Prälat Josef Sauerborn war fast 20 Jahre lang Künstlerseelsorger des Erzbistums Köln - ein Menschenfreund und Mittler zwischen Kunst und Kirche.
NachrufKölner Künstlerseelsorger Josef Sauerborn ist gestorben

Der am 19. September verstorbene Kölner Prälat Josef Sauerborn
Copyright: Peter Rakoczy
Josef Sauerborn war das, was sich im besten Sinne über einen Priester sagen lässt: ein Mittler. Der langjährige Künstlerseelsorger des Erzbistums Köln brachte zeitgenössische Maler und Grafikerinnen, Bildhauer, Schriftstellerinnen, Komponisten, Musikerinnen in Kontakt mit Menschen aus der Kirche – und umgekehrt.
In ungezählten Einführungsworten, Begleittexten, Aufsätzen, Predigten erschloss Sauerborn Zugänge zur Kunst, öffnete Augen und Herzen. Dabei hatte Sauerborn ein tiefes Vertrauen in die Dialogbereitschaft und Dialogfähigkeit von Kunst und Kirche. Sie seien miteinander verwandt, „weil sie die inneren Bedürfnisse der Menschen als Anliegen haben“, sagte er wenige Monate vor seinem Tod in einem Interview.
Wirken als geistlicher Begleiter
Dass es der Kirche um die Erwartungen an ein gelingendes Leben gehen müsse, spricht von tiefer Menschenfreundlichkeit, Herzensbildung und großem Verständnis für die Sehnsüchte und Hoffnungen, aber auch für die Nöte und Ängste der Menschen. Damit war Sauerborn nicht zuletzt prädestiniert für ein Wirken als Spiritual (geistlicher Begleiter) im Priesterseminar und im Diakoneninstitut des Erzbistums sowie als Bischofsvikar (Vertreter) im Diözesanrat der Katholiken.
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Der umfassend gebildete Geistliche, 1948 in Weilerswist geboren und nach seinem Theologiestudium 1974 von Kardinal Joseph Höffner zum Priester geweiht, erlag nie der Versuchung, die Kirchenmänner seit dem Tag begleitet, an dem der Teufel Jesus mit der Aussicht auf Herrlichkeit und Herrschaft lockte. Der auftrumpfende Gestus, das Pochen auf Wahrheiten und Gewissheiten waren ihm ganz fremd.
An Kardinal Woelkis Wahl beteiligt
Zwölf Jahre, von 1992 bis 2004, leitete Sauerborn den Bereich Erwachsenenseelsorge im Generalvikariat. 2004 übernahm er für fast 20 Jahre die Aufgabe des Künstlerseelsorgers, wurde zum Domkapitular ernannt und gehörte damit bis zu seiner Emeritierung im vorigen Jahr zur Funktionselite des Erzbistums. 2014 war er an der Wahl des heutigen Erzbischofs, Kardinal Rainer Woelki, beteiligt.
Als dieser 2022 – mitten im Sturm um seine Amtsführung und den Missbrauchsskandal im Erzbistum – aus einer vom Papst angeordneten Auszeit zurückkehrte und just am Tag nach Karneval wieder die Amtsgeschäfte übernahm, beschrieb Sauerborn das Erzbistum als „geschüttelt und gerüttelt“. Woelkis Fernbleiben im Gottesdienst zum traditionellen „Aschermittwoch der Künstler“ begründete Sauerborn mit dem Wunsch des Kardinals, an diesem „für die Künstlerschaft so wichtigen Tag nicht im Blickpunkt zu stehen“.
Für Sauerborn selbst galt das über die ganze Zeit seines Wirkens hinweg. Er bevorzugte stets das diskrete Auftreten, das leise Wort. Seine Liebe für die Kunst und den Dialog der Lebenswelten fand eine besondere Entsprechung in der Arbeit von Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums. Für die Kölner, „mit wertiger zeitgenössischer Architektur nicht gerade verwöhnt“, sei schon das Gebäude von Peter Zumthor „eine Kostbarkeit und ein einmaliges Geschenk“, sagte er einmal.
Am vorigen Freitag, 19. September, ist Prälat Josef Sauerborn im Alter von 77 Jahren gestorben. Die Totenmesse zu seinem Gedenken zelebriert Kardinal Woelki am kommenden Dienstag (30. September) um 10 Uhr im Kölner Dom.