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Sozialarbeit an SchulenAusbau an Gymnasien würde 1,5 Millionen Euro kosten

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Schüler einer zehnten Klasse eines Gymnasiums sitzen im Unterricht.

Schüler einer zehnten Klasse eines Gymnasiums sitzen im Unterricht. (Symbolfoto)

Das sei nicht zu viel Geld, finden Experten und Politiker. Wenn es nur nicht die Haushaltssperre gäbe.

Der Ausbau der Schulsozialarbeit für alle Kölner Gymnasien würde gut 1,5 Millionen Euro kosten. Das hat die Kommune auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitgeteilt. Demnach gibt es derzeit lediglich an zwölf der 37 städtischen Gymnasien eine Schulsozialarbeit. „Aufgrund knapper Ressourcen wird Schulsozialarbeit vorrangig an Schulen mit hohem Bedarf“ eingerichtet, teilte eine Sprecherin mit.

Bevorzugt würden demnach Schulen, die einen hohen Sozialindex aufwiesen, sprich Schulen in Brennpunktgebieten. „Gymnasien liegen überwiegend in niedrigeren Sozialindexstufen oder sie sind neu gegründet und daher im Schulsozialindex NRW noch nicht erfasst“, so die Stadt.

Stadt Köln stellt hohen Bedarf fest

An 86 Grundschulen gebe es Fachkräfte durch Träger der freien Jugendhilfe, an 65 weiterführenden Schulen seien kommunale Stellen eingerichtet worden. Auch das Land setze Schulsozialarbeit an derzeit 46 Kölner Schulen ein. An rund 60 Prozent der Schulen mit kommunaler Schulsozialarbeit beteilige sich das Land an der Finanzierung mit Fördermitteln. „An 50 Schulen ist Schulsozialarbeit rein kommunal finanziert“, teilt die Stadt mit.

Im jüngsten Schulausschuss hatte die Stadt auf eine Anfrage von Grünen, CDU und Volt geantwortet, dass es nur an den wenigsten Gymnasien Schulsozialarbeiter gebe. „Alle Schulen brauchen Schulsozialarbeit, auch die Gymnasien“, hatte dagegen kürzlich Silvia Meneghetti, stellvertretende Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit NRW, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. Dem widerspricht die Stadt nicht: „Aus der Praxis wird ein hoher Bedarf wahrgenommen.“

Auch eine Umfrage der Stadtschulpflegschaft hatte weiteren Bedarf an Gymnasien ermittelt. Stress, Angst, Depressionen, psychische Belastungen und Erkrankungen, aber auch Konflikte mit den Eltern und Mobbing und Ausgrenzung seien auch an Gymnasien relevante Themen, schrieb ein befragtes Mitglied einer Schulpflegschaft, das namentlich nicht genannt werden will. „Wir glauben – ohne konkrete Zahlen – dass die Belange, für die eine Schulsozialarbeit zuständig wäre, massiv zugenommen haben.“ Natürlich gebe es im Beratungsteam entsprechende Lehrkräfte, aber sie könnten die Expertise von Schulsozialarbeitern weder vom Umfang noch von der Qualität her ersetzen.

Arbeit hat massiv zugenommen

Die Schulpolitiker im Rat würden die Schulsozialarbeit gerne ausbauen, sehen sich derzeit aber von der geltenden Haushaltssperre ausgebremst. Als „wichtig und wünschenswert“ bezeichnete Constanze Aengevoort, schulpolitische Sprecherin der CDU, die Schulsozialarbeit. „Aber wir müssen zugleich die Haushaltslage im Blick behalten.“ Ähnlich äußerte sich Bärbel Hölzing, schulpolitische Sprecherin der Grünen: „Ich sehe große Schwierigkeiten, von der Kämmerin eine solche Summe zu bekommen.“ Gleichwohl müsse das Thema auf der Agenda bleiben.

„Wenn es um das Wohl von Kindern und Jugendlichen geht, ist die Summe nicht zu hoch“, sagt auch der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. Allerdings sei erst im kommenden Jahr klar, welche finanziellen Spielräume die Stadt habe. Seeck wünscht sich dann einen „großen Wurf“, in dessen Rahmen auch das Thema Inklusion beraten werden müsse.