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Grünen-AnfrageWas die Stadt Leverkusen beim KI-Ausbau bremst

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Rathaus Leverkusen in Wiesdorf. Bild: Ralf Krieger

KI im Rathaus: Für Prozesse in Behörden fehlt es noch an einigem, heißt es von der Stadtverwaltung.

Auch in der Verwaltung soll mehr Künstliche Intelligenz genutzt werden. Das umzusetzen, ist aber nicht ganz so einfach, sagt die Stadt.

Der Ausbau der Nutzung von Künstlicher Intelligenz innerhalb der Stadtverwaltung soll vorangetrieben werden. Da geht es dem Rathaus nicht anders als allen anderen Verwaltungen auch. Auch Oberbürgermeister Stefan Hebbel hatte in seinem Wahlkampf immer wieder betont, dass eine fortgeschrittene Digitalisierung – und damit auch eine ausgebaute Nutzung von KI – dabei helfen könnte, dem demografischen Wandel und dem damit verbundenen Fachkräftemangel zu begegnen. Zur Einordnung: Hunderte Stellen in der Verwaltung werden in den kommenden Jahren nicht nachbesetzt werden können, weil die Leute dafür fehlen. Freilich sind sinkende Personalkosten ein erheblicher Teil der Sanierung der Stadtfinanzen.

Wie weit die Stadt denn in Sachen KI ist, wollten die Grünen am 29. September in der Sitzung des Finanz- und Digitalisierungsausschusses wissen. Die jetzt vorliegende Antwort der Stadtverwaltung legt nahe: So einfach ist das alles nicht: „Zusammenfassend sind viele Möglichkeiten der KI-Nutzung noch nicht in einem produktiven Umfeld für den Arbeitsalltag in deutschen Behörden realisierbar“, schreibt die Stadt.

Leverkusen: Verwaltung beschäftigt sich seit 2023 mit KI

Aber von vorne: Das Thema KI beschäftige den Fachbereich Digitalisierung seit 2023. Bisher habe man KI-Systemangebote mehrerer Hersteller geprüft, sich an Workshops, Seminaren und Messen zum Thema beteiligt und ein kleines Team gegründet, das die Einführung von Künstlicher Intelligenz als Schwerpunkt hat.

Mit der Energieversorgung Leverkusen (EVL) und der Informationsverarbeitung Leverkusen (IVL) wollte man ein frei verfügbares KI-Sprachsystem, ein „Large Language Model“ (LLM) auf der eigenen digitalen Infrastruktur betreiben. Dabei habe man eine Umgebung für digitale Verwaltungsarbeit schaffen wollen, die datenschutzkonform und sicher ist. Dafür habe allerdings die Rechenleistung der eigenen Informationsverarbeitung nicht ausgereicht, auch seien damals Serviceangebote der deutschen Anbieter nicht verfügbar oder nicht ausgereift gewesen. 

Ab Februar 2025 dann, als die EU über den „EU AI-Act“ ein erstes einheitliches Regelwerk für KI-Nutzung innerhalb der Mitgliedsstaaten, bereitstellte, sollte das Leverkusener KI-Team „die Nutzung von KI-Systemen für Mitarbeitende der Stadtverwaltung“ vorbereiten und begleiten. Der „EU AI-Act“ gibt einerseits Auflagen für die Verwendung gängiger KI-Systeme, verbietet andererseits auch die Nutzung „bestimmter Hochrisikosysteme“. 

76 Mitarbeiter arbeiten mit KI

Die Folge in der Leverkusener Stadtverwaltung: Ein Schulungskonzept, ein „KI-Bedarfsantrag“, ein „Positionspapier KI“ und eine noch in der Abnahme befindliche „Dienstanweisung KI“ wurden erstellt. So können, Stand 21. Oktober, 76 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter KI-Systeme „mit allgemeinem Verwendungszweck“ (GPAI) nutzen. 50 Testerinnen und Tester sollen zudem demnächst eine Demoversion des „GovTech KI-Assistenten“, also einer Verwaltungs-KI, für den Arbeitsalltag ausprobieren.

Grundsätzlich unterscheidet die Verwaltung zwei Arten von Künstlicher Intelligenz. Erstens: Module für Fachanwendungen, wie zum Beispiel Übersetzungsfunktionen mit Sprachausgabe für eine Antragssoftware. Dafür muss jeder Fachbereich den Kollegen im Bereich Digitalisierung mitteilen, was er braucht. Zweitens: KI-Systeme, die als eigenständiges Produkt verfügbar sind. Zum Beispiel Chat-GPT oder der„GovTech KI-Assistent“. Dafür stehe man mit den Anbietern im Austausch, teilt die Stadt mit.

Das Problem ist aber: Manche Systeme seien noch nicht ausgereift, andere Anbieter können noch keine Zugänge bereitstellen und für einige gibt es Bedenken, was die Sicherheit und den Datenschutz angeht. Auch können die neuen KI-Systeme mit denen, die es in der Leverkusener Stadtverwaltung schon gibt, nicht immer problemlos kommunizieren. Das hängt manchmal an fehlenden Schnittstellen.

Und: Neben dem neuen EU-Gesetz gilt auch weiterhin die Datenschutzgrundverordnung. Große virtuelle Datenspeicher (Hyperscaler) zum Beispiel von Google oder Amazon mit ihrer US-amerikanischen Cloud-Infrastruktur sind kategorisch für die Nutzung ausgeschlossen, wegen „möglicher Gefahr der Weitergabe von Informationen an Geheimdienste“. Deshalb stehen sie deutschen Verwaltungen höchstens bedingt zur Verfügung.

Es gibt also viele Hürden beim Ausbau der KI in der Stadtverwaltung. Die Stadt schreibt: „Daher wird weiterhin der Markt beobachtet und potenzielle KI-Lösungen sukzessive getestet.“