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Anwalt spricht von „Räuberpistole“Wie verschwand die Platin-Rolex aus dem Kölner Steakhaus?

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Jürgen Graf beim Prozessauftakt im Landgericht

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Jürgen Graf beim Prozessauftakt im Landgericht

Ein 28-Jähriger muss sich vor dem Landgericht Köln verantworten. Ihm drohen viele Jahre Haft. 

Was sich in einem Steakhaus in Ossendorf abgespielt haben soll, nannte Strafverteidiger Jürgen Graf beim Prozessauftakt am Dienstag im Landgericht salopp eine „Räuberpistole“. Seinem Mandanten wirft die Staatsanwaltschaft Köln vor, bei einem anberaumten Verkaufsgespräch um den Verkauf einer Luxus-Armbanduhr eine Waffe unter dem Tisch des Restaurants gezogen und den Uhrenhändler bedroht zu haben. Dann sei er mit der 105.000 Euro teuren Rolex Daytona Platin verschwunden.

Köln: Laut Anklage Waffe unter Restauranttisch gezogen

Über mehrere Ecken kannten sich Angeklagter und Geschädigter, wie beim Prozessauftakt in Saal 23 des Kölner Justizgebäudes bekannt wurde. Der Uhrenhändler hatte die Rolex laut eigener Aussage beim damaligen Anbieter „Ebay Kleinanzeigen“ inseriert, aber keinen Abnehmer für den vorgestellten Preis bekommen. Dann kam der Angeklagte ins Spiel. Der zeigte Interesse an der Uhr – bisher ist allerdings unklar, ob er vorgab, das Schmuckstück weitervermitteln oder für sich behalten zu wollen.

„Er wollte die Uhr für sich“, sagte der Händler im Zeugenstand. Der Angeklagte habe die Rolex auch anprobiert. Da sie zu eng gewesen sei, habe er das Armband mit einem weiteren Glied erweitert, erklärte der Zeuge. Man habe gegessen, als dem Interessenten plötzlich schlecht geworden sei. Mehrfach sei er auf der Toilette verschwunden. Schließlich habe der Mann unter dem Restauranttisch eine Walter PPK gezogen. „Mach jetzt keine blöden Sachen“, habe der Beschuldigte geäußert.

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Köln: Laut Anklage mit Luxus-Rolex und Zertifikaten verschwunden

„Ich gehe jetzt“, soll der 28-Jährige danach gesagt und auch die Zertifikate der Rolex an sich genommen haben. „Ich sollte noch 15 bis 20 Minuten bleiben“, so der Zeuge. Auch sei ihm gedroht worden, dass weitere Personen involviert seien und er gefährdet sei, sollte er zur Polizei gehen. „Ich war total perplex“, sagte der Zeuge, „ich hatte noch Messer und Gabel in der Hand und habe erstmal aufgegessen.“ „Wut, Panik und Angst – alles kam auf einmal“, so beschrieb der Mann seine Gefühle.

Wie er denn unter dem Tisch das genaue Modell der Tatwaffe erkannt haben will, fragte der Vorsitzende Richter Benjamin Roellenbleck den Geschädigten. Er habe die Waffe seitlich sehen können und kenne sich mit dem Modell aus. „Das ist ja nicht gerade Alltagswissen“, bemerkte Richter Roellenbleck und zeigte die Waffe im Gerichtssaal, die aus der Asservatenstelle gebracht worden war. „Ich habe mich dafür interessiert, wegen Musikvideos“, so die Erklärung des 30-jährigen Händlers.

Köln: Verteidiger sieht höchstens eine Unterschlagung

Die kritischen Fragen des Richters kamen nicht von ungefähr. So hatte Verteidiger Graf zwar eingeräumt, dass sein Mandant sich für die Uhr interessiert und diese bei dem Treffen auch mitgenommen habe. Allerdings wie abgesprochen für eine Weitervermittlung. Eine Waffe sei nicht im Spiel gewesen. Der Angeklagte habe die Rolex danach aber tatsächlich nicht mehr zurückgegeben. „Wir reden also höchstens von einer Unterschlagung“, so Graf – darauf steht eine viel geringe Strafe.

Hintergrund des Sachverhalts sei gewesen, dass die Familien von Täter und Opfer sich kannten. Graf sprach von Schulden auf der Opferseite. Die Uhr sei als Pfand gedacht gewesen. Der Zeuge streitet das ab. Graf sagte auch, der Streit sei schon beigelegt gewesen. Und der Händler habe auf Video zugegeben, dass keine Waffe im Spiel gewesen sei. Dazu der Zeuge: „Ich sollte das sagen, damit ich meine Uhr wiederbekomme. Aber ich wurde wieder verarscht.“  Der Prozess wird fortgesetzt.