Vier Angeklagte müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Der Angriff soll auf der Schaafenstraße stattgefunden haben.
Vor Szeneclub in KölnAngriff auf lesbische Frauen? Männer streiten Gewaltakt ab

Drei der Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozess im Amtsgericht Köln.
Copyright: Hendrik Pusch
Der Fall hatte kurz vor dem CSD im Jahr 2022 für Aufsehen gesorgt: Drei lesbische Frauen wurden vor einem Szeneclub in der Schaafenstraße von einem Männerquartett belästigt, dann soll es zu Gewalttätigkeiten gekommen sein. Die mutmaßlichen Täter müssen sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Die schweren Vorwürfe wiesen sie von sich.
Köln: Anklage spricht von Angriff auf lesbische Frauen
Die Frauen hatten sich vor dem Club geküsst, als einer der Angeklagten sie ansprach. „Dürfen wir mitmachen?“, soll er sinngemäß gefragt haben. „Verpisst euch“, so die eindeutige Antwort einer der Frauen. Daraufhin sei der Mann laut Staatsanwaltschaft in Rage geraten, er habe die Frauen als „Dreckslesben“ beschimpft und in derben Worten gesagt, sie bräuchten mal wieder einen Mann.
Die ganze Männergruppe soll sich dann bedrohlich vor den Frauen aufgebaut haben. Schläge seien angedroht worden, eine der Geschädigten sei gegen eine Absperrung gestoßen worden. Als deren Lebensgefährtin sich einmischte, habe einer der Männer sie an den Haaren gepackt und wuchtig gegen den Kopf geschlagen. Die Frau erlitt eine Schädelprellung, war laut Anklage kurz bewusstlos.
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Köln: Verteidigung streitet homofeindlichen Hintergrund ab
Die Polizei erfasst Straftaten gesondert, bei denen vermutet wird, dass die sexuelle Orientierung der betroffenen Person eine Rolle bei der Tat gespielt hat. In solchen Fällen übernimmt der Staatsschutz die weiteren Ermittlungen, so auch hier. Dabei wird im Einzelfall genau geprüft, ob die Tat gezielt gegen queere Menschen gerichtet war oder ob andere Beweggründe im Vordergrund standen.
Eine Abneigung gegen homosexuelle Personen wies Verteidiger Markus Haupt für seinen Mandanten zurück. Das Wort „Dreckslesben“ sei nicht gefallen. Anwältin Anneke Bohlen, die in dem Verfahren den Hauptbeschuldigten vertritt, stritt zudem die in der Anklage behaupteten Schläge ab. Im Gegenteil sei ihr Mandant angegangen worden und habe sich von der Frau nur losreißen wollen.
Köln: Richterin vertagt den Prozess am Amtsgericht
Im Zeugenstand bekräftigte die geschädigte Krankenpflegerin ihre Vorwürfe. Sie sei in besagter Situation an den Haaren heruntergezogen worden, dann habe sie Schläge auf den Hinterkopf bekommen. „Danach war ich bewusstlos“, sagte die Zeugin. Nach dem Vorfall habe sie unter Angstzuständen und Panikattacken gelitten und sei zunächst kaum noch unter Leute gegangen.
Die Lebensgefährtin erhob im Zeugenstand auch Vorwürfe gegen die Security des Clubs. „Die haben uns nicht geholfen und gesagt, wir hätten provoziert“, so die 23-Jährige. Ein Urteil sollte eigentlich am selben Tag gesprochen werden, der Prozess am Amtsgericht wurde jedoch vertagt. Die Verteidiger regten etwa an, noch das damals eingesetzte Sicherheitspersonal als Zeugen zu laden.