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„Kölner Drogenkrieg“Geiselnehmer mit Geständnis – Verpasste Geburt des Sohnes sei „größte Strafe“

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Angeklagte mit Verteidiger, Dolmetscherin und Wachtmeister beim Prozess im Kölner Landgericht

Zwei Angeklagte mit Verteidiger, Dolmetscherin und Wachtmeister beim Prozess im Kölner Landgericht

Der Niederländer müssen sich derzeit vor dem Landgericht verantworten.

Mit umfassenden Geständnissen wurde am Mittwoch im Landgericht der Strafprozess gegen drei Niederländer fortgesetzt, die Mitglieder einer Kalker Drogenbande gefoltert haben sollen. Ziel sei es gewesen, Informationen über einen Raub von 350 Kilo Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth zu erlangen. Es waren die ersten direkten Geständnisse in einem Gerichtssaal zum Komplex „Kölner Drogenkrieg“.

Köln: Niederländer sollte 2000 Euro für „Job“ erhalten

„Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen, es war ein großer Fehler“, ließ der 25-jährige Sudnyson B. über seinen Verteidiger Christoph Rühlmann verlauten. Er habe nicht nachgedacht, was sein Handeln für sein Leben bedeute, er habe in Haft sitzend „die Geburt meines Sohnes verpasst, ich kann nicht für ihn da sein“. Das sei die größte Strafe für ihn, so der Angeklagte, er wolle sein Leben jetzt ändern.

Er habe nicht genau gewusst, was ihn in Deutschland erwarte, als er im Juni vergangenen Jahres in Amsterdam losgefahren sei. „Mir wurde gesagt, ich soll Leute unter Druck setzen, die was gestohlen haben“, so der Beschuldigte. Für die Erledigung dieses „Jobs“ sollte er 2000 Euro erhalten. Sudnyson B. behauptete aber auch: „Ich bin kein Auftragsverbrecher und gehöre auch zu keiner Bande.“

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Köln: Komplize will unter Zwang gehandelt haben

Angekommen in Hürth hätte er die Verdächtigen über mehrere Stunden gefesselt und auch mit Gegenständen geschlagen. „Ziel war, dass die Antwort kommt, wo das Diebesgut ist und wer das war.“ Auch schwere Drohungen seien ausgesprochen worden, die aber nicht in die Tat umgesetzt worden wären. B.: „Ich hätte nie jemandem die Zehnägel gezogen oder in Lebensgefahr gebracht.“

Zur Rolle seiner beiden Komplizen wolle er nichts sagen, „da ich nicht als Zinker dastehen möchte“. Der Mitangeklagte Dhelmar B. räumte danach über seine Verteidiger Maximilian Eßer und Tim Weller selbst seine Beteiligung an der Geiselnahme ein. Jedoch sei er genötigt worden. „Ich hatte 12.000 Euro Schulden“, so der 30-Jährige. Er sollte mitmachen, sonst wäre seiner Familie etwas passiert.

Köln: Geisel aus Lagerhalle sagt als Zeuge aus

Über einen Kontaktmann hätten sie Anweisungen bekommen, wie mit den Männern in der Lagerhalle zu verfahren sei. Gewalttätig sei es geworden, nachdem die Geiseln sie rassistisch beleidigt hätten. Irgendwann habe er den Tatort verlassen wollen, doch sein Auto sei abgeschleppt worden. Kurz darauf hatte die Polizei die Halle gestürmt, nach dem Hinweis eines Zeugen. Es kam zur Festnahme.

In einem Parallelprozess berichtete am Mittwoch eines der Opfer, wie sehr es in der Lagerhalle traktiert worden sei. „Ich wurde mit Kabeln geschlagen und man hat mir in den Arm geschnitten“, so der 28-Jährige. Vermummte Polizeibeamte hatten den Mann in den Gerichtssaal begleitet. Er gilt – wie weitere Kronzeugen – als gefährdet, da er der Polizei die Namen mehrerer Mittäter verraten hat.