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„Direkt neuen Kaffee bestellt“Neue Parkcafé-Chefs wollen Konzept in Köln-Deutz auffrischen

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03.11.2025 Köln. Die neuen Betreiber des Parkcafés sind die Chefs von Reineke Fuchs. Wir treffen sie und sprechen über ihr Konzept.  Alireza Farahzadi (li.) und Omid Bayat. Foto: Alexander Schwaiger

Die neuen Betreiber Alireza Farahzadi (li.) und Omid Bayat des Parkcafés sind die Chefs des Clubs Reineke Fuchs an der Aachener Straße.

Seit dem 19. September hat das Rheinpark-Café neue Betreiber. Die Reineke-Fuchs-Chefs wollen hier mit kulturellen Veranstaltungen arbeiten und die Karte modernisieren.

Sie haben nicht lange gezögert, als sie von der Insolvenz erfahren haben. Seit 2016 waren Omid Bayat und Alireza Farahzadi auf der Suche nach einer Location mit Außenbereich, denn die Betreiber des Clubs Reineke Fuchs an der Aachener Straße sind seit 2012 in erster Linie im Nachtgeschäft aktiv. Sie witterten also eine Chance, als bekannt wurde, dass das Café im Rheinpark unter dem vorherigen Betreiber, dem im September gewählten Ratsmann Roberto Campione, in wirtschaftliche Probleme schlitterte. Sie wandten sich an den Insolvenz-Anwalt und bewarben sich. Sie setzten sich schließlich unter mehreren Interessenten durch – darunter auch wieder Campione.

Bei einem Treffen Anfang November geraten sie direkt ins Schwärmen. „Es ist ein Traum, hier arbeiten zu dürfen: die Lage, die Historie des Gebäudes, der Park, der wie eine Oase mitten in der Stadt ist“, sagt Farahzadi. Seit dem 19. September sind sie am Werk; komplett auf den Kopf stellen werden sie das Konzept nicht, jedoch erweitern und auffrischen. Sie haben das Personal übernommen und werden auch vor der Übernahme gebuchte Events wie Geburtstage oder Hochzeiten im ersten Stock durchführen. „Wir haben den Kontakt zu den Leuten aufgenommen und versichert, dass wir da sind.“

Parkcafé im Rheinpark: Karte soll etwas moderner werden, neuer Kaffee

Nicht jeden Kontakt habe der Vorbesitzer jedoch weitergeleitet, das ein oder andere sei auch bereits storniert worden. Beim täglichen Kaffee-Angebot sollte es mit der Änderung schnell gehen: „Wir haben direkt den Kaffeelieferanten gewechselt, der uns die Maschinen neu einstellt und mit neuen Bohnen versorgt.“ Die Karte solle wie bisher Speisen für den kleinen, schnellen Hunger bieten, aber auch modernisiert werden. „Wir haben verschiedene Quichesorten auf die Karte gesetzt, das Angebot an Tagessuppen erweitert und wollen auch künftig mehr Alternativen für Vegetarier und Veganer anbieten“, sagt Bayat.

Auch im Getränkebereich soll das Angebot urbaner werden – den Trend zum alkoholfreien Cocktail etwa wolle man aufgreifen. Große Veränderungen in der Einrichtung seien nicht zu erwarten, die Gäste – Familien mit Kindern, Jugendliche bis hin zu älteren Spaziergängern – sollen das Parkcafé weiterhin wiedererkennen. Sie wollen künftig jedoch mit mehr Licht arbeiten. Auch sollen kulturelle Veranstaltungen eine große Rolle spielen wie Ausstellungen mit Künstlern, Kennenlern-Workshops, Lesungen, Kleinkunstveranstaltungen, Familienevents, aber auch Tanz- und Musikveranstaltungen mit Musikern aus Köln und Umgebung sowie Newcomern, was zusätzlich Gäste locken soll. Einen Discobetrieb werde es hier allerdings nicht geben. „Wir setzen auf eine schrittweise Umsetzung gemeinsam mit der Nachbarschaft, lokalen Initiativen und der Stadt Köln. Wir möchten den Ort nachhaltig beleben – respektvoll, offen und immer im Dialog mit der Stadt sowie den Menschen ringsherum“, sagt Bayat.

13.09.2022, Köln: Parkcafe im Rheinpark Foto: Uwe Weiser

Parkcafe im Rheinpark im Sommer (Archivbild)

Die größte Herausforderung dürfte sein, woran auch der vergangene Pächter gescheitert ist: das Geschäft über den Winter wirtschaftlich zu führen. Die Location besteht zum größten Teil aus Biergarten und Außenbereich, im Winter sind wenig Spaziergänger unterwegs. „Wir wollen mit Veranstaltungen wie einem Weihnachtsmarkt punkten. Das geht aber dieses Jahr noch nicht, da wir gerade erst angefangen haben“, sagt Bayat. Auch Weinfeste, Genuss- und Verkostungsmärkte soll es geben. Schwierige Aufgaben kennen sie: Von den Räumlichkeiten an der Aachener Straße hatte man ihnen damals ebenfalls abgeraten. Der Laden hatte einige Jahre leer gestanden, hier hatte Heiner Lauterbach zusammen mit Jenny Elvers zuvor einmal das „Crank“ betrieben.

Reineke-Fuchs-Betreiber sind erfahrene Gastronomen

Erfahrungen bringen die beiden aus ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit in der Gastronomie mit: Der 46-jährige Bayat war vor dem Reineke Fuchs Betriebsleiter in diversen Lokalen und arbeitete unter anderem im ehemaligen Wippenbeck in Rodenkirchen und im Café Era. Fahrazadi hingegen ist gelernter Hotelfachmann, arbeitete im Residenz am Dom und ging zwischendurch mal in die USA nach Orange County bei LA, um das Restaurant seiner Cousine zu führen, sagt Fahrazadi, der selber Musiker ist und Percussion spielt. Bayat und Fahrazadi sind seit fast 40 Jahren befreundet. Fahrazadi wuchs in Kalk auf, Bayat in Höhenberg. „Wir verbinden viele Kindheitserinnerungen mit dem Rheinpark. Auch der nahegelegene Skaterpark war wie ein zweites Zuhause für uns“, sagt Bayat.

Parkcafé, Auenweg, dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag.


Das denkmalgeschützte Café stammt aus dem Jahr 1957 und wurde zur Bundesgartenschau gebaut. Der Rat beschloss 2013 die Sanierung. Die Stadt ließ das Haus viele Jahre lang sanieren, der Bau verzögerte sich immer wieder. Die Kosten stiegen auf 6,5 Millionen Euro. Im Sommer 2022 übergab die Stadt symbolisch den Schlüssel an Pächter Campione, ihr gehört das Gebäude bis heute. Im Mai hatte Campione Insolvenz angemeldet, der Insolvenz-Anwalt Jens Olinger hatte ab dem 1. Juli einen zügigen Übernahmeprozess eingeleitet. (red)