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NRW-KonjunkturumfrageMinimalwachstum von 0,1 Prozent, Hoffnung für 2026

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Mona Neubaur (Grüne), Wirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen

Mona Neubaur (Grüne), Wirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, setzt auf Besserung der konjunkturellen Lage. 

Wirtschaftsministerin Neubaur versucht Hoffnung auf eine Belebung der Konjunktur zu verbreiten. Die Lage der Unternehmen im Land hat sich laut einer IHK NRW-Studie aber weiter verschlechtert.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) ist sichtlich bemüht, Hoffnung auf eine baldige Besserung der konjunkturellen Lage in Nordrhein-Westfalen zu verbreiten. Im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium, im 21. Stock der ehemaligen Mannesmann-Zentrale hat sie am Montag gemeinsam mit Jörn Wahl-Schwentker, dem Vizepräsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) NRW die vom RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erarbeitete Umfrage über Lage und Ausblick der nordrhein-westfälischen Unternehmen vorgestellt. Eines vorweg: Die Lage hat sich für die meisten Betriebe verschlechtert. Ein Überblick:

Wie hoch ist das Wachstum der NRW-Wirtschaft im laufenden Jahr?

Nordrhein-Westfalens Wirtschaft wird es in diesem Jahr der Prognose zufolge nur auf ein Mini-Wachstum bringen. Wie aus der Untersuchung des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung hervorgeht, werde die Wirtschaftsleistung im Jahr 2025 um 0,1 Prozent zulegen. Zu Beginn dieses Jahres hatten die Konjunkturexperten noch mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet, diese Prognose aber schon im Frühjahr auf 0,1 Prozent reduziert - von diesem Wert gehen sie nun weiter aus. Für ganz Deutschland prognostiziert das RWI ein nur geringfügig besseres Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent. Grund für das bessere Abschneiden des Bundes liegt an einer etwas stärkeren Expansion in der ersten Jahreshälfte.

Was sind die Gründe für die schlechte Lage?

Begründet wird die mäßige Entwicklung mit den Folgen von zunehmendem Protektionismus auf der Welt, einer aggressiven internationalen Handelspolitik und hohen Energiepreisen. Für den Bund rechnet das RWI mit einem Plus von 0,2 Prozent.

„Die Ausfuhren nordrhein-westfälischer Unternehmen in die USA leiden unter der US-Zollpolitik“, sagte RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt. Europa kompensiere das nur teilweise, zudem sei die Lage im Inland herausfordernd. „Die jüngsten Indikatoren lassen keine schnelle wirtschaftliche Erholung erwarten, obwohl hohe öffentliche Ausgaben geplant sind“, sagte der Volkswirt. Hohe Kosten und sinkende Wettbewerbsfähigkeit seien weiterhin strukturelle Probleme. Auch die immer weiter verschärften Sanktionen gegen Russland gingen an der NRW-Wirtschaft keineswegs spurlos vorbei.

Welche Branchen sind von der schlechten Lage am stärksten betroffen?

Sorgenkind Nummer eins ist laut Wahl-Schwentker die Industrie, der IHK-Vize ist gleichzeitig IHK Präsident von Ostwestfalen und im Hauptberuf Logistikunternehmer. „Jedes vierte Unternehmen erwartet sogar einen weiteren Rückgang der Geschäfte“, sagt er. Entsprechend reduzierten viele Unternehmen ihre Investitionen (-19 Prozent) und ihre Beschäftigungsplanungen (-21 Prozent). Auch die Zahl der Ausbildungsplätze sei eingebrochen.

Ebenfalls sorgenvoll sind demnach die Einzelhändler im Land. Ein Drittel der befragten Kaufleute sprechen von schlechter Lage, nur 18 Prozent von einer guten. „Die Folgen der strukturellen Verschiebungen zum Onlinehandel sowie steigende Kosten und Preise zeigen sich in vielen Einkaufsstraßen der Städte NRWs“, sagte der IHK-Vize.

Wem geht es tendenziell besser?

Im Baugewerbe und im Dienstleistungsgewerbe ist der Lage-Indikator besser. Das liegt auch darin begründet, dass die Unternehmen hoffen, von den Infrastrukturprojekten der Öffentlichen Hand in der Zukunft zu profitieren. Das führt aber kaum zu mehr Arbeitsplätzen. Nur ein Achtel der Baufirmen plant Neueinstellungen. Im Sektor der unternehmens- und personenbezogenen Dienstleister ist die schlechte Lage noch nicht voll durchgeschlagen, das erwartet das RWI für das kommende Jahr.

Wie ist die Prognose für 2026?

Immerhin soll die Konjunktur im kommenden Jahr spürbar anziehen, dann soll die Wirtschaft in NRW und im Bund der Prognose zufolge um 1,1 Prozent zulegen. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) zeigte sich zuversichtlich. Sie erwartet, dass staatliche Investitionen in Bereichen wie Schulen, Straßen und digitaler Infrastruktur zu einer positiven Wirtschaftsentwicklung beitragen werden. „2026 soll die Wirtschaft endlich wieder spürbar wachsen“, sagte die Grünen-Politikerin.

Womit wird die Hoffnung auf Wachstum begründet?

Leider nicht mit einer strukturellen Belebung der Konjunktur. Immerhin: Bei Chemie und Maschinenbau erwartet Wissenschaftler Schmidt eine Bodenbildung. Seiner Einschätzung nach machen aber die staatlichen Investitionen 0,5 Prozentpunkte des Wachstums von 1,1 Prozent aus. Weitere 0,3 Prozent des prognostizierten Wachstums liege an sogenannten Arbeitstagseffekten. Konkret heißt das, dass im kommenden Jahr viele gesetzliche Feiertage auf ein Wochenende fallen und es daher mehr Arbeitstage gibt. Lediglich die restlichen 0,3 Prozentpunkte des Wachstums stammen also aus rein privatem Wirtschaften.