Was wussten die Regierungschefs der Länder vom Verdacht des BND, dass der Corona-Erreger aus einem Labor in China entwichen ist? Die Opposition im Landtag hat nachgefragt - und ist mit der Antwort nicht zufrieden.
Corona aus dem Labor?NRW-Landesregierung will von BND-Bericht nichts gewusst haben

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen: Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes seien „nicht erörtert“ worden.
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Die Ursache für den Ausbruch der Corona-Pandemie ist bis heute offiziell nicht abschließend geklärt. Wie sich jetzt herausgestellt hat, hielt der Bundesnachrichtendienst es bereits im Jahr 2020 für sehr wahrscheinlich, dass ein Laborunfall im chinesischen Wuhan der Auslöser gewesen sein könnte. Der Verdacht wurde von der Bundesregierung nicht offen kommuniziert - aber waren die Chefs der Bundesländer aber über die Erkenntnisse im Bilde?
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat diesen Verdacht jetzt zurückgewiesen. Die Frage der Herkunft des Erregers sei auf den Besprechungen der Ministerpräsidenten mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „nicht vertieft behandelt“, worden, schreibt der CDU-Politiker in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP im Düsseldorfer Landtag, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Der NRW-Landesregierung hätten daher „keine Einschätzungen“ zur Herkunft des Coronavirus vorgelegen.
Opposition wirft Regierung vor „mit Scheuklappen durch die Pandemie“ gegangen zu sein
Henning Höne, Fraktionschef der Liberalen, will sich mit der Aussage nicht zufrieden haben. Die Laumann-Antwort sei „bemerkenswert“ – gerade vor dem Hintergrund, dass Hinweise auf eine Laborherkunft seit Jahren Teil internationaler Debatten und journalistischer Recherchen seien. „Sollten Informationen aus taktischen Gründen zurückgehalten worden sein, wäre das ein schwerwiegender Vertrauensbruch gegenüber der Öffentlichkeit“, sagte der Politiker.
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Der Parteichef der Liberalen wirft dem NRW-Gesundheitsministerium zudem vor, „mit Scheuklappen durch die Pandemie gegangen“ zu sein: „Nachrichtendienstlich gewonnene Hinweise wurden offenbar weder eingeholt noch politisch bewertet“, so Höne. „Dass eine mögliche Laborherkunft aus Laumanns Sicht keinerlei Relevanz für das eigene Krisenmanagement gehabt hätte, erscheint mindestens diskussionswürdig.“
Die Aufarbeitung der Pandemie sei aber nicht nur eine Frage der Transparenz, sondern auch der politischen Verantwortung. CDU, SPD und Grüne hätten sich im Bundestag bislang einer Enquete-Kommission verweigert, kritisiert Höne: „Eine neue Bundesregierung unter Führung von Friedrich Merz muss diesen blinden Fleck endlich schließen und die Corona-Pandemie umfassend aufarbeiten.“
In NRW wurden bislang rund 8,2 Millionen Corona-Erkrankungen registriert, mehr als 34.000 Menschen starben mit der Erkrankung. Laumann erklärte, die Beratungen und Beschlüsse der damaligen Ministerpräsidentenkonferenzen hätten sich auf Vereinbarungen zur Eindämmung des Pandemiegeschehens und auf die Abmilderung der Folgen auf Gesellschaft und Wirtschaft konzentriert. Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes seien „nicht erörtert“ worden.