Bei einer Brückendurchfahrt bei Hannover wurde der ICE mit hunderten FC-Fans nach einem Unfall beschädigt, so dass er nicht mehr weiterfahren konnte.
Nach Kölner Spiel in WolfsburgAlbtraum-Rückfahrt für FC-Fans – ICE um 3 Uhr in Hannover evakuiert

Zug evakuiert: Fans des 1. FC Köln und weitere Fahrgäste steigen um 3 Uhr aus dem ICE bei Hannover aus und laufen in der Dunkelheit über die Gleise.
Copyright: Lars Werner
Diese Fahrten am Samstag mit der Deutschen Bahn werden viele Fußballfans des 1. FC Köln nicht vergessen – die Rückfahrt vom Bundesliga-Auswärtsspiel nahm dann sogar Züge eines Albtraums an. Am Ende musste der ICE 844 mit hunderten Anhängern des Aufsteigers an Bord, unter ihnen FC-Vizepräsident Carsten Wettich, nach einem unfassbaren Unfall kurz vor Hannover um gegen 3 Uhr evakuiert werden. Im Stockdunkeln liefen die Fahrgäste mehrere hundert Meter bis zum nächsten Bahnhof.
Gestrandet in Hannover-Kleefeld. Da waren bereits über neun Stunden nach dem Abpfiff des spektakulären Bundesligaspiels des FC beim VfL Wolfsburg (3:3) vergangen.
Für viele Dinge konnte die Bahn an diesem Tag, Abend und in dieser Nacht zwar nichts, doch man muss ihr eine unterirdische Kommunikation und ein miserables Krisen-Management vorwerfen.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Das Spektakel in der Analyse Dieser 1. FC Köln ist einfach nicht kleinzukriegen
- Traumstart beim 1. FC Köln Bülter über seinen Wechsel, seinen Weg und die besonderen Emotionen
- 3:1-Sieg gegen die SGE Grimaldo trifft doppelt – Bayer 04 Leverkusen schlägt Eintracht Frankfurt
- Zweite Saisonniederlage FC-Frauen unterliegen in Freiburg mit 0:1
- Pierre Littbarski „Dieser FC-Start macht definitiv Lust auf mehr!“
- FC reist selbstbewusst nach Wolfsburg Neue Kölner Teamstruktur mit Dieter-Bohlen-Faktor
- Drei Tore in sechs Spielen Malek El Mala sorgt beim 1. FC Köln für Highlights abseits des Rampenlichts
Bereits die Hinreise zur Partie ihres Lieblingsklubs hatte sich für die Fans chaotisch gestaltet. Ein Brand in einem Sicherungskasten eines Stellwerks in der Region Hannover hatte den Bahnverkehr in Richtung Berlin zeitweise enorm ausgebremst, dazu kam noch ein Polizei- und Notarzteinsatz bei Magdeburg. Folge: Etliche Züge fielen aus oder hatten massive Verspätungen. Auch hunderte Kölner Fans waren davon betroffen. Statt zwei, drei Stunden vor dem Anpfiff kamen sie erst rund 45 Minuten vor Spielbeginn in einem hoffnungslos überfüllten ICE in Wolfsburg an.

Der Kölner Fanblock beim Spiel in Wolfsburg
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports
Nach dem irren Spiel, in dem der FC in der 14. Minute der Nachspielzeit noch zum 3:3-Ausgleich durch Jakub Kaminski getroffen hatte und der Freude über den bereits siebten Punkt des Aufsteigers in der Bundesliga, wurde es am Bahnhof in Wolfsburg allerdings schnell wieder ganz ernüchternd. Der ICE 844 fuhr beispielsweise statt um 18.53 Uhr erst um 22.51 Uhr ab. Ein Grund: Der Zug war hoffnungslos überfüllt. Die Verantwortlichen der Bahn hielten eine Fahrt nicht für möglich und baten Fans, den Zug zu verlassen. Erst als sich die Anhänger, darunter die aktive Fanszene, auf einen späteren ICE verteilten, konnten beide Züge nahezu parallel die Rückreise nach Köln antreten. Die fand dann aber ein jähes Ende.
1. FC Köln: Erst die Freude über tolles 3:3, dann totales Chaos bei der Rückreise
Denn rund zwei Kilometer vor der Einfahrt im Hauptbahnhof Hannover, in Höhe des Tiergartens, ereignete sich gegen 23.40 Uhr ein schier unglaublicher Zwischenfall. „Wir sind wohl gerade unter einer Brücke durchgefahren“, erklärte der Zugbegleiter des ICE 844 per Lautsprecherdurchsage, bis er dann kurz ins Stocken geriet: „Also, das kann man jetzt fast nicht erzählen: Zeitgleich gab es auf der Brücke einen Autounfall. Die umherfliegenden Trümmerteile haben vorne in der Frontscheibe und auch wohl auch am Zug mehrere Beschädigungen verursacht. Beim Lokführer gab es auch einen ganz großen Einschlag, und wir hatten großes Glück, dass da nichts beim Lokführer durchgeschlagen ist.“
Folge war zudem ein Oberleitungsschaden. Der Zug war fortan vom Stromnetz getrennt. Auch die Klimaanlage fiel somit aus, die Luft wurde immer stickiger. Die WC-Spülungen gaben ebenfalls den Geist auf. Es folgten Durchsagen mit dem dringenden Appell, aus Sicherheitsgründen nicht den Zug zu verlassen. Ein medizinischer Notfall kam später auch noch hinzu. Am Ende gerieten dann einige Fahrgäste aufgrund der immer stickiger und wärmer werdenden Luft im Zug dann doch in gewisse Panik.

Fans des 1. FC Köln helfen weiteren Fahrgästen beim Ausstieg aus dem Zug um kurz nach 3 Uhr.
Copyright: Lars Werner
Die Kölner Fans verhielten sich überwiegend zivilisiert und ertrugen die Situation, so gut es eben ging. „Respekt an die FC-Fans, die nach einem extrem langen Tag die riesige Verzögerung mit Geduld ertrugen und Rücksicht auf die anderen Fahrgäste nahmen“, sagte Carsten Wettich.
In der Folge trafen der Notfallmanager, Rettungskräfte und die Bundespolizei ein, um den Schaden zu begutachten und über die Situation zu beratschlagen, was viel Zeit in Ansprach nahm. Eine Evakuierung des Zugs stand erst zur Debatte. „Wir sind guter Dinge“, sagte ein Bahn-Mitarbeiter – und erntete höhnisches Gelächter.

Auf der Rückreise im ICE vom Bundesligaspiel des 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg kam es zu einem folgenschweren Unfall.
Copyright: Lars Werner
Gegen 2.15 Uhr sollte der ICE, in dem es komplett düster war, Richtung Hauptbahnhof Hannover abgeschleppt werden. Da dieser Versuch misslang und die Fahrgäste immer unruhiger werden, gaben die Verantwortlichen schließlich die Freigabe zur Evakuierung. In der Dunkelheit liefen die Menschen über die Gleise bis zum Bahnhof Kleefeld, von dort wurden sie dann mit Shuttle-Bussen zum Hauptbahnhof in Hannover gebracht. Ansagen gab es keine. Die meisten Gestrandeten nahmen dann einen weiteren ICE um kurz nach 5 Uhr in Richtung Köln.
Betrunkener Autofahrer legte Bahnstrecke lahm
Wie am Morgen klar wurde, hatte ein betrunkener Autofahrer die ICE-Strecke lahmgelegt. Er wurde bei dem Unfall nur leicht verletzt. Der Mann rammte einen Betonpoller und schleuderte diesen mit seinem Fahrzeug mit Wucht von der Brücke. Die Oberleitung wurde beschädigt.
Im Auto saßen nach Polizeiangaben drei Menschen, an der Unfallstelle wurde jedoch nur noch der alkoholisierte Fahrer angetroffen. Obwohl sich das Auto bei dem Unfall überschlagen hatte und auf dem Dach zum Liegen kam, wurde der Fahrer offenbar nicht schwerer verletzt. Vorsorglich wurde er ins Krankenhaus gebracht. (mit dpa)