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Caritas-KleiderstubeAufreizende Superdessous gibt es hier nicht

Lesezeit 4 Minuten
Sind als Team in der Kleiderstube im Einsatz: (von links): Marika Urselmanns, Elvira Brelöhr, Anita Emmrich, Magdalene Schneider und Karin Böhm.

Sind als Team in der Kleiderstube im Einsatz: (v.l.) Marika Urselmanns, Elvira Brelöhr, Anita Emmrich, Magdalene Schneider und Karin Böhm.

In Ründeroth betreibt die Caritas direkt neben der katholischen Kirche eine Kleiderstube.

Schon bevor am Dienstagmorgen die Eingangstüre der Caritas-Kleiderstube in Ründeroth geöffnet wird, hat sich draußen eine kleine Schlange gebildet. Kaum hat Marika Urselmanns aufgeschlossen, strömen die ersten Besucherinnen und ein Besucher in die zwei Räume der Stube, um sich nach Kleidungsstücken umzuschauen. „Das ist normal, dass die Leute bereits vor der Öffnung Schlange stehen“, erzählt Urselmanns.

Sie ist eine von 18 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die sich in der Kleiderstube – direkt neben der katholischen Kirche St. Jakobus in Ründeroth – engagieren. Dreimal pro Woche öffnet diese für einige Stunden. Besucherinnen und Besucher erhalten dort Kleidung zu kleinen Preisen. Einige Stücke gibt es schon für zwei Euro. Besitzer des Oberberg-Passes erhalten darauf noch einmal 20 Prozent Rabatt. An diesem Morgen  ist eine Kundin mit ihrem Enkelkind vorbeigekommen und hofft auf ein paar Schnäppchen bei den Kinderhosen.

Wir bieten keine aufreizenden Superdessous an. Wir sind immer noch eine katholische Einrichtung.
Magdalene Schneider

Die Kleidung ist nach Produktgruppen sortiert. An einem Ständer hat gerade erst eine knallrosafarbene Jacke ihren Platz gefunden, dahinter hängen Lederjacken, im Regal gegenüber stapeln sich Pullover in allen Farben. Zur Karnevalszeit gibt es eine Ecke mit Kostümen. Ganz selten schafft es auch schon mal ein Brautkleid ins Sortiment. Kinderspielsachen, Schuhe und ein wenig Geschirr gibt es ebenfalls, Möbel jedoch nicht. „Und wir bieten keine aufreizenden Superdessous an. Wir sind immer noch eine katholische Einrichtung“, meint Magdalene Schneider schmunzelnd.

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Kleidung stammt aus dem Container

Die Kleidung stammt aus dem Kleidercontainer, der an der Hauptstraße in Ründeroth steht. Dort können alle, die sich von gut erhaltener Kleidung trennen möchten, ihre Spenden hineinwerfen – zumindest im besten Fall. Denn immer wieder schafft es Kleidung aus dem Container erst gar nicht in den Verkauf. „Manche Sachen sind dreckig, kaputt oder ungewaschen und muffig. Die müssen wir leider aussortieren. Von fünf Säcken sind in der Regel drei für den Müll“, bedauert Elvira Brelöhr, die seit vielen Jahren zum Team der Kleiderstube gehört.

„Wir verstehen uns alle super und es sind auch Freundschaften entstanden“, berichten auch Marika Urselmanns und Magdalene Schneider. Zweimal im Jahr unternehmen die Ehrenamtlerinnen auch privat etwas – wenn Maikirmes im Ort ist und in der Weihnachtszeit. Auch Geburtstage werden gemeinsam gefeiert.

Gutes Teamwork ist wichtig bei der Arbeit in der Kleiderstube, die hat es nämlich in sich. Denn das, was in den Verkaufsräumen zu sehen ist, ist längst nicht alles. Im Keller stapeln sich weitere Kleidungsstücke, die darauf warten, leergekaufte   Regale wieder aufzufüllen. In einem weiteren Raum liegen außerdem die vielen Säcke aus dem Container, deren Inhalt noch in Augenschein genommen werden muss.

Durch Fast Fashion hat die Qualität der Anziehsachen sehr nachgelassen.
Elvira Brelöhr

Für eine wahre Kleidungsschwemme im Container habe zuletzt die neue Müllverordnung gesorgt, nach der Kleidung nicht mehr in der Restmülltonne entsorgt werden soll. Elvira Brelöhr berichtet: „Seitdem bekommen wir wesentlich mehr und eben auch viel Kleidung, die in keinem guten Zustand mehr ist. Viele nutzen den Container neben der Spende scheinbar auch zur Entsorgung. Durch Fast Fashion hat außerdem die Qualität der Anziehsachen sehr nachgelassen.“ Dazu komme der zunehmende Vandalismus an Kleidercontainern. Auch in Ründeroth sorgte ein im Container explodierter Feuerwerkskörper schon dafür, dass dieser   zerstört wurde und ersetzt werden musste.

Klamotten, die   aussortiert werden müssen, holt ein Verwerter ab. Kaputte Klamotten reparieren oder waschen können sie Frauen der Kleiderstube nicht. Dafür fehlen die Zeit und die Möglichkeiten.

Der Gewinn wird gespendet

Die Kleiderstube zählt mittlerweile viele Stammkunden. Einige haben nicht die finanziellen Möglichkeiten für teure Kleidung, andere wiederum achten auf Nachhaltigkeit und kaufen deshalb Second Hand. Nachmittags kommen vermehrt auch junge Leute vorbei, berichtet Magdalene Schneider, während sich auch an diesem Tag eine junge Frau mit ihrer Mutter zusammen umschaut. „Ich bin zum ersten Mal hier und positiv überrascht. Hier werde ich sicher etwas finden“, meint sie.

Von den Einnahmen der Kleiderstube wird die Miete in Ründeroth gezahlt sowie eine Reinigungskraft. Der Rest wird an lokale und soziale Einrichtungen gespendet, wie das Frauenhaus, die Obdachlosenhilfe, DLRG, Jugendfeuerwehr oder die Tafel. An wen das Geld gehen soll, darf das Kleiderstuben-Team selbst vorschlagen. „In guten Jahren konnten wir 10.000 Euro spenden“, berichtet Magdalene Schneider.


Öffnungszeiten

Öffnungszeiten der Caritas-Kleiderstube Ründeroth, Hauptstraße 22: Montags und donnerstags, jeweils 15 bis 18 Uhr, sowie dienstags von 10 bis 12 Uhr.