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Islamistische Messerattacke in EssenSchüler soll Angriff auf Lehrerin in Video glorifiziert haben

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Einsatzkräfte bringen die Trage mit einer verletzten, tatverdächtigen Person zu einem Rettungswagen. Kurz nach dem Messerangriff auf eine Lehrerin an einem Berufskolleg in Essen ist die tatverdächtige Person gefasst worden.

Einsatzkräfte bringen die Trage mit einer verletzten, tatverdächtigen Person zu einem Rettungswagen. Kurz nach dem Messerangriff auf eine Lehrerin an einem Berufskolleg in Essen ist die tatverdächtige Person gefasst worden.

Außer einer Lehrerin am Berufskolleg soll der 17-jährige Kosovare am gleichen Tag einen Obdachlosen niedergestochen haben.

Der 17-Jährige, der vergangene Woche eine Lehrerin am Essener Berufskolleg niedergestochen hat, war womöglich „religiös motiviert“, hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtages gesagt. Bei den Verdachtsmomenten gehe es „insbesondere um Videos, die der Tatverdächtige angefertigt“ habe. Einzelheiten dazu könne er aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht sagen, so der Minister.

Zudem werde noch in einem anderen Delikt gegen den Jugendlichen ermittelt, das sich am selben Tag ereignet hat. Dabei geht es um einen Obdachlosen, dem er während einer Busfahrt in den Rücken gestochen haben soll. „Erste Erkenntnisse sprechen hier für eine Verbindung“, sagte Reul. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben die bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Handyvideos des Kosovaren einen islamistischen Hintergrund. „Wir gehen von einem dschihadistischen und gewaltverherrlichenden Hintergrund aus“, war aus Sicherheitskreisen zu erfahren. Nach der Messerattacke habe der Jugendliche seine Tat in einem Video glorifiziert. Sein Opfer habe den Propheten beleidigt, deshalb will der Schüler zugestochen haben. Immer wieder rief er in dem Clip auch „Alahu Akbar“. 

Auch noch einen Obdachlosen niedergestochen?

Nach den Angaben von Reul wurde der Essener Staatsschutz sowie die nordrhein-westfälische Zentralstelle für Terrorismus eingeschaltet. Die Generalbundesanwaltschaft bestätigte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, man stehe „in ständigem Kontakt“ mit den nordrhein-westfälischen Behörden. Dies geschieht gemeinhin, wenn überprüft wird, ob die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernimmt. 

Alles zum Thema Herbert Reul

NRW-Schulministerin Dorothee Feller hatte am Mittwoch bestätigt, dass der Tatverdächtige erst seit etwa 14 Tagen Schüler an dieser Schule war. „Der Täter hat zunächst eine Hauptschule besucht. Dann wechselte er an ein anderes Berufskolleg, verließ dort die Schule ohne Abschluss und war nicht mehr schulpflichtig. Er war erst seit 14 Tagen an dem Essener Berufskolleg, in dem die Tat geschah“, sagte Feller im Schulausschuss des Landtags.

Messerstecher war schon als Gewalttäter polizeibekannt

Laut Innenministerium war der Jugendliche bereits wegen Bedrohung, Verstoß gegen das Waffengesetz beziehungsweise gefährlicher Körperverletzung und Besitz von Kinderpornografie polizeibekannt. Im Frühjahr 2023 habe es „im Rahmen von Verhaltensauffälligkeiten“ zudem eine Fallkonferenz mit der damaligen Schule und dem Essener Jugendamt gegeben, bei der der Kosovare von der örtlichen Polizei als „Person mit Risikopotential“ eingestuft wurde.

„Nachdem er vier Monate polizeilich nicht mehr in Erscheinung getreten war und die Familie beim Jugendamt angebunden werden konnte, wurde das Risiko einer zielgerichteten Gewalttat als unwahrscheinlich eingeschätzt und der Verdächtige im August 2023 wieder ausgestuft“, so Reul. Das Landeskriminalamt NRW werde diese Entscheidung der Essener Kollegen jetzt noch einmal überprüfen. Zumal es nach der Ausstufung „noch zwei weitere Vorfälle mit dem jungen Mann“ gegeben habe. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll er 2024 ein Mädchen mit dem Tode bedroht haben. Im Jahr darauf soll er einen Mitschüler nach einem Streit über religiöse Fragen mit Pfefferspray angegriffen haben

Angreifer und Lehrerin außer Lebensgefahr

Nach dem Messerangriff auf eine Lehrerin an einem Berufskolleg in Essen hat ein Richter Haftbefehl gegen den 17-jährigen Schüler erlassen. Gegen ihn werde wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Der 17-Jährige war bei seiner Festnahme am Freitag durch Schüsse der Polizei lebensgefährlich verletzt worden. Wegen seines Gesundheitszustands habe ihm der Haftbefehl erst am Sonntag verkündet werden können, teilten die Ermittler mit. Der Jugendliche befinde sich inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr, werde aber weiterhin im Krankenhaus behandelt. Der Schüler soll die 45 Jahre alte Lehrerin durch mehrere Stiche schwer verletzt haben. In Lebensgefahr schwebte die Pädagogin nach früheren Angaben der Behörden nicht.