Gegen die Frau wird wegen „des Anfangsverdachts der Spionage“ für die Türkei ermittelt.
BKA-DurchsuchungKölner Polizistin unter Spionageverdacht – Informationen an die Türkei gegeben?

Bei einer Mitarbeiterin des türkischen Generalkonsulats in Hürth wurde am Mittwoch durchsucht, jedoch nicht im Konsulat selbst.
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Das Bundeskriminalamt hat am Mittwoch bei einer Mitarbeiterin des türkischen Generalkonsulats eine Durchsuchung durchgeführt. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage, dass gegen die Frau wegen „des Anfangsverdachts der Spionage“ für die Türkei ermittelt werde. Die Tatverdächtige befindet sich demnach weiterhin auf freiem Fuß. Zu näheren Details wollte sich die Behördensprecherin nicht äußern. Allerdings betonte sie, dass nicht im Generalkonsulat durchsucht worden sei.
Vielmehr ermitteln die Strafverfolger auch gegen eine zweite Beschuldigte, die nicht für das türkische Generalkonsulat in Hürth arbeitet. Nach Recherchen dieser Zeitung soll es sich um eine türkischstämmige Polizeibeamtin aus Köln handeln. Die Beschuldigte soll ihrem Kontakt aus dem Generalkonsulat Informationen zur hierzulande verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK aus dem Polizeicomputer geliefert haben. Wie die Übergabe lief und ob im Gegenzug für die Hinweise Geld floss, blieb am Donnerstag unklar. Sollte sich der Tatverdacht erhärten, wäre der Skandal perfekt.
Agenten seit Jahren für MIT in Deutschland
Seit Jahren spähen Agenten des türkischen Geheimdienstes „MIT“ in Deutschland Dissidenten aus. Für das Regime in Ankara sind Organisationen in Deutschland interessant, die gegen den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan opponieren. Auch geht es darum, die Abtrünnnigen auszuforschen. Zudem versucht man, Einfluss in türkeistämmigen und islamisch-religiösen Verbänden zu gewinnen. Der größte staats- beziehungsweise regierungsnahe Interessenverband für Einflussnahme ist laut dem SPIEGEL die 2004 gegründete Union Internationaler Demokraten (UID) mit Sitz in Köln, die über enge Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP verfügt.
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Wie sehr die deutsche Spionageabwehr die Operationen des türkischen Geheimdienstes beschäftigen, belegen die letzten Fälle. So hatte die Bundesanwaltschaft am 17. Dezember 2024 zwei türkische Staatsbürger und einen Deutschen mit türkischen Wurzeln wegen Agententätigkeit festnehmen lassen.
Tatverdächtiger aus Düren vor Gericht
Einen Monat zuvor hatten die Strafverfolger einen 57 Jahre alten Türken aus Düren wegen Spionage für den türkischen Geheimdienst beim Oberlandesgericht Düsseldorf angeklagt. Der Tatverdächtige soll Landsleute, die er für Anhänger der islamistischen, oppositionellen Gülen-Bewegung hielt, an den Geheimdienst verraten haben. Zwischen September 2018 und August 2021 habe sich der Verdächtige mehrmals mit anonymen Schreiben über die türkische Polizei an den türkischen Geheimdienst gewandt. Er habe darin Kontaktdaten und weitere Informationen über Menschen aus seinem Umfeld im Raum Düren mitgeteilt, die er der Gülen-Bewegung zuordnete. Die nach dem unlängst gestorbenen Prediger Fethullah Gülen benannte Bewegung soll hinter einem 2016 gescheiterten Putschversuch stecken. Gülen war bis zum öffentlichen Bruch 2013 mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan verbündet. Eine Beteiligung an dem Putschversuch hatte er stets abgestritten und Erdogan vorgeworfen, diesen selbst inszeniert zu haben.