Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Michael Loosen im Gespräch„In der Wirtschaftspolitik sind in Brühl Fehler gemacht worden“

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist Michael Loosen.

Michael Loosen geht für die Brühler FDP in das Rennen um die Vergabe des Bürgermeisterpostens.

Michael Loosen (40) ist Bürgermeister-Kandidat der Brühler FDP. Er ist für eine aktive Wirtschaftsförderung und den Ausbau des Phantasialands.

Bei der Kommunalwahl am 14. September treten fünf Bewerber um die Nachfolge des scheidenden Stadtoberhaupts Dieter Freytag (SPD) an. Wolfram Kämpf sprach mit dem Kandidaten der FDP über seine Ambitionen für die Schlossstadt.

Herr Loosen, Sie und Ihre Partei, die FDP, werben offensiv für einen Ausbau des Phantasialands. Wie würden Sie als Bürgermeister mit der vermutlich starken Kritik an diesem Vorhaben umgehen?

Michael Loosen: So wie ich es jetzt auch tue, mit dem Verweis auf eine Bauleitplanung als rechtsstaatliches Verfahren, in dem alle zum Zuge kommen und ihre Bedenken äußern können. Das gehört zu den Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaft. Zur Gerechtigkeit gehört es dann auch, das Ergebnis dieser Prüfung zu akzeptieren. Wenn sich herausstellt, ein Ausbau geht nicht oder nur unter bestimmten Auflagen, würde ich das akzeptieren.

Warum ist der Ausbau denn so wichtig?

Wir müssen doch nur auf die Nachrichten der vergangenen Tage schauen. Wir haben eine Haushaltssperre in Brühl, es droht die Pflicht zur Aufstellung eines Haushaltssicherungskonzepts. Und die Ursache ist fehlendes Steuergeld. Eine Erweiterung brächte zusätzliche Erträge und Arbeitsplätze, also neue Steuerzahler. Dieses Geld brauchen wir für unsere Infrastruktur. Zumal es in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Neuansiedlungen in Brühl gab.

FDP-Bürgermeisterkandidat will Haushaltskonsolidierung in den Blick nehmen

Zuletzt hat die Brühler Wirtschaft einige Aushängeschilder verloren. Renault und Nissan sind mit ihren Zentralen nicht mehr da, die Telekom hat eine größere Niederlassung geschlossen und die Cologne Business-School sitzt nun in Köln. Haben die Politik und Amtsinhaber Dieter Freytag (SPD) Fehler gemacht?

Wir sollten noch den verpassten Ausbau der Bundeshochschule dieser Auflistung hinzufügen. Ganz klar, es sind Fehler gemacht worden, andernfalls wäre es anders gelaufen. Offenbar hat man nicht gut genug auf die Anliegen der Firmen geachtet. Ich bin lange genug in der freien Wirtschaft unterwegs, um zu wissen, dass man besonders wach sein sollte, wenn es darum geht, Start-ups zu gewinnen und Unternehmen zu halten. Die Wirtschaftsförderung müsste viel aktiver sein. Ich war unlängst auf einer Veranstaltung der IHK. Dort haben junge Firmen nach Standorten gesucht. Die Brühler Wirtschaftsförderung war nicht vertreten. Da wundert es mich nicht, dass Hürth, Kerpen und Bergheim zuletzt mehr Unternehmen anlocken konnten.

Was wollen Sie für Brühl sonst noch bewegen?

Im Fokus steht zunächst der Haushalt und dabei die Vermeidung der HSK-Pflicht. Dazu gehört auch eine umfangreiche kommunikative Arbeit. Wir verwalten schließlich das Geld der Bürger. Ein transparenter Haushalt ist das Mindeste, das wir dem Bürger schulden. Wir müssen uns die freiwilligen Leistungen anschauen, aber nicht mir der Axt durchgehen.

Sie sind als Gesundheitsökonom tätig. Wie gut ist Brühl in Sachen Pflege aufgestellt?

Ganz schlecht. Und dennoch haben wir in den letzten Wahlkämpfen als einzige Partei für den Ausbau von Pflegeplätzen in Brühl geworben. Bei Podiumsdiskussionen kommt die Frage nun häufiger auf, wie es um das Älterwerden in Brühl bestellt ist. Das zeigt das Interesse der Menschen. Die Zahlen bedrücken mich. Es fehlen 400 Altenpflegeplätze bis 2040. Das sind nur noch 15 Jahre. Planung und Bau von zusätzlichen Heimen dauern Jahre. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns. Wenn wir das nicht hinbekommen, werden Familien auseinandergerissen, weil wir keine Pflegeplätze für die Eltern oder Großeltern anbieten können. Das ist bitter.

Ich weiß, dass ich der Underdog bin
Michael Loosen, Bürgermeister-Kandidat der Brühler FDP

Wo drückt sonst noch der Schuh?

Die Wohnraumschutzsatzung und aufwändige Bauvorschriften schrecken Investoren ab. Die Auflagen sind zu hoch, um wirtschaftlich damit klarzukommen. Ein anderes Beispiel ist die Verkehrswende. Die ist schön und wichtig, aber die Erreichbarkeit der Menschen muss gewährleistet bleiben. Ich denke da etwa an Pflegedienstmitarbeiter. Nicht alles ist mit Lastenfahrrad möglich. Oder denken wir an das städtische Grün. Jeder Baum ist schön. Aber jeder Baum braucht eben auch kostspielige Pflege.

Sollten Sie die Wahl nicht gewinnen, hätten sie für eine mögliche Stichwahl eine Präferenz?

Zunächst weiß ich, dass ich der Underdog bin. Aber die Kandidatur war wichtig, um wahrgenommen zu werden und sie hat sich ausgezahlt. Mein Wunschkoalitionspartner in der politischen Zusammenarbeit wäre die CDU.