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FreizeitattraktionWo lettische Bauarbeiter in Waldbröl gerne ihre Feierabendrunden drehen

Lesezeit 4 Minuten
Mit Spaß bei der Arbeit: Bauleiter Janis Ilyines testet im fertigen Street-Flow-Park die Obstacles, die Hindernisse. Dieser ist des neuen Rollsportparks an der Klus in der Waldbröler Ortschaft Niederhof.

Mit Spaß bei der Arbeit: Bauleiter Janis Ilyines testet im fertigen Street-Flow-Park die Obstacles, die Hindernisse. Dieser ist des neuen Rollsportparks an der Klus in der Waldbröler Ortschaft Niederhof.

Der Rollsportpark an der Klus in Niederhof könnte noch vor den Sommerferien eingeweiht werden. In nur noch einem Bereich wird dort gebaut.

Bricht der Feierabend an, können Janis Ilyines und Chris Viksne gleich ausprobieren, was sie geschaffen haben – vorausgesetzt, der Beton ist hart, die Farbe trocken, die letzte Schraube angezogen. Das ist auf zwei Anlagen längst der Fall – der Arbeitsplatz ist für die beiden Letten gerade auch der ganz persönliche Fitnessparcours. Denn noch haben Bauleiter Ilyines (26) und Vorarbeiter Viksne (25) den neuen Rollsportpark an der Niederhofer Klus für sich allein: Ihr Arbeitgeber, Mind Work Ramps mit Hauptsitz in der lettischen Hauptstadt Riga, baut in Waldbröl die Freizeitattraktion.

Und die soll noch vor den kommenden Sommerferien eingeweiht werden. Ist der Rollsportpark fertig, müsse es schnell gehen, weiß Jan Kiefer, der Chef der Waldbröler Bauverwaltung. „Die Fans dieser Sportarten stehen längst in den Startlöchern und wollen aufs Gelände.“

Der Pumptrack in Waldbröls neuem Rollsportpark an der Klus ist ebenfalls schon fertiggestellt.

Der Pumptrack in Waldbröls neuem Rollsportpark an der Klus ist ebenfalls schon fertiggestellt.

Das liegt in der Ortschaft Niederhof, dazu gehören der bereits fertiggestellte Street-Flow-Park, eine etwa 500 Quadratmeter große Skate-Anlage, der ebenso fertige, gut 560 Quadratmeter große Pumptrack für Mountainbikes und schließlich der Dirt-Track, für Bikerinnen und Biker, die auf weiße Klamotten keinen Wert legen. Allein an diesem dritten, etwa 1100 Quadratmeter großen Parcours für „schmutzige“ Runden auf natürlichem Erdboden wird zurzeit noch kräftig gebaut.

„Als nächstes legen wir die Fundamente für die Beleuchtungen an und pflanzen acht Bäume“, kündigt zudem Daniel Rüth an. Der 43 Jahre alte Landschaftsarchitekt vom Kölner Fachbüro Lndskt (sprich: Landskate) ist der verantwortliche Planer. Anfang dieses Jahres haben das Büro und das Bauunternehmen Mind Work Ramps mit den Arbeiten am rund 962.000 Euro teuren Rollsportpark begonnen, 738.000 Euro davon erhält die Marktstadt aus dem Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten von Bund und Land.

„Die Lage des Platzes mit all ihren Höhen und Tiefen, die war die größte Herausforderung. An anderen Orten arbeiten wir auf der flachen, grünen Wiese – hier eben nicht“, sagt Daniel Rüth, der in Waldbröl verantwortliche Architekt.

„Die Lage des Platzes mit all ihren Höhen und Tiefen, die war die größte Herausforderung. An anderen Orten arbeiten wir auf der flachen, grünen Wiese – hier eben nicht“, sagt Daniel Rüth, der in Waldbröl verantwortliche Architekt.

„Mit dieser Summe können wir sehr gut arbeiten – und wir kommen hin“, betont Rüth und denkt auch an zwei Workshops, bei denen Freundinnen und Freundinnen des Rollensports Wünsche äußern durften. Der Architekt versichert: „Wir gestalten hier eine Anlage für jeden, für den Anfänger ebenso wie für den Profi.“ Auch Aufenthaltsflächen werden angelegt – diese sollen gut einsehbar sein, damit dort niemand Angst haben muss. Etwa 4500 Kubikmeter Erdboden, so schätzt Rüth, hat der meist sechs- oder siebenköpfige Bautrupp aus Riga unterhalb der Ortschaft Diezenkausen schon bewegt. „Die Lage des Platzes mit all ihren Höhen und Tiefen, die war für uns die größte Herausforderung“, erklärt der Kölner. „An anderen Orten arbeiten wir auf der flachen, grünen Wiese – hier eben nicht.“

Gebaut wird derzeit noch am Dirt-Track, dem dritten Bereich im Waldbröler Rollsportpark. Dieser könnte noch vor den Sommerferien eingeweiht werden.

Gebaut wird derzeit noch am Dirt-Track, dem dritten Bereich im Waldbröler Rollsportpark. Dieser könnte noch vor den Sommerferien eingeweiht werden.

Besonders gut zu sehen – und später im Fahrradsattel sicher auch zu spüren – ist das auf dem Dirt-Track: Ein vier Meter hohes Podest dient dort als Startrampe und der richtigen Beschleunigung, Rampen aus Holz und Stahl dienen unterwegs als Absprungflächen für hohe Sprünge. Nebenan, auf dem Pumptrack, liegt der Startpunkt dagegen auf einer Höhe von 1,20 Meter.

Doch eben diese Hanglage mit Blick auf die Klus und das Gelände, das bis 1976 erst Freibad und danach bis 2012 dann Campingplatz war, macht den Rollsportpark besonders attraktiv. Das findet auch Bauleiter Janis Ilyines. „Als Concrete Guy, also als der Typ mit dem Beton, hat mir die Arbeit am Street-Flow-Park den größten Spaß gemacht“, verrät er nach ein paar geschmeidigen Testrunden auf dem Zweirad.

Obstacles heißen da die Herausforderungen, dazu gehören etwa Rails (Schienenläufe), Ledges (eine Art rechteckige Bank mit Kanten), eine Corner Quarter Bank (eine hohe Kurve) und ein Manny Pad, eine vielseitig nutzbare Fläche mit Gefälle. „Alles ist in echter Handarbeit entstanden“, betont Ilyines. „Und das in nur fünf Tagen.“ Rund um die Karnevalszeit ist flüssiger Beton angeliefert und an der Klus sofort in glatte Form gebracht worden. Bauamtsleiter Kiefer: „Genau das macht den Unterschied: Hier sind Leute am Werk, die in der Freizeit selbst aufs Skateboard, in die Inlineskates oder auf das Mountainbike steigen.“ Nicht alles lasse sich auf einem Reißbrett planen.

Was Klimaschützer in diesen Tagen allerdings nicht so gerne hören: Das trockene Wetter der vergangenen Wochen und Monate hat dafür gesorgt, dass das Bauen an der Klus zu keiner Zeit ins Stocken geraten ist. Für die Aussaat des Grünen dort hoffen die Beteiligten jetzt aber dann doch auf den einen oder anderen schönen Landregen.