Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Scharfe Kritik von Laschet und Co.ZDF räumt Zusammenarbeit mit Hamas-Mitglied ein

4 min
Armin Laschet kritisiert das ZDF. (Archivbild)

Armin Laschet kritisiert das ZDF. (Archivbild)

Nach einem Angriff auf eine Partnerfirma in Gaza zeigt sich das ZDF zunächst empört – Israel konterte. Nun bestätigt der Sender die Vorwürfe.

Das ZDF hat ohne eigene Kenntnis mit einem Hamas-Mitglied zusammengearbeitet, das gab der TV-Sender am Montag (27. Oktober) bekannt. Die israelische Armee habe ein Dokument vorgelegt, aus dem hervorgehe, dass ein bei einem israelischen Angriff in der letzten Woche getöteter Mitarbeiter der Produktionsfirma PMP ein Mitglied der Qassam-Bridgaden gewesen ist, teilte das ZDF mit. „Die Unterlagen geben keinen Aufschluss darüber, wann und wie der Ingenieur für Hamas tätig war und welche Aufgaben er übernommen hat“, hieß es weiter.

Die Vorwürfe gegen den 37-jährigen Ingenieur waren nach einem Raketenangriff auf den Standort der Produktionsfirma Palestine Media Production (PMP) im Süden Gazas am 19. Oktober laut geworden. Das mutmaßliche Hamas-Mitglied und der Sohn eines weiteren Mitarbeiters der Produktionsfirma waren dabei getötet worden.

ZDF arbeitete „seit vielen Jahren“ mit Partnerfirma in Gaza

„Die Zusammenarbeit mit der Firma besteht seit vielen Jahren“, erklärte der Mainzer Sender nun. Der getötete Ingenieur sei bei der Produktionsfirma für die technische Übertragung per Satellit zuständig gewesen. „Er war kein ZDF-Mitarbeiter und in journalistische Fragen nicht eingebunden.“ Die Zusammenarbeit mit der Firma habe der Sender als Reaktion auf die Enthüllung „bis auf Weiteres“ eingestellt, hieß es weiter.

Die Vorwürfe würden „aufgrund der vorgelegten Dokumente“ sehr ernst genommen, erklärte das ZDF. „Das schließt eine genaue Prüfung des Falls des getöteten Mitarbeiters wie auch der Firma insgesamt ein.“ Derzeit gebe es jedoch keine Hinweise dafür, dass weitere PMP-Mitarbeiter Teil der Hamas sein könnten. Auch die israelische Armee habe dafür keine Anhaltspunkte geliefert, berichtete der Sender.

Sender wies Vorwürfe der israelischen Armee zunächst zurück

Der Angriff auf den Standort der langjährigen Partnerfirma des ZDF im Gazastreifen hatte zunächst Empörung bei dem Sender ausgelöst. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden“, hieß es von Chefredakteurin Bettina Schausten.

„Unsere Augen in Gaza. Wir arbeiten seit Jahrzehnten schon mit den Kollegen zusammen. Heute trauern wir mit ihnen“, erklärte derweil „heute journal“-Moderator Christian Sievers nach dem Angriff auf der Plattform X. Die israelische Armee widersprach diesen Darstellungen daraufhin.

„Unsere Recherchen haben keine Anhaltspunkte ergeben“

Israel habe den Palästinenser als „Zugführer der radikal-islamischen Hamas identifiziert“, berichtete die „Bild“-Zeitung unter Bezug auf israelische Armeekreise. Der 37-Jährige sei deshalb bei dem Raketenangriff „gezielt ins Visier genommen und eliminiert worden“, hieß es weiter.

Auf Anfrage der Boulevardzeitung erklärte das ZDF dazu schließlich, die Vorwürfe der israelischen Armee, die „uns ohne weitere Belege erreichten“, seien geprüft worden. „Unsere Recherchen haben keine Anhaltspunkte ergeben, dass die Vorwürfe zutreffen.“ Die nun vorgelegten Unterlagen änderten diese Einschätzung des Senders offenbar.

Scharfe Kritik am ZDF: „Das ist ein Skandal“

Nun wird deutliche Kritik am ZDF laut. „Das ist ein Skandal, der das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tief erschüttert“, sagte etwa CDU-Politikerin Ottilie Klein der „Bild“-Zeitung. Es müsse „überprüft werden, ob die Hamas und ihre Unterstützer über diese Produktionsfirma Einfluss auf die Art und die Inhalte der Berichterstattung des ZDF hatten“, forderte die Sprecherin für Kultur und Medien der Unionsfraktion im Bundestag. „Es kann nicht sein, dass mit deutschen Gebührengeldern Terrorismus querfinanziert wird“, hieß es weiter.

Auch CSU-Generalsekretär Martin Huber ließ sich mit scharfen Worten zitieren. „Dass ein Hamas-Terrorist für das ZDF gearbeitet hat, ist ein ungeheuerlicher Vorgang“, erklärte Huber und sprach von einem „schweren Schaden“ für die Glaubwürdigkeit und die bisherige Berichterstattung über den Konflikt des Senders. Der Vorfall zeige, „wie perfide die Hamas Medien kontrolliert und gezielt unterwandert, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen“, fügte Huber an.

Armin Laschet fordert „journalistische Distanz“ bei ARD und ZDF

In eine ähnliche Kerbe schlug auch Armin Laschet (CDU). „Dass das ZDF in zwölf Jahren Zusammenarbeit nicht bemerkt, dass einer ihrer Mitarbeiter zeitgleich als Zugführer für die Hamas aktiv an Terrorismus gegen Israel beteiligt ist, spricht für sich“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag der „Bild“.

Die Tarnung als angebliche Journalisten und Techniker sei eine der perfidesten Methoden der Islamisten, erklärte der ehemalige Kanzlerkandidat der Union. „Leider sind allzu viele Medien weltweit auch bei ihrer Berichterstattung darauf reingefallen“, attestierte Laschet und forderte, die redaktionelle Arbeit von ARD und ZDF müsse stärker von journalistischer Distanz geprägt sein.

Omir Nouripour lobt „zügige und konsequente“ Reaktion

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft richtete bei X unterdessen kritische Fragen an den Sender. Nach welchen Maßstäben das ZDF seine Partner in Gaza aussuche und wie es zur Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma gekommen sei, fragte die DIG in dem sozialen Netzwerk.

„Ist sich das ZDF darüber im Klaren, dass falsche Andeutungen und Beschuldigungen gegen Israel Nährboden für israelbezogenen Antisemitismus bilden können, der Jüdinnen und Juden täglich, und seit dem 7.10.2023 noch verstärkt, betrifft?“, hieß es weiter. Vorsatz unterstelle man dem Sender jedoch nicht, stellte die DIG klar und begrüßte die schnelle Reaktion auf die von Israel vorgelegten Dokumente.

Auch Omid Nouripour (Grüne), Vizepräsident des Deutschen Bundestags, äußerte sich zu den nun ergriffenen Maßnahmen des Senders. „Stark, dass das ZDF zügig und konsequent auf die neue Beweislage reagiert“, lobte der Grünen-Politiker bei X.