Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nicht nur Verkäufe, sondern auch große KäufeDer 1. FC Köln ist das neue Kaufhaus des Westens

5 min
12.08.2025, xophax, Fussball , 1.FC Köln 1.FC Köln, Saison 2025/2026 Fussball-Bundesliga Vorbereitung, Neuzugänge Medizincheck in der MediaPark Klinik Rav van den Berg Köln *** 12 08 2025, xophax, Fußball , 1 FC Köln 1 FC Köln, Saison 2025 2026 Fußball Bundesliga Vorbereitung, Neuzugänge Medizincheck in der MediaPark Klinik Rav van den Berg Köln

Raf van den Berg auf dem Weg zur Mediapark-Klinik, in der der Verteidiger am Dienstag den Medizincheck absolviert hat.

Aufsteiger 1. FC Köln wird für 8,5 Millionen Euro Verteidiger Rav van den Berg verpflichten und dann rund 23 Millionen Euro investiert haben.

„Jetzt haben wir uns das erste Mal seit langem in einer Transferperiode ein angemessenes Budget erarbeitet.“ Was Eckhard Sauren, der Vizepräsident des 1. FC Köln, im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ausführte, wird im Tagesgeschäft immer deutlicher. Der FC musste in den vergangenen Jahren tiefe Täler gehen und gewaltige Rückschläge verarbeiten. Doch der sanierte Klub, so Sauren, habe sich eine wirtschaftliche Stärke erarbeitet.

Und die kommt jetzt zum Tragen. Der FC ist in der Lage, eine für einen Bundesliga-Aufsteiger beachtliche Summe in seinen Kader zu investieren. In einem Ausmaß, wie es seit acht Jahren nicht mehr der Fall war, als man als feststehender Teilnehmer der Europa League im Sommer 2017 rund 34 Millionen Euro in Zugänge steckte.

Von diesem Rekord- Budget ist man noch ein Stück entfernt. Doch in der laufenden Transferperiode summieren sich die Kölner Ausgaben bereits auf rund 23 Millionen Euro. Nach den Wechseln von Isak Johannesson (für rund 5,5 Millionen Euro aus Düsseldorf), Ragnar Ache (4,5 Mio. Euro, Kaiserslautern), Sebastian Sebulonsen (2,5 Mio. Euro, Bröndby), Marius Bülter (900.000 Euro, Hoffenheim), Ron-Robert Zieler (200.000 Euro, Hannover) sowie den Leihen von Tom Krauß (Mainz), Jakub Kaminski (Wolfsburg), Kristoffer Lund (Palermo) und Cenk Özkacar (Valencia) steht der FC unmittelbar vor dem kostspieligsten Transfer des Sommers.

1. FC Köln: Nur Córdoba und Podolski waren teurer als van den Berg

Rav van den Berg, der 21-jährige Innenverteidiger des FC Middlesbrough, reiste am Dienstag nach Köln, um den obligatorischen Medizincheck zu absolvieren. Am Wochenende stand der Verteidiger bereits nicht mehr im Kader des englischen Zweitligisten für das Heimspiel gegen Swansea. Der Grund: Wie die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ zuerst berichtete, hat sich der FC im Werben um den Niederländer durchgesetzt. Die Kölner sollen sich sowohl mit dem Verteidiger als auch mit seinem Klub auf einen Wechsel geeinigt haben. Nach Informationen dieser Zeitung verkünden die Kölner den Transfer von van den Berg am Mittwoch, der niederländische U-21-Nationalspieler unterschreibt einen Fünfjahresvertrag am Geißbockheim. Er soll rund 8,5 Millionen Euro Ablöse kosten, die Engländer sollen an einem möglichen Weiterverkauf partizipieren.

In der Vereinsgeschichte gab der FC nur für Jhon Córdoba (17 Millionen Euro) und Klub-Legende Lukas Podolski (zehn Millionen Euro) mehr Geld für einen Spieler aus.

Der Bundesliga-Aufsteiger hatte zu Beginn des Verhandlungspokers offenbar sieben Millionen Euro Ablöse für van den Berg geboten, musste dann aber nachlegen. Denn an dem 1,91 Meter großen Rechtsfuß hatten offenbar auch Feyenoord Rotterdam, Crystal Palace und Besiktas ihr Interesse bekundet. Feyenoord schien im Poker lange Zeit die besten Karten zu haben, doch die Rotterdamer zogen sich überraschend aus den Verhandlungen zurück. In England und den Niederlanden wurde sogar eine Ablöse von rund zehn Millionen Euro kolportiert. Die dürfte allerdings – wenn überhaupt – erst durch Bonuszahlungen erreicht werden.

Zugute kam den Kölnern offenbar, dass sie sich in der Vergangenheit bereits um van den Bergs älteren Bruder bemüht hatten, der von derselben Agentur beraten wird. Sepp van den Berg (23), der früher für Mainz und Schalke spielte, steht mittlerweile in Diensten des Premier-League-Klubs Brentford.

Der Marktwert, aber noch mehr der Transferwert von Raf van den Berg ist in den vergangenen zwei Jahren enorm gestiegen. Im Sommer 2023 hatte Middlesbrough rund 300.000 Euro Ablöse für den Innenverteidiger an PEC Zwolle bezahlt. Doch der junge Abwehrspieler hat sich in der Championship in den Vordergrund gespielt und stand in 57 Punktspielen in der Startelf des Klubs aus Yorkshire.

Van den Berg wäre der zehnte Zugang in diesem Sommer für die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok. Das Toptalent Said El Mala (18), zuletzt an Viktoria Köln ausgeliehen, nicht mit eingerechnet.

Doch die Kölner Planungen sind damit nicht abgeschlossen. Wie berichtet, bemüht sich der FC um zwei weitere Profis. Von Lukas Kwasnioks langjährigem Klub Paderborn soll Raphael Obermair ans Geißbockheim stoßen. Das Werben um den im Mittelfeld vielseitig einsetzbaren 29-Jährigen hatte der Trainer jüngst offensiv bestätigt. „Bei dieser Personalie ist es schon so, dass von unserer Seite ein starkes Interesse da ist. Der Spieler ist 29 und es wäre schön, wenn man ihm die Möglichkeit gibt, dass er auch noch mal in der Bundesliga zeigt, was er draufhat“, sagte Kwasniok. Zweitligist Paderborn ist offenbar nur bereit, den bis 2026 unter Vertrag stehenden Obermair abzugeben, wenn er einen Ersatz gefunden hat. Das scheint noch nicht der Fall zu sein.

Zudem wurden am Dienstag Meldungen aus der Türkei publik, wonach Derrick Köhn vor einem Transfer zum FC stehe, der sich seit geraumer Zeit um den Linksverteidiger bemüht. Der 26-Jährige soll fünf Millionen Euro Ablöse kosten. Was dagegen spricht, sind die bereits geleisteten Kölner Transferausgaben sowie die Tatsache, dass der Aufsteiger in Kristoffer Lund (23) bereits einen Schienenspieler für die linke Seite verpflichtet hat und zudem Leart Pacarada (noch) beim FC unter Vertrag. Der 30-Jährige wird aber mit Bristol City in Verbindung gebracht, dem neuen Klub von Trainer Gerhard Struber.

Innenverteidiger wäre der 34. Profi im Kader – Abgänge erwartet

Überhaupt müsste sich der FC noch von ein paar weiteren Profis trennen, da van den Berg bereits der 34. Spieler im Kölner Kader wäre. Zeit ist noch vorhanden: In Deutschland schließt das Transferfenster am 1. September, in anderen europäischen Ligen sogar noch ein paar Tage später. Möglich wurden die Kölner Kraftanstrengungen durch die Konsolidierung des Klubs und die Einnahmen, die mit den Abgängen von Damion Downs, Max Finkgräfe, Steffen Tigges und im vergangenen Winter von Jonas Urbig erzielten werden konnten. Rund 21 Millionen Euro spülten die in die Kölner Kassen.

Größere Transferausgaben könnten für den FC die Wahrscheinlichkeit erhöhen, um in einem möglichen Abstiegskampf zu bestehen. Eine Garantie sind sie nicht. Denn obwohl die Kölner vor der Saison 2017/18 so viel Geld wie nie in den Kader gesteckt hatten, stiegen sie am Ende sang- und klanglos ab.