Zwei Olympia-Bewerbungen in NRW sind gescheitert. Gelingt mit Köln als „Leadcity“ der Durchbruch? Die Chancen dafür stünden nicht schlecht, heißt es.
Burmester hat IdeenKöln könnte Aushängeschild für Olympia-Bewerbung in NRW werden

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hält eine breite Zustimmung für Olympische Spiele in NRW für sicher.
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Im Modell existiert die Planung schon. Im Norden von Köln, im geplanten Stadtteil Kreuzfeld, bildet das temporäre Leichtathletik-Stadion eine neue Landmarke. Rund um die Arena befinden sich in einem Grünbereich mehrgeschossige Wohnanlagen. Dort, im Olympischen Dorf von Köln, sollen die Athleten wohnen, nachdem das olympische Feuer in einer feierlichen Zeremonie entzündet wurde. Ein Traum, der Wirklichkeit werden könnte. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, gibt es in der Düsseldorfer Landesregierung Überlegungen, mit Köln als Aushängeschild für eine Bewerbung für die Olympischen Spiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 ins Rennen zu gehen.
Die neue Euphorie im Rheinland wird ausgerechnet von einem Bürgerentscheid in München befeuert. Dort hatten sich am Wochenende 66,4 Prozent der Stimmen für die Ausrichtung der Spiele ausgesprochen. Das Ergebnis rief sogleich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auf den Plan. Der Ausgang der Abstimmung bestätige „die Begeisterung für die olympische Idee in ganz Deutschland“, erklärte der CDU-Politiker. „Nordrhein-Westfalen ist bereit für ein großes und zugleich kompaktes olympisches Fest mit neuen Zuschauerrekorden, spektakulären Sportstätten, getragen von den vielen sportbegeisterten Menschen bei uns im Land“, fügte Wüst hinzu.
Wüst zuversichtlich für Olympia
Zweimal hatte sich NRW schon um die Ausrichtung der Spiele beworben, zweimal zerplatzten am Ende die Träume von Olympia. Neben München und NRW wollen sich auch Berlin und Hamburg bewerben. Eine harte nationale Konkurrenz. Aber Wüst gibt sich zuversichtlich: „Wir bieten mit den vielen großen Sportstätten die größte Bühne für den größten Moment im Leben der Sportlerinnen und Sportler.“
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Bayern hatte mit seinem Votum vom Wochenende ein beeindruckendes Zeichen der Geschlossenheit gesendet. Die Gratulation von Thomas Weikert, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), liest sich fast schon wie eine Zusage. „Im Namen von Sportdeutschland gratuliere ich der Stadt München, dem Freistaat Bayern sowie dem Bayerischen Landes-Sportverband und seinem Präsidenten Jörg Ammon zu diesem Wahlerfolg. Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement und welcher Überzeugungskraft alle Beteiligten in den vergangenen Monaten daran gearbeitet haben, die Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt vom gesamtgesellschaftlichen Mehrwert der Olympischen und Paralympischen Spiele zu überzeugen“, so der DOSB-Chef.
Kommt der Bürgerentscheid in NRW zu spät?
In NRW sollen Bürgerentscheide über Olympia am 19. April 2026 stattfinden. Kritiker geben zu bedenken, dass der Zeitpunkt zu spät sein könnte. „Während der bayrische Ministerpräsident Markus Söder schon seine Runden dreht, steht Hendrik Wüst noch an der Startlinie“, sagte Henning Höne, Chef der FDP-Fraktion im Landtag, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die schwarz-grüne Landesregierung habe „sich schon jetzt ein halbes Jahr Rückstand eingehandelt“. Es werde „jetzt Zeit, dass Nordrhein-Westfalen bei Olympia in die Offensive“ gehe. „Wir brauchen die vorgesehenen Bürgerentscheide schnellstmöglich, auch um das klare Signal an den DOSB zu senden, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen hinter Olympia stehen“, sagte Höne. Olympische Spiele seien schließlich „weit mehr als ein Sportevent“, sie könnten „ein Zukunftsprojekt“ für ganz NRW, erklärte der Liberale. „Die Spiele würden unser Land neben dem Sport auch wirtschaftlich, infrastrukturell und gesellschaftlich nachhaltig stärken. So kann etwa aus dem Olympischen Dorf nach den Spielen dringend benötigter Wohnraum werden“, sagte Höne: „Für unsere Verkehrsinfrastruktur können Olympische Spiele der dringend benötigte Modernisierungs-Booster sein. Zudem können wir im Rahmen von Olympia die Rolle von Vereinen und Ehrenamt stärken.“
Olympia in NRW: Wüst unter Zugzwang
Tülay Durdu, sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW, erklärte, München habe mit dem „Ja“ der Bevölkerung „stark vorgelegt“. Für eine deutsche Bewerbung sei das gut. „Ob NRW diesen Rückstand einholen kann, ist eine andere Frage“, sagte Durdu.
Denn: Der Fahrplan für die Bewerbung weise noch einige Lücken auf: Weder sei entschieden, welche Stadt nun als Hauptaustragungsort mit dem olympischen Dorf für NRW ins Rennen gehen soll, noch sei der angedachte Termin für die Ratsbürgerentscheide endgültig entschieden. Zudem sei der Aufwand für eine Bewerbung mit vielleicht 16 beteiligten Städten höher als in München. „Aber wenn Hendrik Wüst es ernst meint, muss er jetzt liefern – eine halbherzige Bewerbung wird es nicht schaffen. Mit Lippenbekenntnissen kommen wir nicht weiter“, so Durdu.
In Düsseldorf heißt es allerdings, die Bewerbung sei auf einem guten Weg. Im Sportausschuss des Landtags waren bereits Optionen für den Bau eines temporären Leichtathletik-Stadions vorgestellt worden – dabei wurde auch das Modell für Köln-Kreuzfeld vorgestellt. Vieles spreche für Köln als „Leadcity“, heißt es. Es sei zielführender, mit dem Namen einer Stadt zu werben, als zum Beispiel mit der international weniger bekannten „Region Rhein-Ruhr“.
Klar ist aber auch: Sollte die Wahl auf „Cologne“ fallen, werden die großen Sporttempel in ganz NRW zu Ausrichtungsorten. Das neue Konzept basiert auf der Bewerbung von „Rhein Ruhr City 2032“, das einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit legte. Danach könnten in Köln Bodenturnen und Geräteturnen in der LanxessArena stattfinden, Rugby und Fußball im RheinEnergieStadion. Auch über die Ausrichtung des Marathonlaufs wird offenbar nachgedacht. Das internationale Presse- und Medienzentrum könnte in der Kölnmesse untergebracht werden.
Designierter Kölner OB Burmester hat schon konkrete Ideen
Michael Vesper, langjähriger Vorstandchef des DOSB und früherer Vize-Ministerpräsident von NRW, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, das positive Votum in München sei „großartig“ und mache „Mut für eine deutsche Bewerbung mit Erfolgsaussicht“. Er sei nun optimistisch, dass auch die Abstimmung in den NRW-Kommunen positiv ausfalle, so der Politiker der Grünen. „Sicher werden die Verantwortlichen jetzt überlegen, dass eine durchschlagende Bewerbung einen Fahnenträger braucht, der weltweit bekannt ist“, sagte Vesper.
Auch Oliver Seeck (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses im Kölner Stadtrat, sieht das Ergebnis Bürgerbefragung in München als Ansporn, in NRW mitzuziehen. „Das zeigt doch, dass man die Menschen von Olympia überzeugen kann“, sagte Seeck unserer Zeitung. Der nationale Wettbewerb dürfe nicht von den Zustimmungswerten in den Bewerberregionen abhängen. „Die Münchner wollen Olympia haben – und wir wollen es erst recht“, betonte Seeck. Der designierte Oberbürgermeister von Köln, Thorsten Burmester (SPD), hat schon konkrete Idee, wie eine Bewerbung von Köln aussehen könnte – zum Beispiel mit dem Dom im Olympia-Logo. Ein Vorstoß, den Seeck nachdrücklich unterstützt: „Wir sind die mit Abstand größte Stadt in NRW, daraus müssen wir einen Anspruch ableiten.“ Das Signal, dass Köln als „Zugpferd für die Olympiabewerbung“ bereitstehe, sei völlig legitim.


