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Tablets als Diebesgut im FokusEinbruchszahlen an Leverkusener Schulen nach Erfolg gegen Bande rückläufig

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Jüngstes Opfer war die Gemeinschaftsgrundschule Im Steinfeld in Bürrig Mitte April.

Jüngstes Opfer war die Gemeinschaftsgrundschule Im Steinfeld in Bürrig Mitte April.

In die Grundschule Im Steinfeld wurde vor einigen Wochen eingebrochen. Wie oft sind Schulen in Leverkusen Ziel von Einbrüchen?

Jüngstes Opfer war die Gemeinschaftsgrundschule Im Steinfeld in Bürrig Mitte April. Gestohlen wurde offenbar nichts, es wurde nur verwüstet, schildert Schulleiterin Ina Hoffmann. Die Schule hat Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt. „Da der Einbruch in den Ferien stattgefunden hat, haben es die Kinder nicht direkt mitbekommen. Aber zu Schulbeginn schon, da viele Dinge der Kinder oder andere Materialien zerstört oder bereits entsorgt wurden.“ Für Hoffmann ist das traurige Realität – auch für die Kinder: „Das war insgesamt der zehnte Einbruch, insofern ist es für uns Routine, wie wir die Kinder auffangen.“

Grundsätzlich gab es in Leverkusen im vergangenen Jahr weniger Einbrüche als im Jahr zuvor: Bei den Wohnungen beispielsweise sanken die Einsatzzahlen um knapp fünf Prozent. Auch die Zahlen bei Einbrüchen in Schulen ist insgesamt gesunken. Wie die Pressestelle der Polizei auf Anfrage mitteilt, registrierte sie für 2024 im gesamten Leverkusener Stadtgebiet knapp 20 Schuleinbrüche.

Auch in die Grundschule im Steinfeld ist öfter eingebrochen worden.

Auch in die Grundschule im Steinfeld ist öfter eingebrochen worden.

Die Jahre zuvor sah es allerdings anders aus. Noch in 2021 wurde knapp 50-mal eingebrochen, im Jahr 2022 schon 60-mal und im Jahr darauf mehr als 70-mal. Dass die Zahlen dann zu 2024 derart abfallen, hat allerdings einen Grund. Und das ist ein Ermittlungserfolg der Polizei.

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Anfang Januar 2024 konnte eine Ermittlungsgruppe der Kripo Köln 15 Wohnungen in Leverkusen und eine in Niederkassel durchsuchen. Der Verdacht: bandenmäßiger Einbruchdiebstahl an mindestens 38 Schulen und Kitas in Leverkusen, Köln und im ganzen Umland (Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein-Sieg Kreis, Kreis Düren, Kreis Mettmann) im Jahr 2023. Ermittelt werde seitdem gegen insgesamt 14 junge Männer und eine Frau im Alter zwischen 17 und 22 Jahren, schreibt die Polizei. 

Die Bande, die die Einbrüche in unterschiedlicher Konstellation durchgeführt haben soll, sollen neben Bargeld vor allem Tablets und Laptops, aber in Einzelfällen auch Tresore mit einem Gesamtwert von mindestens 500.000 Euro gestohlen und Sachschäden in Höhe von geschätzten 250.000 Euro verursacht haben. In den durchsuchten Wohnungen stellten die Beamten unter anderem Tablets, Handys und geringe Mengen Marihuana und Kokain sicher. In einer Wohnung fanden die Ermittler auch eine Schusswaffe. Diese Festnahmen dürften „sicherlich auch zum Rückgang der Fallzahlen im Jahr 2024 beigetragen haben“, schreibt die Pressestelle der Polizei.

Diese Festnahmen dürften sicherlich auch zum Rückgang der Fallzahlen im Jahr 2024 beigetragen haben.
Polizei Köln, auch zuständig für Leverkusen

Wie sich Schulen oder Kitas schützen können, unterscheidet sich gar nicht so sehr von den Maßnahmen von Privatpersonen: „Alle relevanten Zugänge sollten mit geprüften, zertifizierten einbruchhemmenden Fenstern und Türen nach DIN EN 1627 ab der Widerstandsklasse (RC) 2 gesichert sein“, empfiehlt die Polizei. Ältere Fenster und Türen könnten nachgerüstet werden, beispielsweise mit Zusatzschlössern. Eine andere Möglichkeit sei die nachträgliche Umrüstung auf Pilzkopfbeschläge, heißt es. All diese Einbauten gehören zu einbruchhemmenden Nachrüstprodukten nach DIN 18104.

Leverkusen: Diebe wollen meist Elektrogeräte

Die Täter hätten es meist auf elektronische Geräte abgesehen, ist die Erfahrung der Polizei. Sie rät: „Die Geräte sollten in einem separat gesicherten Raum untergebracht werden. Hier eignen sich beispielsweise fensterlose Räume, da man sich hier gezielt auf die hochwertige Absicherung der Tür konzentrieren kann. Die Wertgegenstände können zusätzlich in einem Safe untergebracht werden. Dieser sollte fest im Mauerwerk oder im Boden verankert sein.“ Zusätzlich sollen die elektronischen Geräte „auf eine nicht entfernbare Weise als Eigentum der Schule gekennzeichnet sein, um einen Weiterverkauf zu erschweren“.

Und ganz grundsätzlich, schreibt die Polizei, sollte eine Schule natürlich gut ausgeleuchtet sein. „Hier empfehlen sich Bewegungsmelder, die im Schulgelände beziehungsweise an den Zugängen verbaut werden sollten. So wird bei Zugang in der Dunkelheit Aufmerksamkeit erregt. Um sicher zu stellen, dass Zugänge immer abgeschlossen sind, können an Türen selbstverriegelnde Schlösser mit einer Panikfunktion verbaut werden (SVP-Schloss). Die Panikfunktion sichert im Notfall den Fluchtweg.“ Viele Sicherungsmaßnahmen seien einzelfallabhängig: Die Polizei unterstützt und berät Schulen und Kitas.

Radarüberwachung an Leverkusener Grundschule

Bei der Grundschule Im Steinfeld hat die Stadt Leverkusen erste Maßnahmen umgesetzt. Sie ist seit dem Frühjahr 2024 Teil des Pilotprojekts „Radarüberwachungsanlage“. Das System wurde zuerst an der Thomas-Morus-Schule getestet und inzwischen auf die Grundschulen Im Steinfeld und Im Kirchfeld ausgeweitet. Stadtsprecher Erik Butterbrodt erklärt die Funktionsweise der Anlage:  Radarsensoren erfassen Bewegungen auf dem Außengelände. Eine Künstliche Intelligenz analysiert die Daten und warnt bei verdächtigem Verhalten automatisch per Lautsprecher. „im Bedarfsfall wird der Sicherheitsdienst informiert“, heißt es weiter.

Und: Zuletzt habe das Törchen zum Haupteingang der Schule zumeist für die Berechtigten aufgestanden, erklärt Butterbrodt. Das wurde nun geschlossen, auch die Sportvereine werden für die Situation sensibilisiert. Die einbaute elektronische Schließanlage sei komplett geprüft worden. Alle ausgegebenen Schlüssel an Schule, Reinigung, Sport und mehr seien abgeglichen worden, alle nicht zuzuordnenden Schlüssel sind gesperrt.

Die Stadt erhofft sich vom neuen System, Einbrüche „durch frühzeitige Erkennung und Abschreckung zu verhindern“. Durch die Daten der Pilotschulen sammele man wertvolle Erkenntnisse, um die Technik weiterzuentwickeln. Die Stadt sie das Projekt als Erfolg an, möglicherweise soll das Radarsystem auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. Außerdem will die Verwaltung prüfen, ob weitere Überwachungsebenen eingeführt werden können.

Gegen den Datenschutz verstoße das Radarsystem nicht, weil die Radarsensoren keine Bilder aufzeichnen. Das System werde auch erst „scharf geschaltet“, wenn die berechtigten Nutzenden das Gelände verlassen haben (dazu zählen auch Sportvereine, Reinigungskräfte), also erst täglich in den Abendstunden. Für die Radarmeldeanlage sollen noch entsprechende Banner angeschafft werden, heißt es.

Schulleiterin Ina Hoffmann betont: „Ich hoffe auf weitere Konsequenzen, die das Schulhaus sicherer für Eindringlinge machen.“