Wer sind die 90 Frauen und Männer, die in den kommenden fünf Jahren die Geschicke Kölns lenken werden? Ein Überblick.
Frauenanteil bei 45,6 ProzentSo setzt sich der neue Kölner Stadtrat zusammen

Eine Sitzung des alten Kölner Stadtrates
Copyright: Arton Krasniqi
Kölns Bürgerinnen und Bürger haben am vergangenen Sonntag ihre Vertreter für den neuen Stadtrat gewählt, sie bleiben für fünf Jahre im Amt und schaffen mit ihren Entscheidungen die Grundlage für die Arbeit der Verwaltung. Das Prozedere fußt auf der kommunalen Selbstverwaltung von Städten und Gemeinden, die in Artikel 28 des Grundgesetzes verankert ist und sicherstellt, dass örtliche Angelegenheiten örtlich geregelt werden. Von Menschen, die in der Stadt leben, sich auskennen und engagieren.
Wer also sind die 90 Frauen und Männer, die in den kommenden fünf Jahren die Geschicke Kölns lenken werden? 45 haben sich in den 45 Kölner Wahlbezirken gegen die Vertreter der anderen Parteien durchgesetzt und ein sogenanntes Direktmandat gewonnen. 45 weitere sind, abhängig vom Wahlergebnis ihrer Parteien, über deren Reservelisten in das höchste Gremium Kölns eingezogen. Wir geben einen Überblick zu den Zahlen und Fakten hinter dem neuen Stadtrat:
41 Frauen und 49 Männer sitzen im neuen Kölner Stadtrat, der Frauenanteil liegt somit bei 45,6 Prozent. Dem letzten Rat gehörten 37 Frauen (41,1 Prozent) und 53 Männer an. Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag beträgt 32,4 und im Landtag NRW 35,4 Prozent. Die höchste Frauenquote der Fraktionen (ab vier Mitglieder) im Kölner Rat hat künftig Volt bei zwei Männern und drei Frauen (60 Prozent). Mehr Frauen als Männer sitzen auch bei den Grünen auf den Stadtratsplätzen: Von 22 Mitgliedern sind 13 weiblich (59,1 Prozent). Von den 18 Ratsmitgliedern der SPD sind neun weiblich, also genau 50 Prozent. Die CDU-Fraktion setzt sich aus 14 Männern und vier Frauen zusammen, die der Linken aus fünf Männern und fünf Frauen, die der AfD aus fünf Männern und drei Frauen.
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Wer sind die ältesten Mitglieder im Kölner Stadtrat?
Ältestes Ratsmitglied ist Elfi Scho-Antwerpes (SPD), die am Freitag 73 Jahre alt wird und seit 2004 dem Kölner Stadtrat angehört. Obwohl die ehemalige erste Bürgermeisterin diesmal nur auf Platz 18 der Ratsreserveliste ihrer Partei stand, hat sie es noch einmal geschafft – als Direktkandidatin in Dellbrück. Mit 24,0 Prozent der Stimmen holte sie den Wahlbezirk Mülheim 3 vor der CDU (23,2) und den Grünen (20,0) zurück in SPD-Hände. Ihr wichtigstes Anliegen ist es, für soziale Gerechtigkeit einzutreten, dafür ist Scho-Antwerpes in der Stadt bekannt. Sie nennt das „die Kern-DNA der SPD“ und sich selbst „eine Kümmerin“.

Elfi Scho-Antwerpes gehört seit 2004 dem Kölner Stadtrat an.
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Jüngstes Ratsmitglied ist Helena Woll (Volt) mit 21 Jahren. Genau deshalb ließ sie sich auch aufstellen: „Ich wollte den Altersdurchschnitt im Rat nach unten ziehen“, sagte sie: „Es frustriert mich, wenn Leute über uns Junge entscheiden, ohne mit uns zu sprechen.“ Sich in so jungen Jahren bereits in der Kommunalpolitik zu engagieren, ist selten. Gerade die Ratsarbeit sieht Woll aber als „viel spannender“ im Vergleich zur Landes- oder Bundespolitik an, „weil sie die Menschen direkt betrifft“. Woll sagt: „Die Herausforderung wird sein, sich zu behaupten, damit ich ernst genommen werde.“
Dienstältestes Ratsmitglied ist Ralph Sterck. Seit 1999 vertritt der 59-Jährige die FDP im Kölner Rat, seit 26 Jahren also. Bis 2024 saß er seiner Fraktion auch vor. Sterck wird als Dienstältester am 6. November die erste Ratssitzung eröffnen, „eine große Ehre“ sei das. Die Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen kommen und gehen, Sterck bleibt. Er wird in der kommenden Ratsperiode die fünfte Person in diesem Amt erleben. Bereits in den Vorjahren habe er das ein oder andere Mal der Verwaltung und den Ratskollegen berichten können, wie frühere Entscheidungen zustande gekommen sind – niemand sonst hatte das noch aus erster Hand miterlebt.
Dafür schlage er auch regelmäßig sein noch analog begonnenes Archiv mit sämtlichen Unterlagen des Stadtentwicklungsausschusses seit dem Jahr 1999 auf. Das werde respektiert, sagt Sterck. Er spricht von einem „guten Arbeitsklima“ unter den demokratischen Fraktionen und weiß seine Erfahrung zu nutzen: „Ich habe mehr Einfluss als jemand, der in einer größeren Fraktion ist, aber nicht so lange dabei.“

Ralph Sterck (FDP), dienstältestes Kölner Ratsmitglied, guckt für Entscheidungen ab und an noch in seine Unterlagen des Stadtentwicklungsausschusses (StEA), die bis ins Jahr 1999 zurückreichen.
Copyright: Ralph Sterck
48 Jahre sind die Mitglieder des Kölner Stadtrates im Durchschnitt alt. Im vorigen Rat war es ähnlich, 48,8 Jahre war 2020 zu Beginn der Wahlperiode der damalige Schnitt. Den höchsten Altersschnitt hat die CDU-Fraktion mit knapp 56 Jahren. Es folgt die SPD-Fraktion mit durchschnittlich 47 Jahren, die Grünen kommen auf 46 Jahre, die Linke auf 49, die AfD auf 44 und Volt als durchschnittlich jüngste Fraktion auf 34 Jahre.
Viele Lehrkräfte im Kölner Stadtrat
Lehrerin oder Lehrer ist der häufigste Beruf der Ratsmitglieder: acht sind im Rat vertreten. Sechs Kandidatinnen und Kandidaten gaben an, zu studieren, ebenfalls sechs sind in Rente. Vier Rechtsanwältinnen und Anwälte und drei Polizeibeamte sind im künftigen Stadtrat vertreten. Menschen mit Ausbildungsberufen sind deutlich unterrepräsentiert: In der Liste mit den offiziellen Angaben finden sich ein Elektromeister, ein Schreiner und eine Pflegekraft. Ratsmitglieder üben ihre Funktion in aller Regel neben ihrem Hauptberuf ehrenamtlich aus. In einigen Fällen sind sie allerdings bei ihren Parteien angestellt, etwa als Fraktionsgeschäftsführer.
Direktmandate aus den 45 Kölner Wahlbezirken holten: 20 die Grünen, zwölf die SPD, elf die CDU und zwei die Linke. Elf Parteien und Wählergruppen sind künftig im Rat vertreten, so viele wie vor fünf Jahren zunächst auch. Im Laufe der Ratsperiode wechselte Mandatsträger allerdings Parteien, sodass es zuletzt nur noch neun Fraktionen und Gruppen gab.
Im neuen Rat bilden vier statt drei Ratsmitglieder eine Fraktion. Das sieht die neue Gemeindeordnung NRW vor. Was sich wie eine Formalie anhört, ist wichtig, weil Fraktionen beispielsweise mehr Geld erhalten, um ihren Betrieb zu finanzieren, als Gruppen oder Einzelmandatsträger. Die nur noch dreiköpfige FDP und Einzelmandatsträger Roberto Campione von der Kölner Stadtgesellschaft haben sich am Mittwoch zu einer Fraktion zusammengeschlossen. Ihr Chef ist der frühere FDP-Fraktionschef Volker Görzel, Campione und Stefanie Ruffen sind die Stellvertreter. Hauptamtlicher Fraktionsgeschäftsführer bleibt Ulrich Breite, der diesen Job seit 1999 innehat, es nun aber nicht mehr in den Rat schaffte.
SPD-Kandidat bekam die meisten Stimmen
Die meisten Stimmen in einem Wahlbezirk bekam Mattis Dieterich von der SPD. In Chorweiler 3, das ist der nördlichste Kölner Wahlbezirk mit Worringen, Blumenberg, Roggendorf/Thenhoven, Merkenich, Rheinkassel, Langel, Kasselberg und Feldkassel, stimmten 4435 Menschen für ihn, das sind 48,26 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Der 25 Jahre alte Rechtswissenschafts-Student ist seit sechs Jahren Stadtbezirksvorsitzender der Kölner SPD in Chorweiler, er sei jemand, der „sich kümmert und auch liefert“, sagt er. Für die kommende Ratsperiode habe er sich vorgenommen: „Den Menschen in Köln zeigen, dass die Stadt 86 Stadtteile hat und wir für alle Politik machen.“ Und: „Dazu beitragen, dass die Stadt wieder funktioniert.“
Neu im Rat ist wieder so gut wie die Hälfte aller Mitglieder: 44 von 90 gehörten dem Gremium zumindest in der vorigen Periode nicht an. Bei der vorigen Wahl 2020 waren 45 neue Mitglieder in den Rat gekommen. Bei der Linkspartei ist nur Fraktionschef Heiner Kockerbeck geblieben, die weiteren neun Vertreterinnen und Vertreter sind neu. Von den 18 SPD-Mandaten sind zehn neu besetzt, bei der CDU sind acht von 18 Ratsmitgliedern neu. Die 22-köpfige Grünen-Fraktion hat sich personell weniger verändert, nur sechs Mitglieder saßen nicht auch zuvor im Rat. Die AfD verdoppelte ihre Anzahl an Sitzen, zu den bisherigen vier Ratsmitgliedern kommen vier neue hinzu. Die fünfköpfige Volt-Fraktion hat drei neue Mitglieder. Zuvor nicht vertreten waren das erst voriges Jahr gegründete BSW mit jetzt zwei Ratsmitgliedern und die ebenfalls neu gegründete Kölner Stadtgesellschaft mit jetzt einem Ratsmitglied.