Fauzi K. muss sich mit mehreren Mittätern vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Der „Goldpate“ packt ausSo lief die Entführung und die Flucht aus der Geisel-Villa in Rodenkirchen

Der „Goldpate“ Fauzi K. beim Prozess im Landgericht mit seiner Verteidigerin Funda Bicakoglu.
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Er nannte sich „Goldpate“, da er im Netz mit einer goldenen Pistole posiert haben soll. Fauzi K. gilt als eine der zentralen Figuren bei der Geiselnahme in der Villa in Rodenkirchen. Er spielte laut Anklage und auch eigener Aussage den Lockvogel, um ein Paar aus Bochum zu verschleppen – gleichzeitig rettete er die Geiseln im vielleicht letzten Moment. Nun sagte er beim Prozess am Landgericht aus.
Köln: Scheinkauf von 30 Gramm Marihuana
„Er wird seinen Tatbeitrag in eigenen Worten beschreiben“, sagte Anwältin Funda Bicakoglu, die für die nötige Authentizität auf eine schriftlich vorbereitete Verteidigererklärung verzichtete. Der Mandant erklärte dann, nach einem Raub von 350 Kilogramm Marihuana in den Fall involviert worden zu sein. Geklaut wurden die Drogen einer Kalker Bande. Die galt es zurückzuerlangen.
Der „Goldpate“ kannte eine Frau aus dem Ruhrgebiet, deren Umfeld verdächtigt wurde, in den Drogenraub involviert zu sein. Daher habe er sie kontaktiert, erklärte der Angeklagte. In der Folge sei es zu einem Scheinkauf von 30 Gramm Marihuana beim Lebensgefährten der Frau gekommen. Die Kalker Bande war danach sicher, dass es sich um ihr Marihuana handelte – aufgrund gleicher Siegel.
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Köln: Pärchen in Rodenkirchener Villa misshandelt
Laut Fauzi K. sei es der Plan des mutmaßlichen Drogenbosses Sermet A. gewesen, zum Schein einen größeren Drogendeal zu vereinbaren – um sich bei einer Übergabe das gestohlene Marihuana mit Gewalt zurückzuholen. Doch dazu sei es nicht gekommen, man sei hingehalten worden. „Sermet fühlte sich verarscht“, so der Angeklagte. Er habe gefragt: „Was sind das für Spielchen?“
Plötzlich sei er Teil der Entführung geworden. K. habe das Pärchen in ein Industriegebiet gebracht, dort seien die Opfer in einen Transporter befördert worden. Mittäter brachten die Geiseln zur Kölner Villa. Der „Goldpate“ sei später nachgekommen, „ich musste noch tanken“. Im Keller seien die Opfer mit Metallstangen traktiert worden. „Unmenschlich“ nannte Fauzi K. das Vorgehen der Komplizen.
Köln: „Goldpate“ ging zur Polizei und rettete Geiseln
Er habe nur noch dort weggewollt, berichtete K. – und brach im Gerichtssaal in Tränen aus. Nach einem Konflikt mit Sermet A., der stets per Telefon zugeschaltet gewesen sei, habe er schließlich die Villa verlassen. Er sei mit dem Auto nach Hause gerast und habe letztlich die Polizei verständigt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei konnte die beiden Geiseln danach aus dem Haus befreien.
Wie ein weiterer Kronzeuge kann auch Fauzi K. durch seine umfangreiche Aufklärungshilfe mit einem satten Strafrabatt rechnen. Grundsätzlich drohen dem 25-Jährigen und den Mittätern bis zu 15 Jahre Gefängnis. Der mutmaßliche Bandenboss und Drahtzieher Sermet A. muss sich ebenfalls bald vor Gericht verantworten. Für ihn fordert die Staatsanwaltschaft zusätzlich die Sicherungsverwahrung.