Nur wenige Bilder gibt es von der Synagoge an der Altstadtstraße in Opladen, die am 10.11. 1933 zerstört wurde.
Copyright: Archiv der Stadt Leverkusen
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Auch in Leverkusen ist Antisemitismus ein Thema. Hier wagen es Mitglieder des jüdischen Vereins nach eigenem Bekunden nicht, sich im öffentlichen Raum als Juden zu zeigen, etwa durch das Tragen einer Kippa.
Der 9. November ist traditionell ein Datum, an dem auch in Leverkusen regelmäßig gegen Antisemitismus demonstriert wird. Die Stadt lädt zur Teilnahme an der gut bewachten Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 am Platz der Synagoge ein.
Bei der Veranstaltung geht es vordergründig um die Geschehnisse in Leverkusen am 9. und 10. November 1938 gegen die jüdischen Einwohner Leverkusens, aber natürlich spielen die aktuellen Entwicklungen eine Rolle. Die geschichtlichen Fakten haben Eva Wolff in ihrem Buch „Nationalsozialismus in Leverkusen“ und Rolf Müller in der Stadtchronik „Upladhin“ anhand älterer Quellen aufgezeichnet.
Die Übergriffe gegen Juden 1938 wurden mit Hetze und Entrechtung vorbereitet
Die vorbereitenden Vorfälle und Handlungen, die letztlich zur Zerstörung der kleinen Opladener Synagoge führten, begannen schon ein paar Jahre zuvor. Seit Jahren wurden Juden auch auf dem Gebiet des heutigen Leverkusen systematisch entrechtet. Hetze gegen sie war an der Tagesordnung, zum Beispiel in den gleichgeschalteten Zeitungen, schreibt Eva Wolff. Da war es am 9. November 1938 anscheinend kein großer Schritt zu Tätlichkeiten. Als Vorwand für den letzten Tropfen zu den Pogromen diente ein Anschlag auf Sekretär vom Rath an der deutschen Botschaft in Paris. Einigen Opladenern fiel es vermutlich dann nicht mehr besonders schwer, in der Synagoge zu randalieren und zu plündern. Einer soll sich dabei verletzt haben.
Weil man fürchtete, dass die Fachwerkhäuser in der Nähe der Synagoge in Brand geraten könnten, wies ein Polizeileutnant wohl pflichtgemäß darauf hin, dass Zündeln zu unterbleiben habe. Ein Bericht von der Pogromnacht ist durch eine Gerichtsakte von 1949 überliefert: Nach dem Krieg mussten sich zwei der Täter vor einem Düsseldorfer Gericht wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit verantworten.
Ein Modell der Synagoge , die ab 1879 bis zum 10.11.1933 an der Altstadtstraße in Opladen stand.
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Die Handlungen gegen jüdische Bürger, gegen deren Geschäfte und die Synagoge waren offenbar von oben angeordnet, schreibt Eva Wolff. Geduldet wurden die Übergriffe von den Behörden sowieso. Die jüdische Gemeinde war in den Jahren zuvor schon dezimiert worden: Durch Verhaftungen, durch Flucht, Ausreise – es gab auch mehrere Selbstmorde Verzweifelter in der Stadt.
Die Synagoge hatte 59 Jahre Bestand
Am 10. November soll die SA laut Augenzeugen seit dem frühen Morgen vor der Synagoge gestanden haben. Kinder seien animiert worden, Feuer zu legen und Scheiben einzuschlagen. Am Nachmittag brannte die Synagoge. Die Feuerwehr kam zwar irgendwann, sie soll sich aber viel Zeit gelassen haben und schützte nur die Häuser nebenan. Die Synagoge, die 1879 eingeweiht worden war, brannte aus; die Mauern warf man um. Mehrere Gemeindemitglieder wurden zudem festgenommen.
Die Gedenkstunde am Montag, 10. November beginnt Punkt 12 Uhr auf dem gut geschützten Platz an der Altstadtstraße. Traditionell vertreten sind der Oberbürgermeister und ein Vertreter der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, christliche Pfarrer, das Klezmer-Ensemble der Musikschule und Schülerinnen vom Landrat-Lucas-Gymnasium liefern Beiträge.
2025 gibt es etwas Neues: Nach dem Fußweg über die Aloysiuskapelle endet das Gedenken auf dem jüdischen Friedhof an der Robert-Blum-Straße.