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Kleinod in KölnDer Raderberger Klostergarten ist eine Oase für Mensch und Tier

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau in blauer Schwesterntracht füttert zwei Kühe aus einem gelben Eimer, den sie im Arm hält.

Schwester Anna bringt den Kühen täglich eine Extra-Ration Futter 

Seit jeher bauen Mönche und Nonnen Gemüse, Obst und Heilpflanzen an. Die Benediktinerinnen in Raderberg nehmen außerdem noch Kühe als Pensionsgäste auf.

Als Schwester Anna die Weide betritt, hören Jule, Mona und Resi auf zu grasen und trotten auf die Nonne zu. Diese hat nämlich, wie üblich, einen Eimer mit trockenem Brot für sie dabei. Die drei Jungkühe sind „Pensionsgäste“ der Benediktinerinnen in Raderberg. Von März bis Oktober leben sie im Klostergarten und haben gleich mehrere Weiden zur Verfügung. „Wenn sie eine leergegrast haben, kommen sie auf die nächste“, sagt Schwester Anna.

Der Klostergarten in der Brühler Straße bietet mit seinen Weiden, Wiesen, Bäumen und seiner Weite eine nahezu ländliche Idylle. Er ist rund einen Hektar groß, ungefähr so groß wie anderthalb Fußballfelder. „Früher war er noch größer, aber wir haben in den letzten Jahren Fläche abgegeben für Wohnungsbau“, berichtet Schwester Anna. Sie ist seit 26 Jahren zuständig für den Klostergarten. „Wenn möglich, arbeite ich jeden Tag hier, und das mit großem Vergnügen“, erzählt sie.

Kloster in Köln-Raderberg besteht seit 130 Jahren

Klostergärten haben eine lange Tradition, und im Sinne dieser Tradition nutzen ihn die Benediktinerinnen auch. Auf einer großen Fläche bauen sie Gemüse an, unter anderem Buschbohnen, Tomaten, Gurken, rote Beete und Salat. „Früher haben wir wesentlich mehr angebaut für unsere Selbstversorgung, aber da wir jetzt weniger Schwestern sind, können wir zu große Mengen nicht mehr verarbeiten“, sagt Schwester Anna. In der Raderberger Gemeinschaft, die bereits seit 130 Jahren besteht, leben aktuell 18 Schwestern zwischen 24 und 87 Jahren.

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Eine junge und eine ältere Nonne stehen in einem großen Garten neben einem Beet mit hochgewachsenen Heilkräutern.

Schwester Anna (l.) und Schwester Maria Gertrud begutachten, wie sich das Kräuter- und Heilpflanzenbeet entwickelt.

In einem anderen Beet wachsen Kräuter und Heilpflanzen wie Rosmarin, Lavendel, Frauenmantel und Goldfelberich. Auch an Obst mangelt es nicht: An zahlreichen Bäumen reifen Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen und Reineclauden heran. Die Himbeeren im mit Wein umrankten Laubengang sind schon reif, ebenso die Johannisbeeren. Rosen wachsen an Zäunen, Wegesrändern und im großen Staudenbeet, wo auch Taglilien, Kronenlichtnelken, Dahlien, Margeriten und viele weitere Blumen blühen – eine Wonne fürs Auge. „Wir haben hier wirklich eine wunderbare Oase“, freut sich Schwester Anna.

Kühe und Bienen gehören zum Klostergarten in Köln-Raderberg

Tiere gehören für die Nonnen zum Klostergarten dazu. „Früher hatten wir Schweine und Kühe das ganze Jahr über, die wir auch gemolken haben. Schweine haben wir nicht mehr, und unser Kuhstall war nicht mehr geeignet, die Tiere dort über die langen Wintermonate zu halten. Daher haben wir nun die Pensionskühe aus dem Ahrtal. Es sind Jungkühe, die noch nicht gekalbt haben. Wir nutzen sie nicht, aber wir erfreuen uns sehr an ihnen“, berichtet Schwester Anna. Nutzen tun die Nonnen aber ihre Bienenstöcke, sie stellen ihren eigenen Honig her. „Allerdings nur in kleinem Umfang. Den Honig nehmen wir vor allem zum Verschenken“, erklärt die Nonne.

Der Klostergarten ist ein  wahres grünes Kleinod, aber macht auch viel Arbeit, zu viel Arbeit für zwei Hände, zumal Schwester Anna als stellvertretende Priorin des Klosters noch diverse andere Aufgaben hat. Als Hilfe für den Garten haben die Nonnen vor zwei Jahren Oliver eingestellt, einen Mann, der schon vorher Kontakt zum Kloster hatte. „Er arbeitet hier 20 Stunden die Woche, kümmert sich mit um das Gemüse, jätet Unkraut und übernimmt die schweren Arbeiten, das ist eine Riesenhilfe“, sagt Schwester Anna. Zudem ist an vier Vormittagen in der Woche eine Oblatin – eine Frau, die in enger Verbundenheit mit der Klostergemeinschaft und deren Regeln, aber nicht im Kloster lebt – im Garten aktiv. „Das ist ein sehr kostbarer Kontakt, nicht nur im Hinblick auf den Garten“, so Schwester Anna. Ab und zu startet die 63-Jährige auch Gemeinschaftsaktionen mit ihren Mitschwestern. „Jede von uns hat den ganzen Tag über zu tun. Da kann ich nicht kommen und verlangen, dass alle abends noch beim Unkrautjäten helfen. Aber das Ernten und Einkochen machen wir gemeinschaftlich“, erzählt die Nonne. Zudem hat sie sich eine kleine Gruppe von Ehrenamtlern aufgebaut, die im Garten helfen.

Besucher können Ora er Labora am eigenen Leib erfahren

Schwester Anna selbst liebt die Gartenarbeit. „Es ist so etwas Wunderbares, dass wir uns auf diese Art mit um die Schöpfung, die uns Gott anvertraut hat, kümmern und sie mitgestalten dürfen“, sagt sie. Zum festen Tagesablauf der Benediktinerinnen gehört das mehrfache Beten in der Klosterkirche. Aber im Garten könne sie besonders gut beten, erzählt die Schwester. „Ich denke dort nicht. Es denkt und betet in mir“, beschreibt sie. Hier kann sie den Grundsatz der Benediktinerinnen „ora et labora“– bete und arbeite – besonders gut leben.

In einem Garten mit Rasenflächen und blühenden Rosen befindet sich auch eine kleine offene Kapelle zum Beten.

Im Klostergarten finden sich mehrere Gebetsnischen.

Den Klostergarten durchkreuzen mehrere Wege, und an manchen Stellen finden sich Gebetsnischen. Sogar einen kleinen Wald gibt es. „Wir nutzen den Garten auch viel für unsere Kontemplation, setzten uns hier still mit religiösen Themen und Gott auseinander“, erläutert Schwester Anna. Stille und Schweigen haben bei den Benediktinerinnen einen hohen Stellenwert, sie sprechen weder bei der Arbeit noch beim gemeinsamen Essen.

Außenstehende können an einer eintägigen Klosterzeit teilnehmen, bei der sie für einige Stunden das „ora et labora“ selbst erleben– vormittags wird gemeinsam schweigend im Klostergarten gearbeitet, am Nachmittag lernen die Teilnehmer die benediktinische Spiritualität kennen. Gästen, die für einige Tage zur Klausur in Kloster kommen, steht ein Bereich der grünen, klösterlichen Oase zur Verfügung.

www.benediktinerinnen-koeln.de