Dem 45-Jährigen wird derzeit der Prozess vor dem Kölner Landgericht gemacht.
Familien in TodesgefahrWohnhaus in Köln-Mülheim angezündet – Beschuldigter mit wirren Äußerungen

Die Feuerwehr im Einsatz am Wohnhaus auf der Tiefentalstraße in Mülheim.
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Nach dem verheerenden Feuer in einem Mehrfamilienhaus auf der Tiefentalstraße in Mülheim droht dem mutmaßlichen Brandstifter mehr denn je die dauerhafte Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus. Ein Gutachter berichtete von einem verstörenden Gespräch mit dem Beschuldigten, der an Wahnvorstellungen leidet. Die Tat, bei der Familien in Todesgefahr schwebten, stritt er ab.
Köln: Bewohner hatte Wahnvorstellungen, fühlte sich verfolgt
Er könne es allein mit seiner Gedankenkraft regnen lassen oder die Windrichtung ändern, hatte der 55-Jährige dem psychiatrischen Sachverständigen gesagt. Auch könne er sofort Tonnen von Gold offenlegen, die sich unter der Erde befänden. „Er meinte, er sei unschuldig im Gefängnis und habe niemandem etwas getan, er wollte 30 Millionen Euro Schmerzensgeld“, berichtete der Gutachter.

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Ralf Stark beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.
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Beim laufenden Prozess im Kölner Landgericht erklärte der Sachverständige, dass der Beschuldigte sich schon Monate vor der Tat verfolgt gefühlt und sich auffällig verhalten habe. Nach Bedrohungen hatten Nachbarn das Gesundheitsamt informiert. Dem Mann sei ein Klinikaufenthalt angeboten worden, was dieser abgelehnt habe. Etwa vier Monate später stand das Wohnhaus in Flammen.
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Kölner streitet Brandstiftung in seiner Wohnung ab
Der 45-Jährige hatte vor Gericht angegeben, selbst vom Feuer überrascht worden zu sein. Ihm sei im Treppenhaus die eigene Wohnungstür entgegengeflogen, dabei habe er sich schwer verletzt. Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann selbst das Feuer gelegt haben, indem er Benzin auf dem Parkettboden seiner Wohnung im ersten Stock verschüttet und dieses angezündet habe.
Der Gutachter geht davon aus, dass der Beschuldigte – vorausgesetzt, er ist wirklich der Täter – trotz seiner Wahnvorstellungen erkannt haben muss, dass er das Leben seiner Nachbarn gefährde. Die Staatsanwältin deutete an, dass der 45-Jährige dann wie in der Antragsschrift beschrieben tatsächlich heimtückisch gehandelt habe und ein versuchter Mord in mehreren Fällen vorliege.
Köln: Familien in Todesgefahr gebracht
Mehrere Wohnungen hatten sich nach der Brandstiftung mit Rauch gefüllt, zwei eingeschlossene Familien wurden gerade noch rechtzeitig von der Feuerwehr gerettet. „Es ist allein dem Zufall geschuldet, dass es keine Todesopfer gab“, hatte die Staatsanwältin erklärt. Insgesamt 15 Bewohner waren von dem Feuer betroffen, am Tattag im Februar 2024 waren 50 Feuerwehrleute im Einsatz.
Nach eigenen Angaben war der aus dem Irak stammende Beschuldigte danach mit dem Taxi nach Venlo, dann mit dem Zug nach Amsterdam gefahren. Mit dem Flixbus sei er nach Barcelona gereist und festgenommen worden, als er die Grenze zu Marokko passieren wollte. Der frühere Kioskbetreiber wurde daraufhin nach Deutschland ausgeliefert. Der Prozess wird fortgesetzt.