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Deutscher MühlentagBegreifbare Geschichte in der Reuschenberger Mühle

Lesezeit 3 Minuten

Am Deutschen Mühlentag öffnet die Reuschenberger Mühle ihre Tore: Die Gelegenheit ein seltener Blick hinter historische Mauern lockte wieder viele Besucher an. 

Wo einst das Wasserrad den Mahlstein antrieb, dreht sich viel um die Erinnerung – und um eine Stromturbine: Die Reuschenberger Mühle lädt am Pfingstmontag zum Mühlentag – ein Appell für den Erhalt lokaler Geschichte.

Es ist ein netter Pfingstausflug für viele am Montagmittag in der Reuschenberger Mühle. Mauersteine sind von Jahrzehnten poliert. Die Mühle liegt im Grünen, im unteren Tal, fast schon im Mündungsbereich der Wupper, in Bürrig zwischen Leverkusen-Wiesdorf und Rheindorf. Die Reuschenberger Mühle ist die am tiefsten liegende Mühle, die vom Wasser der Wupper angetrieben wird. Am Pfingstmontag öffnete der Förderverein die Mühle am Deutschen Mühlentag, der bundesweit begangen wird. 650 Mühlen öffnen an diesem Tag. Auch in Burscheid und Schlebusch waren die Lambertsmühle und der Sensenhammer geöffnet. Was den Ort in Bürrig besonders macht, ist nicht nur sein Baujahr – geschätzt um 1790 – sondern die Hingabe, mit der ihn eine engagierte Eigentümerfamilie und ein Förderverein seit Jahren wieder mit Leben füllt.

Türen auf in die Vergangenheit in der Reuschenberger Mühle

Kaum ist man im Innenhof, riecht es nach frischen Waffeln. Kinder lachen, Besucher betrachten Modelle von Wasserrädern, gebaut von Günther Blömer. In kleinen Grüppchen werden Geschichten erzählt – von früher, von Stromausfällen, die einst mit Wasserkraft überbrückt wurden, oder von Bauern, die ihr Getreide zur Mühle brachten. „Wir sind neugierig, wie das alles hier früher funktioniert hat“, sagt eine Frau, die mit ihrer Familie gekommen ist. Der Mühlentag, das merkt man schnell, ist keine staubige Geschichtsstunde.

Am Deutschen Mühlentag bietet sich ein seltener Blick hinter historische Mauern.

Das Besondere: Die Reuschenberger Mühle wird gepflegt und sie wird umsorgt. Das kann man fast an jeder Fuge spüren. Für den Nachbarn und stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins, Peter Odenthal, ist das Wasserrad nicht nur ein Relikt, sondern auch ein Symbol für nachhaltige Energie. Er sagt: „Schon 1947 lieferte es Strom. Absolut einzigartig. Das war die erste brauchbare Turbine Deutschlands.“

Leverkusen: Wo Wasser Kraft hatte – und wieder Bedeutung gewinnt

Auch andere Mühlen in der Umgebung laden zum Entdecken ein. Die Alte Dombach in Bergisch Gladbach etwa zeigt im LVR-Industriemuseum Papiergeschichte zum Anfassen. „Und auch in Reuschenberg wurde mal Papiermasse produziert“, erklärt Vanessa Witz, Vorsitzende des Fördervereins, „das können wir belegen.“ Das Trockenhaus, wohin das Papier mit Wagen auf Schienen transportiert wurde, steht zurzeit nur noch eine Mauer. Die Fassade soll einmal zu einem Museum und Café werden. So sei es zumindest beantragt, sagt Odenthal.

Am Pfingstmontag öffneten auch die Steiner Mühle in Odenthal und die Spinnerei Braun und Brudes in Leichlingen im Murbachtal, die beide mit liebevoller Restaurierung bestechen. In der Lambertsmühle in Burscheid im oberen Wiehbachtal wird sogar noch Getreide gemahlen. Aber die wahrscheinlich einzige Mühle in der Gegend, in der noch richtig produziert wird, auch wenn es nur Elektrizität ist, dürfte die Reuschenberger Mühle sein.

Peter Odenthal erklärt

Ein älterer Besucher lehnt sich auf das Geländer oben in der Mühle. „Ich bin hier als Kind oft mit dem Fahrrad vorbeigefahren“, sagt er leise. „Damals war das einfach nur eine alte Mühle. Heute weiß ich, was sie bedeutet.“ Unter anderem soll hier heute mit dem Gerücht aufgeräumt werden, dass die Mühle eine Gefahr für Lachse oder Wanderfische ist. „Das ist sie nicht und das war sie nie“, stellt der achtzigjährige Odenthal klar. (mit rar)