Bei einer Großtier-Rettungsübung lernten Feuerwehrleute den Umgang mit verunglückten Pferden an einem 200 Kilogramm schweren Dummy.
Feuerwehr-ÜbungDarum musste in Bergheim das Pferd Sam mehrmals hintereinander gerettet werden

Sam heißt das Übungspferd, das im Gelände des ehemaligen Tagesbaus beim Rettungsseminar gleich mehrere Male gerettet werden musste.
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Geduldig ließ sich Sam auf der Rettungsmatte festbinden. Seine Augen waren zugedeckt. Tierarzt Florian Severins, von der tierärztlichen Notdienst GmbH Rhein-Erft, hatte ihm fiktiv eine Beruhigung gespritzt. Keinen Zentimeter wich er dem Pferd von der Seite. Im Ernstfall würde er jetzt auch auf die Atmung und auf alle Bewegungen des Tieres achten. Sam, der etwa 200 Kilogramm schwere Pferde-Dummy, spielte die tragende Rolle bei einer Rettungsübung, die so bei den Feuerwehren im Rhein-Erft-Kreis nicht alle Tage stattfindet. Das Drehbuch sah vor, dass Sam in eine Grube gefallen war und keine Chancen hatte, aus eigener Kraft alleine dort wieder raus und auf die Beine zu kommen.
Helfen sollte die Feuerwehr. Und die tat das auch. „Traue keiner Sedierung“, hatte ihnen der Ausbilder dieser besonderen Großtier-Rettungsübung Lutz Hauch (70) eingebläut und Severins nickt bestätigend: „Wie wahr, wie wahr.“
Die Großtierrettung und ganz besonders die Rettung von Pferden wird hier auch aufgrund des Strukturwandels immer wichtiger
Hauch ist Fachmann für die Großtierrettung. In seiner Firma bietet er seit zehn Jahren Seminare an, um Feuerwehrleute, Tierärzte, aber auch Landwirte und die Mitglieder von Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk entsprechend zu schulen. Jetzt war er bei der Berufsfeuerwehr in Bergheim. „Die Großtierrettung und ganz besonders die Rettung von Pferden wird hier auch aufgrund des Strukturwandels immer wichtiger“, erklärt der Bergheimer Brandamtmann Thomas Summer.
Bergheim: Die Einsätze mit verunglückten Großtieren nehmen zu
Schon seit Jahren sei ja zu beobachten, dass die Zahl der Pferdehöfe in der Region kontinuierlich zunimmt. Summer hält es deswegen für richtig und wichtig, dass auch die Feuerwehrleute entsprechend ausgebildet und geschult sind.

"Pferdefüsterer" und Ausbilder Lutz Hauch (70) war selber viele Jahre bei der Feuerwehr und dem Rettungsdienst. Länger als 20 Jahre arbeitet er auch als Ausbilder für Problempferde. Seit zehn Jahren bietet er Workshops zur Großtierrettung an.
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Denn auch wenn Großtiere in Gefahr sind oder verunglücken, rufen die Menschen die Feuerwehr. „Und die Einsätze nehmen zu“, weiß Hauch. Alleine im vergangenen Jahr sei er in der Städteregion Aachen und im Kreis Düren zu sieben Einsätzen gerufen worden, bei denen Pferde in Not waren.
Dieses Jahr sei er schon bei zwei solcher Einsätze gewesen. Sein Mitarbeiter in Norddeutschland hat in den vergangenen neun Monaten sogar schon zwölf Pferde dort gerettet, meistens aus den Wassergräben. Gut erinnert sich auch Summer noch an einen Einsatz in Bergheim-Glessen, als die Feuerwehr einen ausgebüxten Stier einfangen musste.

Lutz Hauch (Mitte) weiß, was zu tun ist, wenn das Pferd im Anhänger gestürzt ist. Sein Wissen vermittelte er jetzt bei einem Lehrgang auch den Feuerwehrleuten in Bergheim.
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„Damals war auch ein Tierarzt bei der Rettung dabei gewesen, der den Stier sediert und beruhigt hat“, berichtet er. Summer war einer von 20 Bergheimer Feuerwehrleuten, die bei der Übung am Samstag (6. September) eingebunden waren. Die Feuerwehrleute haben dabei die besonderen Gefahren und Herausforderungen bei der Rettung großer Tiere kennengelernt. Und theoretisch und praktisch erfahren, wie sie die Tiere, aber auch sich selbst mit Umsicht und Voraussicht bei der Rettung mit entsprechenden Gerätschaften vor Verletzungen schützen. „Wir sind richtig überrascht, dass mit der Spezialausrüstung ein optimaler Schutz für das Tier und die Mannschaft sichergestellt werden kann“, betont Summer.
Dazu gehört unter anderem, dass ein Tierretter niemals dort stehen oder arbeiten sollte, wo ein in Not geratenes Pferd noch hintreten könnte. „Der sogenannte Gefahrenbereich ist absolut zu meiden“, sagt Hauch. Lange Bügel helfen den Einsatzkräften, das Tier vom Rücken aus mithilfe der Rettungsspinne auf der Matte zu befestigen. Danach braucht es vor allen Dingen Manpower, um die Matte mit dem Tier aus dem Gelände zu ziehen.
Am Ende war Hauch mehr als zufrieden über die Geschicklichkeit und das Einfühlvermögen, mit denen die Feuerwehrfrauen und -männer im Team seinen Sam gleich mehrmals aus der Mulde des ehemaligen Tagesbaus, aber auch nach einem fiktiven Sturz aus dem Anhänger gerettet haben.