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Friedlicher ProtestHunderte demonstrieren bei Kölner Ostermarsch gegen Aufrüstung und Krieg

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19.04.2025, Nordrhein-Westfalen, Duisburg: Teilnehmer des Ostermarsches RheinRuhr ziehen durch die Innenstadt. Auch 2025 fanden unter dem Eindruck des Krieges Russlands gegen die Ukraine bundesweit zahlreiche Ostermärsche statt. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Teilnehmer des Ostermarsches Rhein Ruhr zogen durch die Duisburger Innenstadt, parallel zum Kölner Ostermarsch. (Archivbild)

Beim Kölner Ostermarsch 2025 zogen am Samstag Hunderte Menschen durch die City.

Krieg zwischen Russland und der Ukraine, Tote in Israel und im Gazastreifen, Aufrüstung in Deutschland und Europa – um dagegen zu protestieren, sind in über 100 deutschen Städten Menschen bei den traditionellen Ostermärschen auf die Straße gegangen. In Köln waren es nach Polizeiangaben etwa 500, die Organisierenden selbst sprechen hingegen von 800 Teilnehmenden.

Zu dem Marsch und einer Kundgebung hatte das Kölner Friedensforum zusammen mit weiteren Organisationen und Initiativen aufgerufen. Das Motto lautete in diesem Jahr „Friedensfähig statt kriegstüchtig! Für eine demokratische, zivile und soziale Zeitenwende – Kriege beenden, Aufrüstung stoppen!“. Im Vorjahr waren rund 300 Menschen zu der Veranstaltung gekommen. Die Stimmung sei entspannt gewesen, berichtet ein Polizeisprecher.

Friedensforum ist sehr zufrieden - Publikum war bunt und jung

Peter Förster vom Friedensforum zeigte sich dementsprechend zufrieden: „Es war großartig“, berichtet er. „Wir hatten sehr tolle Redner. Es war sehr bunt und vielfältig, Jung und Alt, pazifistisch und antimilitaristisch – verbunden in der Unteilbarkeit der Menschenwürde und Frieden.“ Auf den Plakaten war „Nein zum Krieg, Nein zum Wettrüsten“ und „Gegen jeden Antisemitismus“ zu lesen, aber auch „Wir lassen uns nicht täuschen – Verbot der faschistischen AfD“. Viele Menschen trugen Palästinaflaggen oder Palitücher, andere hielten Transparente mit dem Davidstern.

„Ein sehr klarer Schwerpunkt lag in diesem Jahr darauf, dass der genozidale Krieg in Gaza enden muss“, sagt Förster, „genauso ging es gegen den irrsinnigen Aufrüstungskurs der Bundesregierung und Waffenlieferungen in die Ukraine.“ Frieden könne nicht durch Krieg erreicht werden, so der Kölner, und ohne Frieden sei alles nichts. Das hatte 1981 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt gesagt. In seine Amtszeit fiel der Rüstungswettlauf der 80er Jahre, der den Ostermärschen großen Zulauf bescherte.

„Ich mach’ keine Kinder, um sie dann im Schlachtfeld zu verlieren“

Ans Mikrofon trat unter anderem die Lehrerin Katharina Niebergall. Sie berichtete von zunehmenden Besuchen von Offizieren im Unterricht und sprach sich gegen die Rückkehr der Wehrpflicht aus. Professor Abed Schokry, ein Ingenieur aus Gaza, erzählte von dem Leid, das seine noch immer in Gaza lebende Familie am eigenen Leib erfahre.

„Ich mach’ keine Kinder, um sie dann im Schlachtfeld zu verlieren“, sagte eine Teilnehmerin gegenüber einem Kamerateam der Nachrichtenagentur Reuters. Eine andere Frau beklagte, dass Milliarden in die Aufrüstung Deutschlands fließen sollen, wo doch jetzt schon Geld in Bildungssystem, Infrastruktur und Gesundheitssystem fehle.

Pro-israelische Demonstranten berichteten unserer Redaktion gegenüber davon, von den restlichen Demo-Teilnehmenden an den Rand gedrängt worden zu sein. Die etwa sieben Menschen mussten zwischenzeitlich von Polizisten abgeschirmt werden.

Rechtsextreme suchen Kundgebung auf dem Alter Markt auf

Von einer heiklen Situation zu Beginn des Marsches erzählt Förster noch: Am Rande der Kundgebung sei ein „Nazi-Trupp“ aufgetaucht. Nach Angaben der Kölner Polizei kam es zum Wortgefecht mit Menschen aus dem Demozug. Bevor der Streit körperlich wurde, habe man die Personalien der fünf Personen aus dem rechten Spektrum festgestellt und sie zum Verlassen der Demonstration aufgefordert. Erst dann zogen die Ostermarsch-Teilnehmenden los.

Mit Plakaten und Bannern liefen sie vom Alter Markt zum Rudolfplatz. Nach mehr als drei Stunden ging der Kölner Ostermarsch zu Ende. Die Ostermärsche haben eine mehr als 60-jährige Tradition. Inspiriert wurden sie von britische Friedensaktivisten, die Ostern 1958 einen Protestmarsch von London bis zum 80 Kilometer entfernten Atomwaffen-Zentrum organisierten.