Der Bau des Jüdischen Museums im Archäologischen Quartier Köln, kurz „Miqua“, begann 2017. Ende 2027 soll es fertiggestellt sein.
„Alle Mühen wert“Jüdisches Museum feiert Richtfest

Rund 200 geladene Gäste nahmen an dem Richtfest teil.
Copyright: Arton Krasniqi
Von einem „wichtigen Meilenstein für ein Bauprojekt, das etwas ganz Besonderes für unsere Stadt ist“ und der „musealen Vervollständigung unserer Erinnerungskultur“ sprach Oberbürgermeisterin Henriette Reker, als am Freitag das Richtfest für das Jüdische Museum in der Archäologischen Zone („Miqua“) gefeiert wurde. Rund 200 geladene Gäste nahmen daran teil, darunter Vertreter der Synagogen-Gemeinde Köln und Sylvia Löhrmann, die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW.
Mit vollem Namen heißt der Komplex, der ein Baustein der Via Culturalis ist, „Miqua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln.“ Er besteht aus einer unter- und einer oberirdischen Komponente. Architekt Wolfgang Lorch verglich ihn deshalb mit einem „Eisberg“. Dessen Spitze ist der von ihm entworfene Neubau, der auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern auf dem Rathausvorplatz entsteht und dessen Aussehen stählerne Rauten-Elemente prägen.
2007 starteten die archäologischen Grabungen
Er wird Platz bieten für eine Ausstellung zur jüdischen Geschichte und Kultur Kölns von 1424, dem Jahr der Vertreibung der Juden aus Köln, bis in die Moderne. Er bildet gleichsam eine Fortsetzung des anderen, größeren Teils des „Miqua“: der 6000 Quadratmeter großen, unter einem Stahlbetondeckel liegenden Ausgrabungsstätte, wo ein rund 700 Meter langer Parcours durch die Stadtgeschichte geschaffen wird. Hier werden den Besuchern die Reste des mittelalterlichen jüdischen Viertels, zu dem das Ritualbad Mikwe gehört, gezeigt, ebenso der römische Statthalterpalast – das Praetorium – und die Überbleibsel des christlichen Goldschmiedeviertels.
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker feiert Richtfest auf der Baustelle des Jüdischen Museums.
Copyright: Arton Krasniqi
2007 starteten die archäologischen Grabungen, die laut Lorch mit Beginn des kommenden Jahres ihr Ende finden werden. 2017 begann der Bau des oberirdischen Museumsteils. Um den „historischen Schatz“ zu erschließen, seien „tonnenschweres Baugerät und zugleich Fingerspitzengefühl“ nötig, sagte Reker. Auf dieser speziellen Baustelle sei „Sorgfalt bedeutsamer als der Faktor Zeit“.
Das Projekt wird am Ende alle Mühen wert sein.
Denn es galt und gilt, Erfordernisse der Statik ebenso zu berücksichtigen wie behutsam und schonend mit den archäologischen Funden umzugehen; dies brachte unvermeidliche Verzögerungen mit sich. Architekt Lorch machte die Herausforderung so deutlich: Die parallele Arbeit „der Archäologen mit Pinselchen und Schäufelchen“ und der „Bauschaffenden mit Baugerät und Baggern“ sei „nicht ganz konfliktfrei“ gewesen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland Ulrike Lubek und die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Ina Brandes (v.l.) beim Richtfest des Jüdischen Museums.
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Köln stehe dafür, „aus Vielfalt Stärke zu beziehen“, unterstrich Reker. Das „Miqua“ werde vor Augen führen, welch große Bedeutung jüdische Kölner und Kölnerinnen für die Stadtgeschichte hatten und haben. Ähnlich äußerte sich Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig zu zeigen, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur zu Deutschland gehören. „Das Projekt wird am Ende alle Mühen wert sein.“
Bauherrin des Museums, das an die 190 Millionen Euro kostet, ist die Stadt Köln. Nach der für Ende 2027 geplanten Fertigstellung wird es vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) betrieben, der mit der Übergabe die Trägerschaft übernimmt. Die Stadt unterhält das Gebäude und das Bodendenkmal sowie die zugehörigen Fundobjekte. Mittlerweile sind mehr als 95 Prozent des Dachtragwerks fertiggestellt. Die Arbeiten an der Glas-Metall-Konstruktion und der Natursteinfassade haben begonnen und sollen im zweiten Quartal 2026 beendet sein.
Aktuell sind rund 60 Fachkräfte verschiedener Gewerke auf der Baustelle im Einsatz. Die komplette Gebäudehülle samt Dach soll bis Ende dieses Jahres geschlossen sein. Damit lägen die Arbeiten nach dem Ausscheiden des Stahlbauers, dem Ende 2021 wegen gravierender Mängel gekündigt worden war, und der Beauftragung eines neuen Unternehmens voll im neu aufgestellten Zeitplan, heißt es von Seiten der Stadt. Für den Innenausbau und die technische Gebäudeausrüstung soll zum Ende des dritten Quartals ein Generalunternehmen beauftragt werden.