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KlärschlammDer braune Brei der Kölner und Bonner soll westlich von Leverkusen verbrannt werden

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Gelände am Ölhafen Niehl, wo das  Müllheizkraftwerk Köln-Merkenich steht, soll eine Klärschlammverbrennungsanlage für Köln und Umgebung gebaut werden. Foto: Ralf Krieger

Neben dem Heizkraftwerk Merkenich soll eine Klärschlammverbrennungsanlage für Köln und Bonn gebaut werden. Leverkusen liegt im Osten davon.

Die Anlage soll laut Gutachtern eine hocheffiziente Rauchgasreinigung bekommen.

Eine Merkenicher Bürgerinitiative wehrt sich schon lange gegen das Vorhaben, aber auch Leverkusen hat Grund, sich für die geplante Klärschlammverbrennungsanlage zu interessieren, die man keine drei Kilometer von Wiesdorf entfernt im Ölhafen in Merkenich bauen will. Wenn, wie meistens, Westwind weht, liegt Leverkusen in der Abgasfahne. Das Verfahren für Widersprüche, an dem jeder Bürger teilnehmen kann, ist jetzt angelaufen.

Die Gegend Köln-Nord und Leverkusen kann man getrost jetzt schon als Zentrum der Müllverbrennung bezeichnen, denn schon heute werden hier irrsinnige Mengen an Müll und Sondermüll verbrannt: Sechs Kilometer südwestlich von Leverkusen liegt das Kölner Müllheizkraftwerk, in dem der Großteil des Kölner Mülls verbrannt wird, von der Anlage behauptet der Betreiber AVG, dass aus dem Schornstein weniger Schadstoffe entweichen sollen, als in der Umgebungsluft vorhanden seien. 

Auf dem Gelände am Ölhafen Niehl, wo das  Müllheizkraftwerk Köln-Merkenich steht, soll eine Klärschlammverbrennungsanlage für Köln und Umgebung gebaut werden. Foto: Ralf Krieger

Auf dem Gelände am Ölhafen Niehl, wo das Müllheizkraftwerk Köln-Merkenich steht, soll eine Klärschlammverbrennungsanlage für Köln und Bonn gebaut werden.

Am bekanntesten ist die Anlage von Currenta, die den Chemie- und Sondermüll verbrennt, weniger prominent ist die kleinere Verbrennung bei Dynamit Nobel. In der Küppersteger Müllverbrennungsanlage der Avea wird aller Hausmüll und Gewerbemüll aus Rösrath, Engelskirchen, Morsbach, Reichshof, Gummersbach, Radevormwald, Wermelskirchen, Leichlingen, Burscheid und Leverkusen verfeuert. Übrigens besitzt außer der Kölner Verbrennungsanlage in Niehl keine einzige dieser Verbrennungsanlagen einen Eisenbahnanschluss, aus heutiger Sicht kann man das nur eine Fehlplanung nennen, denn der Müll kommt ausnahmslos mit Lkw über die Straßen, teils über sehr weite Strecken.

Beim Klärschlamm soll die Anlieferung besser laufen. Da man in Köln offenbar fest mit einer Genehmigung rechnet, wird gerade schon eine Leitung unterm Rhein verlegt, durch die die braune Rest-Brühe mit ordentlichem Druck vom Klärwerk Stammheim nach Merkenich gepumpt werden soll.

Klärschlamm brennt gut

Für das Projekt haben die Stadtwerke Köln gemeinsam mit der Bundesstadt Bonn eine Gesellschaft gegründet, um ihre festen Abfälle aus den Kläranlagen zu verbrennen. Der Schlamm wurde früher in Faultürmen vergoren und auf Felder ausgebracht, das ist inzwischen aus gutem Grund verboten. Es klingt seltsam, nassen Schlamm zu verbrennen, aber das geht, weil die Masse stark kohlenstoffhaltig ist, also energiereich. Vor dem Verbrennen entzieht man der dicken Schlammmasse durch Erwärmen Wasser, das Gewicht schrumpft auf ein Viertel.

Der Schlammofen wird mit Gasbrennern angefahren, danach läuft er ohne Zugabe von Energie, man gewinnt sogar Strom in einer Turbine. 156.000 Tonnen Klärschlamm können später in Merkenich bei 850 Grad verfeuert werden. Maximal 20 Tonnen pro Stunde sollen verbrannt werden, alles aus der normalen Kläranlage, kein gefährlicher Abfall, wie er in Bürrig verbrannt wird. Aus der Asche soll Phosphor gewonnen werden. Aus dem 52 Meter hohen Schornstein sollen laut Gutachten nur noch geringe Mengen Schadstoffe kommen. Gestank soll die Anlage nicht abgeben.

So gering die Emissionen sein sollen, das Einzugsgebiet ist gigantisch: Jedesmal wenn irgendwer zwischen Königswinter, Dormagen und Erkelenz die Toilette abzieht, soll der daraus in Kläranlagen entstandene Klärschlamm später in Merkenich landen. Mehr als die Hälfte des Klärschlamms kommt aus Köln über die Leitung. Die Bonner Hinterlassenschaften will man eigentlich über den Rhein per Schiff anliefern, aber man hat jetzt wohl nachgerechnet und findet, dass das ziemlich teuer werden dürfte. Der Bonner Generalanzeiger berichtet jetzt, dass das Schiff erst noch gebaut werden müsste, es soll 29 Millionen Euro kosten. Das ist teuer. Also spricht man in der Bundesstadt inzwischen wieder über Lkw-Transporte zwischen Bonn und Merkenich. Das wäre dann wohl ein Problem für die Bonner und die Merkenicher Anwohner, von denen viele die Anlage ablehnen, überall im Dorf hängen entsprechende Banner. 2029 soll der Ofen in Betrieb genommen werden.

Während Leverkusen mit den Immissionen des Kölner und Bonner Klärschlamms leben soll, verbrennen die Kläranlagen des Wupperverbands, also auch Leverkusen, den braunen Brei in Wuppertal.

Zurzeit läuft die öffentliche Auslegung bei der Bezirksregierung. Unterlagen gibt es auch unter www.uvp-verbund.de.