Am Mittwoch wurde den rund 110 Beschäftigten von der Firmenleitung mitgeteilt, dass sie spätestens Ende Dezember ihre Arbeitsplätze verlieren.
Aus besiegeltMegatech Industries schließt Produktionsstätte in Waldbröl-Hermesdorf

Ende dieses Jahres gehen bei Megatech Industries in Waldbröl-Hermesdorf die Lichter aus: Die Produktionsstätte für Kunststoffteile für die Automobilindustrie an der Adolf-Kolping-Straße wird endgültig geschlossen.
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Der sechste Eigentümerwechsel ist für die Produktionsstätte des früheren Automobilzulieferers Megatech Industries in Waldbröl-Hermesdorf auch der letzte: Nach Informationen dieser Zeitung ist den rund 110 Beschäftigten am Mittwoch (19. März) mitgeteilt worden, dass das Werk an der Adolf-Kolping-Straße bis Ende dieses Jahres stillgelegt wird.
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Personalchefin Nicole Wippermann das bevorstehende Aus: „Das ist der Belegschaft bei einer Betriebsversammlung am Mittag mitgeteilt worden.“ So werde die Produktion von Kunststoffteilen für Fahrzeuge bereits am 31. Juli dieses Jahres eingestellt, dann soll der gesamte Standort bis zum 31. Dezember abgewickelt werden. Als letzte Abteilungen werden laut Wippermann die Auslieferung und der Vertrieb dichtgemacht.
Das sagt Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber zu der anstehenden Schließung
Am Nachmittag äußerte sich auch Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber zu dem Ende des Unternehmens: „Das ist ein schwerer Schlag für unsere Stadt und insbesondere für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien“, sagt die Rathauschefin. Als langjähriger Zulieferer der Automobilindustrie sei das Unternehmen stark von der anhaltenden Krise in diesem Sektor betroffen gewesen. „Mein Mitgefühl gilt allen, die durch diese Entwicklung ihren Arbeitsplatz verlieren.“ Sie hoffe sehr, „dass trotz dieser furchtbaren Lage neue Wege und Chancen entstehen werden“.
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Erst Anfang dieses Monats hatte die italienische Konzerngruppe Sapa bekanntgegeben, dass sie den Mitbewerber Megatech Industries und auch damit den Produktionsort in der Marktstadt übernommen habe – als Teil einer weltweiten Expansionsstrategie. Der Hauptsitz von Megatech ist in Österreichs Hauptstadt Wien.
Erst Anfang dieses Monats hatte die italienische Sapa-Gruppe das Waldbröler Werk übernommen
In einer auf Englisch verbreiteten Mitteilung schrieb das Unternehmen damals zudem, man werde die bisherigen Megatech-Standorte in Deutschland „konsolidieren“, neben Waldbröl ist das ein Firmensitz in Feldkirchen (Landkreis München). Jetzt aber soll der Waldbröler Belegschaft verkündet worden sein, dass die Produktion von Oberberg nach Tschechien und nach Polen verlagert werde.
Diese Pläne wollte Personalchefin Wippermann auf Nachfrage indes nicht bestätigen. Einen Widerspruch zum Expansionsvorhaben sehe sie in der Verlagerung ins Ausland aber nicht. In einer eigenen Mitteilung spricht Megatech Industries derweil von einer strategischen Neuausrichtung unter dem Dach der Sapa-Gruppe: „Jedoch konnte auch diese Integration keine langfristige und stabile Auslastung des Standorts in Waldbröl gewährleisten“, steht darin. Daher werde die Produktion beendet.
Das trifft dort vor allem ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Die meisten Beschäftigten hatten ihren Arbeitsplatz bei dem Unternehmen, das in den 1960er Jahren unter dem Namen IBS Brocke in Morsbach-Lichtenberg gegründet worden war, dem Vernehmen nach für mehr als 20 Jahre. Ein Jahr lang hatte die Megatech-Belegschaft in Hermesdorf vor der jüngsten Übernahme Kurzarbeit geleistet, um den Standort zu sichern – „ein kräftiger Schlag in unser aller Gesicht“, hieß es. Jetzt hoffe man wenigstens auf einen fairen Sozialplan und gerechte Abfindungen.
Romik Gucharian, Vorsitzender des Betriebsrats in Hermesdorf, wollte sich am Mittwoch noch nicht dazu äußern: „Das ist alles zu frisch, wir müssen diskutieren.“
Nach IBS Brocke gehörte das Werk von 2004 bis 2007 zu ISE Intex, von 2007 bis 2011 war es Teil der Polytech-Gruppe. 2011 (bis 2016) übernahm es der japanische Konzern Toyota Boshuko, von 2016 bis 2025 gehörte es Megatech Industries und seit diesem März schließlich Sapa.