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BilanzWie Leverkusener Karnevalisten auf die vergangene und in die neue Session schauen

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Die Finanzierung der Karnevalszüge ist für die Leverkusener Gesellschaften nach wie vor schwierig, sagt Thomas Loef, Geschäftsführer des Festausschusses Leverkusener Karneval.

Die Finanzierung der Karnevalszüge ist für die Leverkusener Gesellschaften nach wie vor schwierig, sagt Thomas Loef, Geschäftsführer des Festausschusses Leverkusener Karneval.

Der Festausschuss Leverkusener Karneval zieht im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ ein Fazit.

Der „Leverkusener Anzeiger“ erwischt Thomas Loef am Aschermittwoch beim Kassensturz. 70 Kilogramm Hartgeld habe er auf den Leverkusener Karnevalszügen gesammelt, die zur Bank gebracht und dort gezählt werden müssten. Da werden auch mal die Hände schmutzig. „Aber wir nehmen auch dreckiges Geld“, sagt der Geschäftsführer des Festausschusses Leverkusener Karneval (FLK) und lacht.

Das Geld sind Spenden, die er auf den Zügen bekommen habe, um die Finanzierung der Umzüge auch in der kommenden Session wieder sicherzustellen. Um einen Euro hatten er und die Karnevalisten auf den Zügen von den Menschen am Rand gebeten. 11.000 Euro seien in der vergangenen Session zusammengekommen, in etwa mit derselben Summe rechnet Loef auch dieses Jahr wieder.

Das decke die Kosten natürlich bei Weitem nicht, alleine 105.000 Euro koste es, die Anforderungen der Stadt zu erfüllen. Zum Beispiel für Rettungs- und Sicherheitskräfte. Wagenengel und Kamelle seien dabei nicht eingerechnet. Und vermutlich werde es dieses Jahr noch mehr, schließlich seien die Sicherheitsauflagen angesichts der Anschläge in jüngster Vergangenheit auch noch mal höher.

Leverkusener feiern friedlich

Grundsätzlich blickt Thomas Loef aber „nur positiv“ auf die Session zurück, die am Dienstagabend mit Nubbelverbrennungen und mit der Schlüsselrückgabe durch Prinz Marco I. an OB Uwe Richrath zu Ende gegangen ist. Man habe es geschafft, die Bevölkerung mitzunehmen. Die Züge seien sehr gut besucht gewesen, in Wiesdorf standen schätzungsweise rund 30.000, in Schlebusch 40.000 und in Opladen rund 50.000 Menschen am Straßenrand.

Das hänge natürlich auch mit dem Wetter zusammen. Am Wetter macht Thomas Loef auch fest, dass es in diesem Jahr äußert friedlich zuging. Denn er sagt: „Wir haben mehr Probleme mit Alkohol, wenn’s kalt ist.“ Er vermutet, dass die Menschen an wärmeren Tagen mehr Bier und weniger Schnaps trinken.

Einen Schwerpunkt setzen die Karnevalisten inzwischen auf die Jugendarbeit, beziehungsweise das Heranführen von Kindern an den Karneval. Umso mehr freut sich Loef, dass in diesem Jahr rund 350 Kinder in den Tanzgruppen der 22 dem FLK angeschlossenen Vereinen mitgemacht haben.

Wir haben den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen.
Thomas Loef, FLK-Geschäftsführer

„Wir haben den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen“, sagt Loef. Das sei heute aber nicht mehr so, deshalb gehen die Karnevalisten in die Schulen, um den Kindern unter anderem beizubringen, dass man „Kamelle“ rufe, um an Süßigkeiten zu kommen. „Wir müssen auch die Kinder mitnehmen“, zum Beispiel auch die, die nicht aus der Gegend kommen. Also aus dem Ausland, aber auch aus dem Nicht-Rheinland. Und denen seien die Bräuche natürlich nicht so vertraut.

Bei der Schlüsselübergabe konnte der Festausschuss auch das neue Sessionsmotto verkünden: „Leever fiere nit lamentiere“ soll dazu anregen, auf Gemeinsamkeiten zu schauen, zusammenzuhalten und sich nicht zu beschweren. Davon, zusammenzuarbeiten, könne sich auch die Politik eine Scheibe abschneiden.

In eine ähnliche Richtung geht auch das Motto des Komitees Opladener Karneval: „Met Dun un Laache künne mer alles maache!“ Es soll für unerschütterliche, rheinische Lebensfreude stehen. Und für den Zusammenhalt, der den Karneval einzigartig mache: „Mit Humor, Gemeinschaft und Frohsinn lassen sich alle Hürden überwinden.“

Die Hitdorfer Jecken haben ,,Alaaf un hurra op jecke 33 Jahr“ als Motto für die Session 2025/2026 ausgesucht. 63 Vorschläge waren eingegangen, acht Vorstandsmitglieder entschieden sich nach fünf Auswahlrunden für das Motto.

Nachdem Prinz Marco I. am Dienstagabend im Saal Norhausen in Rheindorf aus seinem Amt verabschiedet worden war, präsentierte das FLK auch seinen designierten Nachfolger: Rogério I. Er gehört zu den „Schlebuscher Clowns“, eine Vereinigung, die keine reine Karnevalsgesellschaft ist. Rogèrio Pires lebt seit 25 Jahren in Leverkusen.


Protestmotto der HKS

Die Hugo-Kükelhaus-Schule hatte sich für die beendete Session für ein Motto entschieden, das ihren Protest ausdrücken sollte: „Wer’t jläuft weed sielig (ohne Driss) – ein Neubau für die HKS.“. Das diesjährige Motto sei gewählt worden, um den Unmut der Schulgemeinschaft aufzuzeigen, heißt es in einer Mitteilung der Schule. „Die Schule platzt aus allen Nähten, die Schülerinnen und Schüler müssen an zwei Standorten unterrichtet werden, ohne ausreichende Fachräume und mit vielen fehlenden Angeboten.“ Der Wunsch nach einem Erweiterungsbau sei bei allen groß, denn die Einschränkungen seien für die gesamte Schulgemeinschaft spürbar.