Zusammen mit der Kontaktstelle für Suchtkranke bietet die Einrichtung am Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Unterstützungsangebote.
Sozialdienst Katholischer MännerAnlaufstelle für Wohnungslose feiert 40-jähriges Bestehen

Leiter der Einrichtung Ralf Promper und Jens Röskens, Vorstand des Sozialdienstes Katholischer Männer, (v.l.) vor der Anlaufstelle am Kölner Hauptbahnhof.
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Erst verlor er seinen Job, dann seine Wohnung. Seit 2014 lebt Peter, der seinen Nachnamen lieber für sich behält, auf der Straße. Seine Schlafstätte ist jetzt ein Zelt. Tagsüber allerdings ist der 75-Jährige regelmäßig in der Kontakt- und Beratungsstelle für Wohnungslose des „Sozialdienstes Katholischer Männer“ (SKM) anzutreffen. Hier duscht er, bekommt zu essen, lädt sein Handy auf und – besonders wichtig – pflegt seine Bekanntschaften: „Ohne diese Anlaufstelle könnte ich es mir gar nicht vorstellen“, sagt Peter.
Er und rund 70 weitere Wohnungs- und Obdachlose feierten jetzt das 40-jährige Bestehen der Einrichtung direkt am Hauptbahnhof. Eine Etage darüber befindet sich die Kontakt- und Notschlafstelle für Drogenabhängige mit Drogenkonsumraum, vom SKM vor 35 Jahren gegründet. Auch die Menschen hier hätten oft keine Wohnung, sagt Leiter Uli Millmann. In den SKM-Räumen können sie sich aufhalten, bei Bedarf bekommen sie medizinische Unterstützung, Hilfe bei der Suche nach einer Beschäftigung oder nach einer Wohnung. Auch eine Notschlafstelle mit zwölf Plätzen an der Komödienstraße ist angeschlossen.
Das erste große Ziel unserer Arbeit ist, dass sich die Situation der Leute nicht verschlechtert.
Vor 24 Jahren kam der Drogenkonsumraum hinzu, es war der erste in Köln. Ziel sei es, dass die Süchtigen ihren Stoff in sicherem Umfeld und unter hygienisch unbedenklichen Umständen konsumieren, so Uli Millmann. Ein wichtiger Nebeneffekt: „Der öffentliche Raum wird geschützt“. Diesen Aspekt hebt auch Ralf Promper hervor, der die Anlaufstelle für Wohnungslose leitet: „Beide Einrichtungen sorgen für mehr sozialen Frieden am Hauptbahnhof.“ Wobei sich am Bahnhof auch die „Überlebensstation“ Gulliver und die Bahnhofsmission um Obdachlose kümmerten.
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Die Suchthilfe nehmen täglich zwischen 80 und 100 Menschen in Anspruch, 60 bis 80 Wohnungslose sind es im Stockwerk darunter. Auch hier gibt es zahlreiche kostenlose Unterstützungsangebote: „Das erste große Ziel unserer Arbeit ist, dass sich die Situation der Leute nicht verschlechtert“, sagt Ralf Promper. Jeden Tag sei etwa der mobile medizinische Dienst vor Ort, Begleitungen bei Behördengängen sind ebenfalls möglich. Darüber hinaus gibt es Mittagessen, Duschen, Waschmaschinen und die Möglichkeit, sich eine Postadresse anzulegen. „Wir haben versucht, für die Leute ein Wohnzimmer einzurichten“, so Promper.
Kölner Wohnungsnot wirkt sich auf Bedarf nach Angeboten aus
Die Arbeit beider Einrichtungen ist mit den Jahren nicht weniger geworden, im Gegenteil. Die Zahl der Wohnungslosen steigt. Auch nutzten vermehrt Menschen „aus der Mitte der Gesellschaft“ die Angebote, sagt Promper. Hintergrund sei der „katastrophale Wohnungsmarkt“. Uli Millmann unterdessen weiß von zunehmendem Crack-Konsum zu berichten. Dadurch erschwere sich der Zugang zu den Menschen und der körperliche Verfall schreite „extrem schnell“ voran. Eine Herausforderung sei es von Anfang an gewesen, den Drogenhandel rund um die Anlaufstellen zu unterbinden. Wer das Verbot missachte, riskiere ein Hausverbot.
Die Diskussionen um die Drogenszene am Neumarkt hatten zuletzt Wirkung gezeigt. Die Stadt plane, die Gelder für die Weiterentwicklung des Drogenhilfekonzepts von aktuell drei Millionen pro Jahr auf 17 Millionen aufzustocken, so SKM-Vorstand Jens Röskens: „Ich freue mich sehr über dieses Signal.“ Die finanzielle Situation der SKM-Einrichtungen am Hauptbahnhof ist derzeit jedoch prekär. Es gebe eine Unterdeckung im niedrigen sechsstelligen Bereich pro Jahr, so SKM-Sprecher Marco Petrelli. Die städtischen Zuschüsse deckten nicht die steigenden Kosten. Zum runden Geburtstag gab es am Freitag immerhin vom Lions-Club eine Spende von 1000 Euro.

