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Wegen FinanzmisereLeverkusen will ehemalige Landwirtschaftsschule verkaufen

Lesezeit 4 Minuten
Ein leerstehendes historisches Gebäude in Opladen.

Die frühere Opladener Landwirtschaftsschule steht seit 2016 leer.

In die Debatte über die Zukunft des historischen Gebäudes kommt Bewegung. Aber in eine Richtung, die FDP und Opladen Plus gar nicht gefällt.

Die laufende Nummer 50009 im Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes der Stadt für die Jahre 2025 bis 2035 alarmiert sowohl die FDP als auch die Gruppierung Opladen Plus. Dort steht als Kurzbezeichnung lapidar: „Aufgabe Gebäude CUI (Düsseldorfer Straße 153)“.  CUI steht für „Chemisches Untersuchungsinstitut“. Selbiges residiert zwar bereits seit neun Jahren nicht mehr in Opladen. Die offizielle Beschilderung vor dem  1919/20 erbauten, historischen Gemäuer weist freilich immer noch auf das Institut hin. 

Und nun also: die Aufgabe des 2016 leerstehenden Gebäudes. In der Auflistung neben der Kurzbezeichnung steht, welche Konsolidierungsbeiträge die Stadt durch diesen Schritt erwirken könnte. Jährlich 30.000 Euro Unterhaltskosten für das Gebäude, macht von 2026 bis 2035 genau 300.000 Euro. Außerdem hält es die Verwaltung für möglich, eine „investive Einzahlung“ in Höhe von 1,5 bis 2 Millionen Euro zu erzielen, wie es in der Spalte „Bemerkung“ heißt. Soll heißen: Für in etwa diesen Betrag hofft die Stadt das dreigeschossige Backstein-Gebäude, das seit 1987 unter Denkmalschutz steht, zu verkaufen. Ende November vergangenen Jahres hatte die Verwaltung auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ noch betont, dass es keine Überlegungen für einen Verkauf gebe.

Leverkusen: Rat trifft die Entscheidung

Auf Anfrage teilt die Verwaltung jetzt dazu mit, sie habe der Politik auch den Verkauf städtischer Liegenschaften als mögliches Einsparpotenzial vorgeschlagen. Und weiter: „Eine Entscheidung darüber, ob eine Veräußerung angegangen werden würde, trifft der Rat der Stadt per Beschluss.“ Im Rahmen der Beschlussfassung für den Haushaltsplan 2025 werde es bald die erforderlichen Fraktionsgespräche zwischen Verwaltung und Politik geben. Dabei werde auch über die Liste diskutiert, in der der Verkauf der früheren Landwirtschaftsschule vorgeschlagen wird.

Das Vorhaben stößt bei der FDP in der Stadt jedenfalls auf großes Unverständnis, wie es in der Mitteilung der Partei heißt. Der Opladener Liberale Friedrich Busch wirft der Stadt vor, es sei ihr nach dem Auszug des Chemischen Untersuchungsamtes 2016 „nicht gelungen, eine sinnvolle Nachnutzung zu realisieren“. Busch bedauert, dass aus den 2021 vom Stadtrat beschlossenen Plänen, das Gebäude zum Teil eines historischen Mittelpunkts zu machen, nichts geworden sei und nennt den Verkaufsplan ein Armutszeugnis. 

Die Verwaltung gesteht zu, dass ein Verkauf des Gebäudes die Pläne für die historische Mitte einschränken würde. Allerdings seien eben diese Pläne wegen der Haushaltslage „vorerst auf Eis gelegt. Eine genehmigungsfähige Finanzierung ist derzeit nicht darstellbar“.

Wie die FDP wendet sich auch Opladen Plus gegen einen Verkauf der ehemaligen Landwirtschaftsschule. Die Wählergruppe wirbt in einem Antrag für die Ratsgremien dafür, aus dem Gebäude am Fuße des Frankenbergs ein Haus der Fraktionen zu machen – für den Fall, dass sich der Plan der Historischen Mitte nicht realisieren lässt. Opladen Plus will dann alle Fraktionsgeschäftsstellen dort unterbringen, sodass diese ihre mit städtischem Geld angemieteten bisherigen Räume aufgeben könnten. Zu diesem Zweck solle eine städtische Tochtergesellschaft, also zum Beispiel die Stadtentwicklungsgesellschaft Levi, das Gebäude übernehmen und herrichten lassen. 


Wählergruppe will Stadtrat in Opladen tagen lassen

Die Stadtteilgruppierung Opladen Plus regt in einem Antrag für die zuständigen Ratsgremien an, dass der Stadtrat künftig im alten Opladener Rathaus am Goetheplatz tagen soll. Der Umzug solle erfolgen, wenn der Mietvertrag für die Flächen mit dem Vermieter ECE in der Rotunde über der Rathaus-Galerie auslaufe, so die Gruppierung.

Der alte, auf 15 Jahre angelegte Mietvertrag endete am 28. Februar 2025. Der aktuell laufende Mietvertrag ist auf fünf Jahre befristet und endet Ende Februar 2030. Das würde bedeuten, dass ein Umzug von Wiesdorf nach Opladen – theoretisch – 2030 möglich wäre. Opladen Plus argumentiert, die aktuelle Unterbringung in der Rotunde sei teuer, auch, „weil es unendlich viele unproduktive Nebenflächen mitzubezahlen gibt. Zudem ist die derzeitige Situation unpraktisch und im wahrsten Sinne des Wortes bürgerfern, weil nur über Aufzugsanlagen erreichbar“.

Zudem seit das Sitzungssaal-Ensemble im alten Opladener Rathaus „derzeit stark untergenutzt“. Das Haus habe sich bereits in den Jahren 2009 bis 2014 als Ausweichquartier des Rathauses bewährt, so Opladen Plus, als der Stadtrat dorthin ausgelagert war. (ps)