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Stadt zahlt 5000 Euro Miete pro MonatKalker Drogenkonsumraum ist fertig – und bleibt geschlossen

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Ein Raum mit Plätzen, um Drogen zu konsumieren. Foto: Stefan Rahmann

Der Drogenkonsumraum könnte in Betrieb gehen.

Der Drogenkonsumraum in Kalk ist betriebsbereit, öffnet jedoch nicht wegen fehlender behördlicher Absprachen. Kosten entstehen trotzdem.

Die Suche nach Räumen, in denen Drogenkranke sicher und unter hygienischen Bedingungen ihre Substanzen zu sich nehmen können, steht im Moment ganz vorn in der Aufgabenliste von Politik und vor allem Verwaltung. Dabei gibt es bereits einen Drogenkonsumraum, der komplett ausgestattet ist und zeitnah in Betrieb gehen könnte: an der Neuerburgstraße in Kalk.

Es ist alles vorhanden: ein Empfangstresen, Plätze zum Konsum. Ein Ruheraum ist eingerichtet. Die Büros sind bereit. Die Hausordnung ist von außen lesbar an der Eingangstür angebracht. Und der Verein Vision, der als Träger ausgesucht wurde, könnte zügig an den Start gehen. Neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden für den Raum eingestellt: drei Pflegekräfte, drei Sozialfachkräfte für die Beratung und drei Studierende, die den Kontakt zu den Nachbarn pflegen sollen. Sie alle werden mit einer Förderung durch das Gesundheitsamt bezahlt und sind jetzt zunächst an anderer Stelle für den Verein tätig .

Der Nichtbetrieb ist alles andere als billig: „Die Stadt zahlt seit Juni 2024 eine Miete von rund 2340 Euro, zuzüglich eines Sondermietanteils für den Umbau von rund 2318 Euro monatlich“, sagt Stadtsprecherin Katja Reuter. Macht zusammen 4658 Euro pro Monat. Allein, es fehlt die sogenannte Kooperationsvereinbarung. Die ist notwendig, um eine Betriebserlaubnis zu bekommen.

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Mit der Polizei hat noch niemand Kontakt aufgenommen

„Die Träger von Drogenkonsumräumen haben mit den zuständigen Gesundheits-, Ordnungs- und Strafverfolgungsbehörden Formen ihrer Zusammenarbeit schriftlich oder elektronisch festzulegen und mit ihnen regelmäßig Kontakt zu halten, um frühzeitig Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im unmittelbaren Umfeld der Drogenkonsumräume zu verhindern. Die Leitung der Einrichtung hat die einrichtungsbedingten Auswirkungen auf das unmittelbare räumliche Umfeld zu beobachten und besondere Vorkommnisse zu dokumentieren“, heißt es in Paragraph 6 der Landesverordnung über den Betrieb von Drogenkonsumräumen. „Die Behörden stehen dazu miteinander in gutem Austausch“, schreibt die Stadtsprecherin. Offenbar schon länger.

Allerdings: Mit dem Verein Vision hat nie jemand Kontakt aufgenommen. Und bei der Polizei weiß man von dem guten Austausch auch nichts: „Mit uns hat über die Kooperationsvereinbarung niemand gesprochen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Baldes.

Ein Gebäude mit heruntergelassenen Jalousien. Foto: Stefan Rahmann

Der Drogenkonsumraum an der Neuerburgstraße in Kalk

In Kalk wächst die Verwunderung. „Ständig fragen uns die drogenkosumierende Menschen, wann der Raum endlich geöffnet wird“, sagt Claudia Schieren, Geschäftsführerin von Vision. „Wir haben alles getan, was wir tun können.“ Jetzt liege es an Verwaltung, Polizei und Staatsanwaltschaft, den letzten Schritt zur Eröffnung zu gehen. Vision bietet an der Neuerburgstraße in einem anderen Gebäude Drogenkonsumenten bereits niedrigschwellige Hilfe: In dem Kontaktladen gibt es Frühstück und Mittagessen, Duschen, Kleidertausch und die Möglichkeit der Computernutzung. Zudem bieten die Mitarbeiter Beratung, Krisenintervention, Infektions­prävention (HIV/Hepatitis) und Streetwork. Sie fördern die Selbstorganisation von Konsumierenden und unterstützen auf dem Weg zu Substitution, Entgiftung und betreutem Wohnen.

666 Personen unterstützen Petition

Und während der Raum an der Neuerburgstraße auf die Eröffnung wartet, diskutiert man den Vorschlag des Polizeipräsidenten, gegenüber des Präsidiums in Kalk einen weiteren Konsumraum einzurichten. Das stößt bei der Bürgerschaft auf Widerspruch und Unverständnis. „Kalk will ja Verantwortung übernehmen. Wir unterstützen den Raum an der Neuerburgstraße. Aber ein zweiter Raum überfordert Kalk. Jetzt sind andere Stadtteile gefragt“, sagt Freya Luisa Griesenbach, zweite Vorsitzende des Bürgervereins.

Der betriebsbereite Raum müsse dringend öffnen: „Es ist doch unwürdig, dass sich die Menschen mit ihrer Erkrankung in die Büsche schlagen müssen.“ Thea Kuhs von der Kalker Bürgerinitiative Quartier Colonia zweifelt an der Sinnhaftigkeit des Standorts am Polizeipräsidium. „Dort entsteht im Odysseum eine Gesamtschule. Hinter den Köln-Arcaden werden Bürohäuser und Wohnungen gebaut. Alle werden die Haltestelle Kalk-Post nutzen. Und die ist heute schon chronisch überlastet. Das geht nicht.“ Dieter Meier wohnt am Bürgerpark und hat online eine Unterschriftensammlung gegen den Konsumraum am Präsidium gestartet. Bisher haben 666 Personen unterschrieben.