Das tägliche Petersglocken-Läuten im Kölner Dom für den verstorbenen Papst erzeugt seismische Erschütterungen, die von der Erdbebenstation registriert werden.
Papst-Gedenken im DomWenn der decke Pitter läutet, schlagen die Seismografen aus

Im Dom liegt ein Kondolenzbuch aus, täglich wird die Petersglocke geläutet
Copyright: Uwe Weiser
Am Ostermontag ist der Papst gestorben, am Samstag wird er beerdigt, und in der Zeit dazwischen erinnert an jedem Tag in Köln der Decke Pitter an Franziskus: Die Petersglocke wird bis zur Beisetzung ab 12 Uhr täglich jeweils eine Viertelstunde läuten. Martin Zeckra, Leiter der Erdbebenstation Bensberg, müsste diesen Termin gar nicht kennen. Er sieht ihn auch so in seinen Aufzeichnungen, denn wenn das 24-Tonnen-Schwergewicht läutet, zeigen seine seismischen Messinstrumente Erschütterungen an.
Kölner Dom: Fünf Messstationen der Erdbebenstation Bensberg
Im Kölner Dom befinden sich gleich mehrere seismologische Messstationen: eine im Keller, eine im Dachboden, drei im Nordturm. Sie zeichnen auf, sobald es zu Schwingungen im Untergrund kommt. „Wenn der Pitter schlägt, bewegt sich eine so große Masse, dass das für uns messbar ist – und das, obwohl die Glocke im Südturm hängt und nicht direkt bei der Messstation“, sagt Zeckra.
Was viele Menschen nicht wissen: Der Dom bewegt sich täglich. Für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar schwingt, wankt und zittert die Kathedrale. Dies haben Forscher der Erdbebenstation herausgefunden. Hier werden Erdbeben in den nördlichen Rheinlanden, insbesondere der Niederrheinischen Bucht, erfasst und wissenschaftlich ausgewertet. Die Erdbebenstation, die zur Universität zu Köln gehört, hat mehr als 40 Messtationen in der Region, die im Westen bis zur belgischen Grenze reicht und im Süden bis an die Mosel heran. Das sind jedoch längst nicht die einzigen: Es gibt noch Messstellen anderer Institute und die des Geologischen Dienstes NRW.
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Taylor Swift sorgte für kleines Erdbeben
An den Dom-Messstellen können Schwingungen im Untergrund aus der Region abgelesen werden, aber auch Erschütterungen, die weiter entfernt von Köln passieren. In Bensberg kann jedes Beben ab einer Magnitude von 5,5 und stärker weltweit aufgezeichnet werden.
Manchmal sorgen auch Menschen für lokal messbare Erschütterungen: „Bei einem Taylor-Swift-Konzert im vorvergangenen Jahr in Seattle haben die Menschen offenbar so heftig mitgetanzt, dass sie für ein Erdbeben der Stärke 2,3 gesorgt haben. Das gab es auch schon in London, in Berlin auf dem Tempelhofer Feld oder in Barcelona, als Messi ein Tor geschossen hat“, erklärt der Experte. Kölner Konzerte oder Fußballspiele haben seines Wissens nach aber noch nicht für seismische Erschütterungen gesorgt.
Sandiger Untergrund schluckt Erschütterungen
Dass die Petersglocke im Kölner Dom läutet und das Gebäude und den Untergrund leicht in Schwingungen versetzt, ist allerdings schon in Bensberg nicht mehr messbar. Das, so erklärt Zeckra, liegt am Untergrund des Kölner Doms. „Der Dom steht quasi auf Sand, der absorbiert Erdbebenwellen. Sie übertragen sich zwar vom Dom in den Untergrund, verlieren sich dann aber sehr schnell.“ Stünde der Dom auf felsigem Untergrund, wie es die Erdbebenstation in Bensberg tut, wäre es gut möglich, dass Pitter-Aktivitäten auch von dort aus messbar wären.
Zeckra guckte Montagvormittag übrigens gleich zweimal genauer hin: Seine Messinstrumente schlugen aus, als die Glocke zu Ehren des gestorbenen Papstes schlug – und wegen eines ganz normalen Erdbebens. „In Porz hat die Erde Montagvormittag ganz leicht gebebt: 0,4 auf der Richterskala, spürbar ist es aber erst ab 2 oder 2,5.“
Laut Domkapitel wird Franziskus in allen Domgottesdiensten der kommenden Tage gedacht. Zudem wird am Mittwoch im Dom um 18.30 Uhr ein Pontifikalrequiem für den gestorbenen Papst gefeiert.