Das Interview von FC-Präsident Werner Wolf schlägt weiter hohe Wellen. Der Mitgliederrat fühlt sich übergangen, Vorstands-Gegner Dieter Prestin reagiert.
Nach Interview von FC-PräsidentDieter Prestin: „Werner Wolf macht es wie Pippi Langstrumpf“

FC-Präsident Werner Wolf (r.) im Gespräch mit Sport-Geschäftsführer Christian Keller
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Das Interview von Werner Wolf schlägt weiter hohe Wellen. Auf der Klub-Homepage hatte der Präsident des akut abstiegsgefährdeten 1. FC Köln Anfang der Woche der Geschäftsführung um den umstrittenen Sportchef Christian Keller ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen und erklärt, dass der Vorstand auf jeden Fall seine Arbeit fortsetzen will.
Der Zeitpunkt des Interviews und einige Kernaussagen des Präsidenten, der sich selbst im Fall des Abstiegs gegen jedwede personelle Konsequenzen aussprach („Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt“), sorgten – gelinde gesagt — für Irritationen bei vielen Fans und auch im Klub. Der FC schwebt nach einer chaotischen Saison nicht nur in größter Abstiegsgefahr, sondern ist zudem von einer Transfersperre betroffen.
Der Mitgliederrat, ein Kontrollorgan und quasi Aufsichtsrat des Vereins, fühlt sich nach Informationen dieser Zeitung von dieser Art der „Aufarbeitung“ und dem Vorab-Verteilen von personellen Freibriefen übergangen. Die Analyse hätte, so war es offenbar vereinbart, erst nach der Saison stattfinden sollen.
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Dieter Prestin (r.) unterhält sich beim FC-Heimspiel gegen Bochum mit seinem früheren Kölner Teamkollegen Tony Woodcock.
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Der FC-Präsident ging in seinem Interview auch mögliche Kandidaten an, die sich in Stellung gebracht haben und es 2025 selbst in den Vorstand ziehen könnte. „Wir wollen den Teufelskreis opportunistischer Maßnahmen der vergangenen rund 35 Jahre durchbrechen. Genau jetzt, wenn die Stimmen mit den alten Rezepten wieder lauter werden und die Versuchung groß scheint, werden wir Flagge zeigen“, sagte Wolf im Brustton der Überzeugung.
Prestin will nach dem Freiburg-Spiel an die Öffentlichkeit gehen
Der Präsident hatte Dieter Prestin nicht namentlich erwähnt, doch der Doublesieger dürfte gemeint sein. Denn Prestin kritisiert nicht nur das Wirken des Vorstands und der Geschäftsführung, sondern plant den Umsturz. Der 67-Jährige hat im Hintergrund ein Team, eine Art Schattenkabinett, zusammengestellt und nach eigenen Angaben ein 40-seitiges Konzept erstellt.
Prestin will Sport-Vorstand werden. „Das Interview überrascht mich überhaupt nicht. Werner Wolf macht sich im Sinne von Pippi Langstrumpf die Welt, wie sie ihm gefällt“, sagt Prestin dieser Zeitung. Das Geißbockheim als Villa Kunterbunt? Prestin kündigt an: „Wir hoffen immer noch auf das FC-Fußballwunder. Unabhängig davon werden wir uns nach dem Freiburg-Spiel ausführlich öffentlich zu Wort melden.“