Das zweite Quartal 2025 im Kreis Euskirchen: Entscheidungen für Großprojekte werden getroffen, Brände halten die Feuerwehr in Atem, ein Hackerangriff legt Fasana lahm.
JahresrückblickIn die Dauerbaustellen Bahn und Autobahn im Kreis Euskirchen kommt Bewegung

Mitte Juni fuhren erstmals seit der Flutkatastrophe wieder durchgehende Züge zwischen Köln und Trier.
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Im Großraum Eifel gibt es derzeit zwei bedeutende Infrastrukturprojekte, die im Jahr 2025 einen entscheidenden Sprung nach vorne gemacht haben: der Wiederaufbau der bei der Flutkatastrophe 2021 zerstörten Bahnstrecken sowie die Planung und Finanzierung des Lückenschlusses der Eifelautobahn A1 zwischen Tondorf und Kelberg.
Beide Projekte sind eng mit dem Namen des seit Mai amtierenden Bundesverkehrsministers Patrick Schnieder (CDU) verknüpft, der gleichzeitig auch der erste Politiker auf diesem Posten ist, der aus der Eifel stammt. Insbesondere beim A1-Lückenschluss könnte sich Schnieder in den Geschichtsbüchern verewigt haben, denn nachdem das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im November eine Klage von rheinland-pfälzischen Naturschützern gegen den Weiterbau von Kelberg bis zur Anschlussstelle Adenau abgewiesen hat, besteht nun Baurecht für den rund zehn Kilometer langen Abschnitt.
Kreis Euskirchen hofft auf den Eifeler Verkehrsminister Patrick Schnieder
Aufgrund des Infrastruktur-Sondervermögens der Bundesregierung könnte Schnieder seine Ankündigung, dass alle Projekte, für die Baurecht bestehe, auch gebaut werden, in die Tat umsetzen. Inzwischen hat der aus der Vulkaneifel stammende Minister die Baufreigabe erteilt, in Kürze soll mit den notwendigen Vorarbeiten begonnen werden. Für die Planung aller noch ausstehender Bauabschnitte ist jetzt die Niederlassung der Autobahn-GmbH des Bundes in Euskirchen zuständig.
Viele Befürworter des Projekts, das in den vergangenen Jahrzehnten nicht richtig vom Fleck kam, hoffen darauf, dass Schnieder jetzt für mehr Tempo bei der Umsetzung sorgen kann.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (r.) und Michael Güntner (l), Vorsitzender der Geschäftsführung Autobahn GmbH des Bundes, zeigen an der Karte die Planungen für den A1-Lückenschluss in Dreis-Brück.
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Das gilt auch für die verschiedenen Bahn-Projekte in der Region. Hier sind im abgelaufenen Jahr gleich drei Meilensteine erreicht worden: Mitte Juni verkehren auf der Eifelstrecke erstmals wieder Züge auf dem bislang noch gesperrten Streckenabschnitt zwischen Kall und Gerolstein. Das Vergnügen durchgehender Züge ist jedoch nur von kurzer Dauer: Weil aktuell auch Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke ausgeführt werden, kommt es immer wieder zu Sperrungen einzelner Abschnitte – verbunden mit dem wenig beliebten Schienenersatzverkehr per Bus.
Ebenfalls im Beisein des Verkehrsministers folgt dann im Dezember die Wiederaufnahme des Verkehrs auf der Ahrtalbahn. Hier kommen die Fahrgäste übrigens jetzt schon in den Genuss elektrischer Züge – auf den Strecken in der Eifel wird es dagegen bis wenigstens 2028 dauern, bis die Elektrifizierungsarbeiten abgeschlossen sind.
Deshalb verkehren auch auf der jetzt wiedereröffneten Erfttalstrecke von Euskirchen nach Bad Münstereifel derzeit nur dieselbefeuerte Vareo-Triebwagen. Und auch auf einen Besuch des Ministers hat man in der Kurstadt verzichten müssen.
Traditionsbetrieb Fasana wird von Hackern attackiert und ist insolvent
Mehr als 100 Jahre lang sind in dem Betrieb an der Adolf-Halstrick-Straße in Stotzheim die verschiedensten Papierprodukte hergestellt worden – seit dem 15. Oktober steht die große Papiermaschine für die Serviettenproduktion nun endgültig still. Die 250 Mitarbeiter, die vor wenigen Monaten noch in dem 1909 gegründeten Betrieb tätig waren, sind inzwischen freigestellt. Der Traditionsbetrieb Fasana ist insolvent.
Das endgültige Aus von Fasana ist der traurige Schlusspunkt intensiver Monate und einer wechselvollen Firmengeschichte – von Halstrick über Metsä Tissue und Mutares bis hin zur heutigen Zugehörigkeit zur Private Values Media AG/Power Parc AG.
Am 21. Mai dieses Jahres wird die Firma Opfer eines Cyberangriffs, der die Produktion nahezu zum Erliegen bringt. Es müssen Szenen wie aus einem Thriller gewesen sein: Sämtliche Drucker der Stotzheimer Papierserviettenfabrik Fasana spucken die Erpresserschreiben der unbekannten Täter aus. Das Unternehmen, das erst kurz vorher von der Powerparc AG übernommen worden ist, ist Opfer eines Cyberangriffs geworden.

Ein Cyberangriff führt bei Fasana in Stotzheim zur Zahlungsunfähigkeit. Rettungsversuche scheitern, das Unternehmen wird abgewickelt.
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„Es ging nichts mehr“, berichtet im Frühjahr ein Fasana-Mitarbeiter im Gespräch mit dieser Zeitung. Sämtliche Rechensysteme sowie Laptops und PC seien „platt“ gewesen, an eine Produktion nicht mehr zu denken. Lediglich die Aufträge, die noch in den Maschinen gespeichert sind, können noch ausgeführt werden.
Allein am 21. Mai habe man Aufträge im Wert von mehr als 250.000 Euro nicht ausführen können, beschreibt ein Mitarbeiter das Dilemma, in das die Firma gerät. Insgesamt werden nach Informationen dieser Zeitung sogar zwei Wochen lang kaum nennenswerte Umsätze in dem Werk generiert, was einem fehlenden Umsatzvolumen von etwa zwei Millionen Euro entspreche, verlautet aus gut informierten Kreisen.
Die Folge: massive Umsatzeinbußen – und schließlich die Zahlungsunfähigkeit. Am 2. Juni stellt Fasana den Insolvenzantrag. Verschiedene Übernahmeangebote scheitern. Bis zum Jahresende soll der Betrieb vollständig abgewickelt sein.
Großbrände halten die Feuerwehren im Kreis Euskirchen in Atem
Mehrere Großbrände halten im Frühjahr die Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen auf Trab: Am 6. April brennt in Scheven eine rund 1000 Quadratmeter große Halle auf einem landwirtschaftlich genutzten Gelände. Insgesamt 210 Feuerwehrleute aus der Gemeinde Kall und den umliegenden Kommunen sind im Einsatz, erst nach 27 Stunden können die letzten Einsatzkräfte abrücken. Durch die starke Rauchentwicklung werden insgesamt 14 Menschen verletzt. Sie werden mit Atemproblemen ins Krankenhaus gebracht, das sie aber nach ambulanter Behandlung wieder verlassen können.

Insgesamt 210 Feuerwehrleute aus der Gemeinde Kall und der Umgebung waren beim Brand einer Lagerhalle in Scheven im Einsatz.
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In einem Wohnhaus in der Ortsmitte von Strempt kommt es dann in der Nacht zum 14. April zu einem Feuer, während die Bewohner im Osterurlaub sind. Und in der Nacht zum Ostersonntag, 20. April, bricht ein weiteres Feuer im ehemaligem, bereits seit vielen Jahren leerstehendem Kolpinghaus in der Nähe von Bleibuir aus.
Zu einem weiteren Großbrand werden Einsatzkräfte aus Dom-Esch und Vernich am 17. Mai in die Gemeinde Swisttal gerufen: Dort brennt es auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma.
Aus dem zweiten Quartal 2025
2. April Im Waldfreibad an der Steinbachtalsperre werden die Pläne für die Sanierung des bei der Flutkatastrophe 2021 zerstörten Areals vorgestellt. Das historische Ambiente der denkmalgeschützten Schwimmbad-Anlage bleibt erhalten, wird aber an moderne Standards angepasst. Die Arbeiten sollen Ende 2026 abgeschlossen sein.
7. April Der NRW-Camper des Jahres 2025 heißt Andreas Düren und kommt aus Kleinbüllesheim. Beim Dreikampf auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums (Fahren, Bremsen, Grillen) nutzte der Wohnmobilist seine 25-jährige Erfahrung am Steuer und den Heimvorteil, um sich Titel und Preisgeld zu sichern.
10. April Der Vorstand der VR-Bank Nordeifel hat im April wegen erheblicher Kostensteigerungen den geplanten Neubau ihrer Hauptstelle im Kaller Gewerbegebiet abgesagt. „Als wir das Projekt im Jahr 2023 in der Mitgliederversammlung vorgestellt haben, war dafür ein Budget von rund 17 Millionen Euro veranschlagt“, sagt Vorstandsmitglied Kai Zinken: „Als wir die Reißleine gezogen haben, hatten sich die Gesamtkosten auf rund 25 Millionen Euro summiert – und es gab immer noch finanzielle Unwägbarkeiten.“ Inzwischen ist die runderneuerte Filiale in Schleiden eröffnet.
26. April Knapp vier Jahre nach der Flutkatastrophe wird in Euskirchen die offizielle Fertigstellung und Einweihung der neuen Fußgängerzone gefeiert. „Euskirchen hat nun vermutlich die modernste Innenstadt in Deutschland“, freut sich die stellvertretende Bürgermeisterin Sandra Eisermann (CDU) beim Stadtfest.

Mit dem traditionellen Bandschneiden wurde die Euskirchener Innenstadt am 26. April offiziell wiedereröffnet.
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So soll das Wohn- und Geschäftshaus aussehen, das am Bleibergplatz in Mechernich errichtet werden soll.
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Die sanierungsbedürftige Grenzlandhalle in Hellenthal soll abgerissen werden und an der Stelle die neue Grundschule gebaut werden.
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16. Mai Im Kreis Euskirchen gibt es 113 Eifelspuren und -schleifen. Eine der beliebtesten Wanderstrecken ist die Eifelspur „Auf den Spuren der Raubritter“ rund um Reifferscheid, die sich in diesem Jahr bei der Wahl zum „Wanderweg des Jahres“ durchgesetzt hat. Mit großem Vorsprung gewinnt die Route beim Online-Voting 2025.
12. Juni Die Forstwirtschaft und die Holzverarbeitung haben in den waldreichen Eifel-Kommunen immer noch eine große Bedeutung. Dabei hat inzwischen auch in Sägewerken modernste Technik Einzug gehalten. Rund 25 Millionen Euro will zum Beispiel die Firma Wood & Energy in das Sägewerk in Harperscheid investieren.
17. Juni Es ist das Herzstück der „Neuen Mitte“, das Schlüsselprojekt für die Umgestaltung der Mechernicher Innenstadt: Am Bleibergplatz soll ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Im Juni stellen sich zwei Investoren aus dem Rhein-Erft-Kreis vor, die mehr als 17,5 Millionen Euro in das Projekt stecken wollen.
26. Juni Über den Standort der neuen Grundschule wird in der Gemeinde Hellenthal schon lange gestritten. In diesem Jahr ringen sich die Kommunalpolitiker schließlich zu einer Entscheidung durch: In einer gemeinsamen Sitzung von Bildungs- und Planungsausschuss findet sich eine knappe Mehrheit, die für den Neubau der Schule am Standort der sanierungsbedürftigen Grenzlandhalle votiert. Die sanierungsbedürftige Halle soll abgerissen und mit einem multifunktionalen Komplex auch Grundschulstandort werden. Der Gemeinderat schließt sich wenig später diesem Votum an.



