf den frischen Zement kommt der massive Deckel des Grundsteins, dann geht es per Kran ab in die Baugrube. Dort hatte man beim Teilabriss des alten Radstadions auch den alten Grundstein samt Zeitkapsel gefunden. Darin waren Kölner Zeitungen von September 1989, berichtet ein Sprecher der Sportstätten. Außerdem alte Medaillen von verschiedenen Radrennen und ein Satz D-Mark-Münzen. Besondere Freude löste ein „Heiermann“ aus, eine Fünf-Mark-Münze.
Bewerbung der Region Rhein-Ruhr mit Köln um die Ausrichtung Olympischer Spiele steht kurz bevor
Oberbürgermeisterin Henriette Reker feiert den Montag als „einen besonders guten Tag für die Sportstadt Köln“. Und bevor jemand Zweifel anmelden kann an dem Begriff „Sportstadt“, erklärt Reker das neue Velodrom noch zu einem „echten Leuchtturmprojekt der Sportstadt Köln“.
Das Wort „Olympia“ kommt Reker dagegen nicht einmal über die Lippen. Dabei waberte der Geist Olympischer Spiele natürlich zwischen Kränen, Rohbauten und Ehrengästen herum. Schließlich wird sich die Oberbürgermeisterin am Mittwoch gemeinsam mit dem NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und weiteren Würdenträgern mit der Region Rhein-Ruhr beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für die Ausrichtung Olympischer Spiele bewerben. Frühestens 2036 kommt dafür infrage, bis dahin sollte das neue Velodrom selbst in Köln fertig sein.
Sportstätten-Geschäftsführer Lutz Wingerath kennt keine Skrupel, den Traum in Worte zu fassen, er sagt: „Ich spreche es aus: Vielleicht sehen wir hier eines Tages Olympische Spiele.“ Ein modernes Radstadion, in dem auch Basketball und Volleyball gespielt oder geboxt werden kann, ist natürlich ein Plus für jede Stadt mit Olympia-Ausrichter-Ambitionen. Man gehe „mit viel Elan und großen Chancen in den Wettbewerb“, sagt Wingerath. Neben der Region Rhein-Ruhr mit Köln möchten auch Berlin, München und Hamburg bei nächster Gelegenheit Olympische Spiele in Deutschland ausrichten.
Die Pläne für das Albert-Richter-Velodrom sind aber auch unabhängig von Olympia groß. Wingerath erinnert an die ehemalige Kölner Sporthalle auf dem Messegelände in Deutz, die von 1958 bis 1998 eine beliebte Veranstaltungs-Location war. Neben dem Radsport gab es Konzerte, Boxkämpfe, Basketballspiele oder die Eislaufrevue Holiday on Ice. „Die Kölner haben ihre Sporthalle geliebt“, sagt Wingerath und prophezeit: „Das neue Velodrom wird eine ähnliche Bedeutung bekommen wie die alte Sporthalle.“