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Kölner AutobauerFord setzt Sonderzahlung an Belegschaft vorerst aus

Lesezeit 3 Minuten
05.05.2025, Köln: Das Ford Werk in Niehl.  Foto: Arton Krasniqi

Das Ford Werk in Köln-Niehl am Rhein. 

Die Entscheidung, ob das tarifvertraglich vereinbarte Transformationsgeld an die Belegschaft ausgezahlt wird, soll verschoben werden. 

Die Belegschaft der Kölner Ford-Werke wartet weiter auf eine Entscheidung ihrer Konzernmutter in den USA, wie es am Standort Köln in Zukunft genau weitergeht.

Mitte Mai hatte der erste gewerkschaftlich organisierte Streik das komplette Werk in Niehl und Merkenich lahmgelegt. Die Streiks hätten aber dazu geführt, dass „die deutsche Geschäftsführung in den Gesprächen weit genug auf uns zugekommen ist, dass wir weiteren Verhandlungen einen angemessenen Raum geben wollen“, sagt Kerstin Klein, IG-Metall-Verhandlungsführerin damals.

Kurz darauf wurden zwischen Arbeitgebern und Arbeiternehmen wesentliche Eckpunkte vereinbart, über die das US-Management in Dearborn, Michigan nun berät. Eine Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen.

Absicherung der Ford-Mitarbeiter gefordert

Die Arbeitnehmervertreter fordern von der Unternehmensführung eine Absicherung für alle 11.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter — auch im Fall einer Insolvenz, die drohen könnte, denn die US-Konzernmutter hatte den Schutzschirm für die deutsche Tochter aufgehoben. Im Rahmen dessen wurden bislang auch alle Verluste übernommen, die in den vergangenen Jahren angefallen waren, und das vor allem im Pkw-Geschäft. Sie belaufen sich dem Vernehmen nach auf bis zu neun Milliarden Euro.

Die deutschen Ford-Werke bekommen zwar frisches Kapital in Höhe von bis zu 4,4 Milliarden Euro aus den USA. Damit soll aber in erster Linie die Schuldenlast gesenkt werden. Hinzu kommen Mittel für einen mehrjährigen Business-Plan in jährlich dreistelliger Millionenhöhe. Die Arbeitnehmervertreter bezweifeln, dass das wirklich reichen wird.

Wenn sich die wirtschaftliche Lage also weiter verschärft – die ganze Branche hat derzeit unter der Transformation zur E-Mobilität zu leiden – und es tatsächlich zu einer Insolvenz käme in dem nächsten Jahre, wären auf einen Schlag alle Vereinbarungen zugunsten der Arbeitnehmer wie etwa Abfindungsprogramme hinfällig. Das möchten der Betriebsrat unter Benjamin Gruschka und die IG Metall verhindern.

Fakt ist aber leider auch, dass sich die beiden Kölner E-Modelle, auf die Ford am Standort ausschließlich setzt, bislang nicht so verkaufen, wie ursprünglich erhofft.

Schreiben an die Belegschaft liegt „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor

Aufgrund der angespannten Lage will die deutsche Geschäftsführung unter Marcus Wassenberg, nun die jährliche Zahlung des sogenannten Transformationsgeldes, verschieben. Das erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Kreisen der Belegschaft. In einem Schreiben an die Fordler, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es: „Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation hat die Geschäftsleitung beschlossen, die Entscheidung über die Auszahlung des Transformationsgeldes für das Jahr 2025 zunächst auf den 30.4.2026 zu verschieben.“

Die Zahlung wurde erst vor wenigen Jahren tarifvertraglich als Sonderzahlung für die Metall- und Elektroindustrie eingeführt. Sie soll dazu dienen, die Beschäftigung in Zeiten des Strukturwandels zu sichern und kann, neben der Auszahlung als Geldleistung, auch für eine Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich genutzt werden. Sie wird einmal im Jahr ausgezahlt und liegt je nach Unternehmen zwischen rund 18 und 27 Prozent des Brutto-Lohns.

Tarifvertraglich verankert ist aber auch, dass Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten diese Zahlung verschieben können. Davon hat Ford nun Gebrauch gemacht. „Klar, es ist schönes Geld, aber da verstehe ich das Unternehmen sogar, das im Moment erstmal nicht auszuzahlen“, sagt ein langjähriger Mitarbeiter, der anonym bleiben will.

Perspektive ist für die Fordler wichtiger

Auch die Reaktion der Arbeitnehmervertreter fällt nach Informationen dieser Zeitung angesichts der gesamten Lage vergleichsweise zurückgenommen aus. Man befürchte, dass es nicht bei der Verschiebung bleibt, sondern dass das Unternehmen die Auszahlung gänzlich aussetzen möchte – was tarifvertraglich möglich ist. Dann aber muss das Management nachweisen, wie schwierig die wirtschaftliche Lage genau ist. Das muss dann mit harten Zahlen unterlegt werden. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, muss nicht gezahlt werden, wenn die Umsatzrendite unter 2,3 Prozent liegt.

Für den Großteil der Belegschaft, so ist zu hören, ist grundsätzlich eine Zukunftsperspektive oder zumindest eine gute Absicherung im Moment deutlich wichtiger.